Einst rügte ein Frankfurter Ästhetik-Professor die Neigung mancher Musikliebhaber, beim Hören von Schuberts "Unvollendeter" lediglich auf bestimmte "schöne Stellen" zu warten. Neuerdings haben einige Filmkomponisten diese Kritik Adornos auf ihre Weise beherzigt. Da sie als moderne Allround-Musiker sowieso in allen Stilen zu Hause und für jede Kaprice der Regie verfügbar sein müssen, ersparen sie sich beim Stichwort "klassische Musik" den (Um-)Weg in die Musikarchive. Die Bestände von Bach bis Debussy werden nun nicht mehr nach brauchbaren Versatzstücken durchmustert, sondern der clevere Tonsetzer komponiert solche "schönen Stellen" gleich selbst. Richard Addinsells filmisch griffige Variante des romantischen Klavierkonzertgenres von Chopin bis Rachmaninow, nämlich das früher viel gespielte "Warsaw Concerto" von 1941, mag als "Klassiker" solcher tonfilmischer "Essentials" gelten.
Schlagendes aktuelles Beispiel ist Patrick Doyles Partitur zu "Sinn und Sinnlichkeit", die (in Anlehnung an die Reklametexte für diesen Film) als ein konsequentes Plädoyer für publikumswirksame Stilkopien