Weiße Jungs bringen's nicht

Sportfilm | USA 1991 | 115 Minuten

Regie: Ron Shelton

Ein als Trottel auftretender weißer Basketballspieler und ein schwarzer Ballkünstler in Los Angeles schlagen ihre Gegner, indem sie sich die Vorurteile gegenüber weißen Spielern zunutze machen. In den Sportsequenzen fulminant choreografierte und inszenierte "kleine" Komödie, die in den Nebenhandlungen etwas schwunglos, aber dank ausgezeichneter Darsteller stets vergnüglich ist und mit aufreizender Leichtigkeit "Vorurteile" ad absurdum zu führen versteht. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
WHITE MEN CAN'T JUMP
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1991
Produktionsfirma
Finger Roll Inc.
Regie
Ron Shelton
Buch
Ron Shelton
Kamera
Russell Boyd
Musik
Bennie Wallace
Schnitt
Paul Seydor
Darsteller
Wesley Snipes (Sidney Deane) · Woody Harrelson (Billy Hoyle) · Rosie Perez (Gloria Clements) · Tyra Ferrell (Rhonda Deane) · Cylk Cozart (Robert)
Länge
115 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Sportfilm | Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Fox (16:9, 1.85:1, DD2.0 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Fox
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Diskussion
Nachdem Ron Shelton sein Regiedebüt "Annies Männer" (fd 27 535) Amerikas Nationalsport Baseball widmete, beschäftigt er sich nun (nach der Polit-Komödie "Blaze - Eine gefährliche Liebe", fd 28 257) mit dem US-Volkssport Nr. l: Basketball, das nicht zuletzt durch die Auftritte des "Dream Teams" um Magic Johnson auch außerhalb der Vereinigten Staaten immer mehr an Popularität gewinnt. Schon so manches Talent ist auf den Asphaltplätzen und in den Hinterhöfen der amerikanischen Großstädte herangereift, und auch die Integration verschiedener sozialer Schichten und Rassen ist hier eine fast zwangsläufige Chance. Zudem sind die technischen Voraussetzungen denkbar einfach: ein Ball, zwei "Tore" (notfalls tut es auch eins) und zweimal zwei Spieler reichen schon zum sogenannten "Pick-up Basketball", von dem Sheltons Film hauptsächlich handelt.

Das weiße "Riesenbaby" Billy taucht eines Tages auf den Strandsportplätzen von Los Angeles auf und erregt durch sein trotteliges Outfit sofort die Aufmerksamkeit des schwarzen "Lokalmatadors" Sidney, der in ihm ein leicht zu erlegendes Opfer sieht. Aber Billy erweist sich als exzellenter Basketballspieler - und so ist Sidney der "Gelackmeierte". Nach einigen Spielen bietet Sidney Billy die Partnerschaft an, und gemeinsam geht man auf "Abzock-Tour" in die anderen Stadtviertel. Immer mit derselben Masche: Sidney bietet seinen Gegnern an, ihm irgendeinen Partner zuzuteilen, und wie zufällig steht irgendwo am Spielfeldrand Billy, der so aussieht, als könne er keinen Ball in den Korb "legen". Weiße Männer können eben nicht hoch genug springen, wie der Film sinnbildlich und viel schöner im Original verkündet. Für einige Zeit räumen die beiden kräftig ab. Sidney spart für ein Haus in einer besseren Gegend, weil sich seine Frau in South Los Angeles nicht mehr sicher fühlt. Billy hat noch "Spielschulden" bei den Stucci-Brüdern, die ihm ständig auf den Fersen sind. Als sie eines Tages zu hoch pokern und ihre Gegner unterschätzen, ist das Geld auf einen Schlag weg. Und da Unglück selten allein kommt, wird auch noch Sidneys Wohnung ausgeraubt und Billy von seiner Freundin Gloria verlassen. Während die beiden Männer auf dem Tiefpunkt angelangt sind, erfüllt sich für Gloria, ein wenig lanciert von Sidney, der Traum ihres Lebens: sie wird als Kandidatin in eine Fernseh-Quiz-Sendung eingeladen und sprengt den Jackpot. Sie versöhnt sich mit Billy, zahlt das Gangsterpaar aus und hofft, daß Billy endlich mit dem Basketball-Poker aufhört. Der aber möchte mit Sidney unbedingt die "Strandmeisterschaften" gewinnen und beweisen, daß Weiße doch "Körbe legen können". Er setzt Glorias Gewinn aufs Spiel und gewinnt das Turnier, aber Gloria verläßt ihn zum zweiten Mal - diesmal endgültig.

Die rasant choreografierten und mit einer Vielzahl von Kameras hautnah gefilmten Basketball-Szenen stehen eindeutig im Mittelpunkt des Films der streckenweise spielerisch mit dem Begriff des "Vorurteils" jongliert, ohne ihn dabei je an vordergründige Kalauer zu verraten. So leistet er einen größeren Beitrag zur Rassen-Integration als mancher Problemfilm. Shelton verkehrt den Begriff dermaßen ins Absurde, daß er die Schwarzen, selbst meist Ziel ständiger Vorurteile, in die gleiche Falle tappen läßt. Das serviert er nicht nur auf der Sprachebene - die der Verleih dankenswerterweise im (untertitelten) Original erhielt - und in einem wahnwitzigen Tempo, so daß man gar nicht in Versuchung gerät, unter die Oberfläche zu gucken. Shelton neigt wie in seinen ersten beiden Filmen zu einem sexistischen Humor, der allerdings durch die beiden "starken" weiblichen Partnerinnen der Hauptdarsteller und den "emanzipatorischen" Schluß etwas abgemildert wird. Auch die Geschichte mit dem leicht perversen Gangster-Brüderpaar, das von seinen Opfern gestellte Hinrichtungsfotos anfertigt, wirkt dramaturgisch wenig notwendig. Erstaunlich, wie Shelton den in "Waterdance" (fd 29 928) so unkonzentriert chargierenden Wesley Snipes dazu veranlaßt, nie die Grenzen der Rolle zu überschreiten, und auch Woody Harresons "cooles" Understatement ist frei von jedem Manierismus. Rosie Perez und Tyra Ferrell schließlich spielen mit einer Natürlichkeit, als hätte man sie direkt aus den Vorstädten Los Angeles' vor die Kamera geholt. So unterhält diese kleine Komödie vorzüglich und läßt dennoch eine Lücke zum "Nachdenken" frei.
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