Die Kassiererin wirkt irritiert. Aber die Frau mit dem weißen Stock hat nur gefragt, ob Blinde ermäßigten Eintritt zahlen. Die Frage hört man im Berliner Kino „Filmkunst 66“ offenbar nicht alle Tage. Aber wie Gudrun Seno, die 55-jährige Theaterpädagogin, gehen blinde und sehbehinderte Menschen tatsächlich ins Kino. Meistens begleitet sie jemand, der ihnen in den Dialogpausen zuflüstert, was es zu sehen gibt. Der Mann, der mit Gudrun gekommen ist, scheitert schon beim Vorfilm an seiner Aufgabe. Auf der Leinwand passieren hundert Dinge gleichzeitig. Was die blinde Frau davon hört, sind vereinzelte Geräuscheffekte ohne Zusammenhang. Bald gibt ihr Begleiter auf, diesen Bildersalat auch nur ansatzweise zu beschreiben.
Doch sie sind wegen „Anything Else“ gekommen, dem neuen Woody- Allen-Film. „Neugierig wäre ich schon, wie Woody Allen heute aussieht“, sagt Gudrun. Aber nach ihrem Unfall vor 15 Jahren und nach vielen