© Les Films du Tambour de Soie

Ein Film, ein Schock: Das Haus nebenan

Dokumentarfilm über die Wellen, die der gleichnamige Film von Marcel Ophüls über die Besatzungszeit in den 1970er-Jahren schlug - am 10.4., 23.45-00.50 Uhr, bei arte

Veröffentlicht am
12. April 2024
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1971 löste der Dokumentarfilm „Das Haus nebenan“ von Marcel Ophüls in Frankreich heftige Kontroversen aus. Ophüls befragte darin zahlreiche Einwohner von Clermont-Ferrand nahe an Vichy, dem Sitz der mit den Nazis kollaborierenden Regierung während der Besatzungszeit. Als erster Film rüttelte das zweiteilige Werk an dem gesellschaftlich wie auch von konservativer politischer Seite beförderten Mythen über die deutsche Besatzung und deckte unbequeme Wahrheiten über die Kollaboration auf. Das französische Fernsehen weigerte sich, den Film zu zeigen, seine Premiere erlebte er in einem kleinen Kino im Pariser Quartier Latin, letztlich lief er sehr erfolgreich und wurde auch international als Meilenstein gewürdigt.

Eine filmhistorische Dokumentation von Joseph Beauregard erinnert rund 50 Jahre danach an Entstehung und Auswirkungen des Films und arbeitet mit Aussagen von Historikern, Journalisten und Filmexperten dessen bleibende Verdienste heraus. Dabei kommen auch Marcel Ophüls und andere Mitarbeiter wie Kameramann André Gazut zu Wort, die daran erinnern, dass der Film nur durch Zufälle (Ophüls’ Misserfolg als Spielfilm-Regisseur, der Einsatz schweizerischer Produzenten) überhaupt zustande kam. 

Anhand eindrücklicher Szenen zeigt „Ein Film, ein Schock“ prägnant, welche erschütternde Wirkung „Das Haus nebenan“ zur damaligen Zeit auf das Selbstbild vieler Franzosen haben musste. Zudem wird die Entstehung während der Unruhen der 1960er-Jahre genau beleuchtet und die offene Ablehnung insbesondere gaullistischer Politiker (de Gaulle selbst, Georges Pompidou) gezeigt. – Ab 14.

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