Annähernd zwölf Stunden dauert »Chamissos Schatten«, der neue Dokumentarfilm von Ulrike Ottinger. Dafür hat sie sich in die Randbezirke unserer Weltwahrnehmung begeben und erkundet die Völker und Landschaften von Alaska, Kamtschatka und Tschukotka. In der Bering-See wandelte sie auf den jahrhundertealten Spuren von Entdeckungsreisenden wie Steller, Cook und dem Universalgelehrten Adelbert von Chamisso.
Wie sind Sie auf den Forschungsreisenden Chamisso aufmerksam geworden? Hier kennt man ihn eher als Dichter.
Ottinger: Das ging mir auch so. Auf seine Reisen bin ich 2006 in Seoul aufmerksam geworden, bei der Arbeit an »Die koreanische Hochzeitstruhe«. Ich war sofort elektrisiert von seiner Fähigkeit, die Dinge mit Worten zu beschreiben.
Der Titel »Chamissos Schatten« bezieht sich auf sein Märchen vom Peter Schlemihl, der dem Teufel seinen Schatten verkauft.
Ottinger: Jeder meiner vier Teile beginnt mit einer Zeichnung, in der Chamisso einem Schatten hinterherjagt. Im Buch heißt es: »Schatten, suchst du Deinen Herrn? Der will ich sein…« Am Schatten reizte