Komödie | USA 2025 | 253 Minuten (8 Folgen)

Regie: Shari Springer Berman

Drei lange befreundete Paare treffen sich innerhalb eines Jahres auf vier Kurztrips und werden mit einer Scheidung in ihrem Kreis konfrontiert, die alle ihre Routinen, Überzeugungen und Erwartungen auf den Kopf stellt. Dabei kommen zusehends Fragen auf, wie sich die sich wandelnden Vorstellungen von der Liebe im Laufe der Zeit auf ihre Beziehungen auswirken. Ein Remake und Update des gleichnamigen Films von Alan Alda (1981) als Comedy-Miniserie der Drehbuchautorin und Schauspielerin Tina Fey: In acht Folgen nimmt sie das Rollenverständnis und die Bedürfnisse unter die Lupe, die ihre sechs Figuren mit in ihre Ehen, Freundschaften und Eltern-Kind-Beziehungen einbringen. Auch dank eines brillanten Ensembles eine einfühlsame, tragikomische Studie rund um die Liebe als „Work in Progress“. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE FOUR SEASONS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2025
Produktionsfirma
Big Wig Prod./Little Stranger/Original Langster/Universal Television
Regie
Shari Springer Berman · Robert Pulcini
Buch
Tina Fey · Lang Fisher · Lisa Muse Bryant · Vali Chandrasekaran · Dylan Morgan
Schnitt
Ken Eluto · Kyle Gilman
Darsteller
Tina Fey · Steve Carell · Colman Domingo · Erika Henningsen · Kerri Kenney-Silver
Länge
253 Minuten (8 Folgen)
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie | Liebesfilm | Serie
Externe Links
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Eine Miniserie um drei lange miteinander befreundete Paare, die sich im Laufe eines Jahres bei vier Kurztrips treffen und ihre für felsenfest gehaltenen Beziehungen und Erwartungen hinterfragen.

Aktualisiert am
06.05.2025 - 12:59:28
Diskussion

Frühling, ein Haus am See, ein enger Freundeskreis, ein Anlass zum Feiern. Nick und Anne haben ihre besten Freunde aus College-Tagen hierher eingeladen, um ihren 25. Hochzeitstag zu feiern. Eigentlich müsste Liebe in der Luft liegen, doch so einfach ist es im wahren Leben dann doch nicht. Gefühls- und weinselig gibt Nicks bester Kumpel Jack am Vorabend des Fests einen Toast aus – auf die Liebe und auf das Glück, dass sie alle ihre Seelenverwandten gefunden haben: Nick und Anne, Danny und Claude – und auch er selbst mit seiner Frau Kate. Doch die schaut ihn mit einem mitleidigen Lächeln an: „Schön gesagt, aber Seelenverwandtschaft gibt es nicht.“ Die lachende Entrüstung in den Gesichtern der Freunde ist nur teilweise gespielt und wendet sich geschlossen gegen Kate, als Nick in die Runde fragt, wer hier den Incel eingeladen habe. Sie schiebt hinterher: „Ich liebe dich sehr, Jack, aber wir hatten nicht einfach Glück – sondern wir haben daran gearbeitet!“

Kates pragmatisches Rezept für eine glückliche Ehe widerspricht jeder Idee von unsterblicher, romantischer und leidenschaftlicher Liebe. Zwischen diesen Polen tut sich in der achtteiligen Miniserie „The Four Seasons“ ein regelrechtes Spielfeld für die drei Paare auf. Die Crux: Die Beziehungen des Sextetts sind so eingespielt, dass keiner von ihnen mehr die Regeln hinterfragt, nach denen jeder und jede Einzelne antritt. Und so bringt Nick am nächsten Tag den Ball ins Rollen: Er gesteht Jack, dass er Anne schon seit längerem verlassen möchte. Nein, er habe keine Affäre, sondern sei so einsam, dass er sich nicht anders zu helfen wisse: Eingefahren und ereignislos sei die Ehe geworden und Anne interessiere sich für gar nichts mehr. Die gemeinsame Tochter sei ja bereits erwachsen und somit auch kein Hinderungsgrund mehr. Die Regeln, nach denen Anne und Nick spielen, haben sich in den 25 Jahren ihrer Ehe unmerklich immer weiter verschoben, bis die beiden sich schließlich in unterschiedlichen Ligen wiedergefunden haben.

