Taraneh Alidoosti in "Leilas Brüder" (© Cannes 2022/Amirhossein Shojaei)

Leilas Brüder (arte)

Raffiniertes Familiendrama über ein patriarchales Land - am 14.5., 22.10-00.45 Uhr, in arte (Erstausstrahlung)

Aktualisiert am
05.05.2025 - 10:25:15
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Leila (Taraneh Alidoosti) hat ihr Leben der Fürsorge um ihre Eltern und ihre vier Brüder gewidmet. Ihre Familie versinkt zusehends in einem Strudel aus Schulden und zerplatzten Träumen. Verzweifelt suchen alle nach Wegen, um über die Runden zu kommen. Doch die Aussichten sind düster. In dieser prekären Lage fasst Leila einen mutigen Entschluss: Sie plant den Kauf eines Geschäfts, um sich mit ihren Brüdern selbstständig zu machen. Jedes Familienmitglied soll seine Ersparnisse beisteuern.

Doch trotz aller Anstrengung fehlt noch immer ein entscheidender Betrag. Die Situation spitzt sich zu, als Leila herausfindet, dass ihr Vater Esmail (Saeed Poursamimi) ein beträchtliches Erbe erhalten hat. Doch er hält dies geheim, weil er das Geld dazu nützen will, um in seiner Gemeinde zum neuen Patriarchen gewählt zu werden.

Regisseur Saeed Roustaee zeichnet mit „Leilas Brüder“ ein eindringliches Porträt einer Familie am Scheideweg. Meisterhaft fängt er die Dynamik zwischen den Generationen ein und beleuchtet die Konflikte zwischen persönlichen Ambitionen und familiärer Verantwortung.

Zugleich macht er die Auswirkungen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise im Iran sichtbar und zeichnet ein bewegendes Porträt der iranischen Gesellschaft. Der anfangs noch leichtere Tonfall des Films kippt mit inszenatorischer Raffinesse und herausragenden Schauspielern immer mehr in die dramatische Studie einer dysfunktionalen Familie.

Da der Film 2022 beim Filmfestival in Cannes ohne staatliche Genehmigung uraufgeführt wurden, erhielten Roustaee und sein Produzent Javad Noruzbeigi eine sechsmonatige Haftstrafe. Neun Tage davon verbüßten sie in Haft, während der sie einen Kurs über die „Herstellung von Filmen im Einklang mit nationalen Interessen und nationaler Moral“ absolvieren mussten; der Rest der Strafe wurde für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt.- Sehenswert ab 16.


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