Die Deutsche Filmakademie hat am 16. Januar die Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis 2023 bekanntgegeben. Für die Nominierungen kommen 26 Spielfilme, 12 dokumentarische Produktionen und 6 Kinderfilme in Frage, darunter viele Romanadaptionen von „Im Westen nichts Neues“ und „Mittagsstunde“ bis „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“, aber auch Publikumshits wie „Die Schule der magischen Tiere 2“ und der Festivalerfolg „The Ordinaries“.
Der Deutsche Filmpreis hat in den letzten Jahren einen wilden Termin-Schlingerkurs gefahren. Vom langjährigen April-Termin, der 2020 trotz Corona-Lockdown gehalten wurde, aber nur unter extremen Einschränkungen stattfinden konnte, ging es 2021 in den Spätherbst und im Folgejahr in den Sommer. 2023 gibt es nun eine weitere Annäherung an die vertraute Praxis zurück, indem die Filmpreis-Gala auf den 12. Mai gelegt wurde. Damit fällt Deutschland im internationalen Vergleich zwar immer noch aus dem Rahmen – üblicher sind schließlich fast in allen Ländern Preisverleihungen am Ende oder rückwirkend zu Beginn eines Jahres –, setzt aber durchaus nachvollziehbar darauf, dass die ersten Monate 2023 und insbesondere die Berlinale im Februar noch einigen Kandidaten einen Schub geben könnten.
In der am 16. Januar bekannt gegebenen Vorauswahl für den Filmpreis, aus der am 24. März die Nominierungen verkündet werden sollen, finden sich dementsprechend einmal mehr einige Filme, die ihre Premiere in Berlin feiern werden: Etwa „Seneca“ von Robert Schwentke, dessen vorherige Arbeit „Der Hauptmann“ 2018 beim Deutschen Filmpreis u.a. als bester Film nominiert worden war und der nun mit dem Werk über den römischen Stoiker nachlegen könnte. Oder David Wnendts neuer Film „Sonne und Beton“. Noch nicht für Berlin verkündet ist Emily Atefs „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“, mit dem aber – nach ihrem Wettbewerbseinsatz mit „3 Tage in Quiberon“ 2018 – durchaus noch zu rechnen ist, ebenso wie mit Frauke Finsterwalders „Sisi & Ich“ oder Ilker Çataks „Das Lehrerzimmer“, dessen Hauptdarstellerin Leonie Benesch Deutschlands „European Shooting Star“ 2023 ist.
Auch ohne Festival-Premiere noch seinen Weg machen könnte Sonja Heiss’ „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ nach dem autobiographischen Bestseller von Joachim Meyerhoff, eine von vielen Literaturverfilmungen in der Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis. Hierzu gehört insbesondere die auch international stark wahrgenommene Remarque-Neuverfilmung „Im Westen nichts Neues“, mit der Edward Berger u.a. auch Chancen auf den „Auslands-Oscar“ hat, aber auch die Arthouse-Hits „Mittagsstunde“ und „Was man von hier aussehen kann“, Hans-Christian Schmids Film über die Reemtsma-Entführung, „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ und Thomas Stubers & Clemens Meyers jüngste Kooperation „Die stillen Trabanten“.
Daneben ist die Bandbreite der 26 Spielfilme in der Vorauswahl bemerkenswert groß. Neben einem originellen No-Budget-Film wie „Heikos Welt“, dem experimentellen „Mutter“ sowie dem umwerfend einfallsreichen Festivalhit „The Ordinaries“, der bereits beim Filmfest München, beim Filmkunstfest MV und beim „Schlingel“-Filmfestival Preise gewinnen konnte, können sich auch eher geradlinige Unterhaltungsfilme von Karoline Herfurth („Einfach mal was Schönes“), Michael Herbig („Tausend Zeilen“) oder Fatih Akin („Rheingold“) Hoffnungen auf Nominierungen machen. Einmal mehr eine Balance zwischen Kommerz und Anspruch versucht auch die Kinderfilm-Kategorie, in der neben „Mission Ulja Funk“ und „Nachtwald“ auch der Kassenhit „Die Schule der magischen Tiere 2“ nicht fehlt.
Vielfältiger präsentiert sich daneben die 16 Werke umfassende Dokumentarfilm-Auswahl, die Künstlerporträts über Elfriede Jelinek und Igor Levit ebenso berücksichtigt wie den berauschenden Tanzfilm „Dancing Pina“, die ungewohnte historische Perspektive von „Liebe, D-Mark und Tod“, sehr persönliche Spurensuchen wie „Anima – Die Kleider meines Vaters“ und Heinz Emigholz’ neuesten Streich „Schlachthäuser der Moderne“.
Bei allen möglichen Einwendungen gegen einzelne Werke lässt sich durchaus von einer starken Auswahl sprechen, die es sicher nicht leichtmacht, nur drei bis sechs Kandidaten für die Nominierungen auszuwählen. Die insgesamt 48 berücksichtigten Filme können in allen Kategorien nominiert werden, hinzu kommen noch fünf weitere Produktionen, die für einzelne Rubriken nachbenannt wurden.
Die Vorauswahlliste im Überblick:
Spielfilme
In einem Land, das es nicht mehr gibt
Irgendwann werden wir uns alles erzählen
Sisi & Ich
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
Was man von hier aus sehen kann
Wir könnten genauso gut tot sein
Wir sind dann wohl die Angehörigen
Nachbenennungen für Einzelkategorien
Aus meiner Haut: Filmmusik & Männliche Nebenrolle
Da kommt noch was: Weibliche Hauptrolle
Die Känguru Verschwörung: Visuelle Effekte
Der Russe ist einer, der Birken liebt: Kamera/Bildgestaltung
Der vermessene Mensch: Szenenbild
Dokumentarfilme
Anima – Die Kleider meines Vaters
Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen
Liebe, D-Mark und Tod - Aşk, Mark ve Ölüm
Kinderfilme
Die Schule der magischen Tiere 2