Gelungenes Update eines Stoffs aus den frühen 1980ern

Die Serie ist eine Adaption des gleichnamigen Spielfilms aus dem Jahr 1981. Alan Alda spielte damals Jack und führte auch selbst Regie – hier hat er einen kleinen Gastauftritt als Annes Vater. Die Drehbuchautorin und Schauspielerin Tina Fey macht aus dem Film kein klassisches Remake, sondern hat dem Stoff ein Update verpasst, das zwar die Struktur und die Figurenkonstellationen beibehält, sich aber mehr Zeit nimmt, um näher an die einzelnen Figuren und Konstellationen heranzuzoomen. Das tut dem Stoff sichtlich gut, denn der Film ist in den 45 Jahren seit seiner Entstehung mäßig gut gealtert, vor allem, was das Rollenverständnis innerhalb von Beziehungen betrifft. Fey öffnet den Begriff „Beziehung“ weg vom heteronormativen Familienverständnis hin zu diversen Lebensentwürfen und Konstellationen innerhalb von Freundeskreisen und zwischen Eltern und ihren Kindern.

Wie bereits Aldas Film ist „The Four Seasons“ in vier Teile gegliedert: Die Sechsergruppe macht pro Jahreszeit einen gemeinsamen Kurztrip – eine der seit Jahrzehnten kultivierten Routinen, die nicht mehr das ist, was sie mal war, nachdem Nick die Trennungs-Bombe hat platzen lassen. Das eigentliche Gespräch mit Anne spart auch Fey in der Serie aus. Ihr geht es vielmehr darum, zu zeigen, was die Trennung auslöst, sowohl in der Gruppe, in den anderen Paaren als auch in jedem und jeder einzelnen von ihnen. Welche Erwartungen haben wir an die Liebe? Wie verändern sich diese im Laufe der Zeit? Und was bedeutet das dann für unsere Beziehungen? Diesen Fragen muss sich der Freundeskreis nun gezwungenermaßen stellen.

Tragikomödie um Beziehungen als „Work in Progress“

„The Four Seasons“ erzählt von dieser Trennung als Kristallisationspunkt für eine Vielzahl von Dynamiken, die schlagartig in Bewegung kommen. Das Ergebnis: Nicht nur Anne steht plötzlich allein da, sondern auch der Freundeskreis gerät beinahe wie ein Scheidungskind in einen Loyalitätskonflikt – spätestens als Nick zum Sommer-Ausflug mit einer neuen Frau erscheint, die 20 Jahre jünger als sie alle ist.

Die Miniserie erweist sich für Fey als ideale Länge, um aus all diesen Konstellationen eine gefühlvolle Tragikomödie zu machen: lang genug für mehr Tiefe als der ursprüngliche Film, kurz genug, um die Leichtigkeit einer Komödie zu erhalten. Hierbei knüpft sie an Themen und Figuren an, die sie in ihren vorherigen Filmen und Serien bereits bearbeitet hat. Die Unsicherheiten der Teenagerinnen aus „Mean Girls“, die einfach nur dazugehören wollen, das Staunen der Coming-of-Age-Phase, die Kimmy Schmidt („Unbreakable Kimmy Schmidt“) im Schnelldurchlauf erlebt, das kumpelhafte Ehepaar aus „Date Night“, das dagegen ankämpft, nur noch wie Mitbewohner miteinander abzuhängen – die Paare im mittleren Alter müssen nun feststellen, dass all diese Fragen womöglich nicht ein für alle Mal abgehandelt werden können, sondern später auch wiederkehren: nach einer Trennung wie bei Anne und Nick, wenn die Kinder aus dem Haus sind wie bei Kate und Jack, oder wenn der Traumjob zum Alltag geworden ist wie bei Danny und Claude.

Getragen von einem brillanten Ensemble

All das ist nichts Neues. „The Four Seasons“ spielt mit Alltagsproblemen gut situierter Familien, die in anderen Tonlagen bereits in Serien wie „Friends“, „Golden Girls“ oder „Modern Family“ verhandelt wurden. Dem brillanten Ensemble ist es schließlich zu verdanken, dass Fey nicht alle Konflikte auserzählen muss, sondern auch die angerissenen und unausgesprochenen Wünsche dieser Figuren greifbar werden: Mit kleinen Blicken, Gesten und Lauten füllen sie diese langjährigen Beziehungen und Freundschaften mit mehr Geschichte, als jede Hintergrundstory es je könnte. Vor allem Steve Carell beweist erneut, dass er auch jenseits von Klamauk-Comedy wie in „The Office“, „Anchorman“ oder „Jungfrau (40), männlich, sucht …“ ein feines Gespür für die oft widersprüchlichen emotionalen Schichten seiner Figuren hat. Bereits in „The Morning Show“ machte er aus einer moralisch fragwürdigen Figur einen Menschen, der mit den eigenen Fehlern leben muss und trotzdem noch Wünsche und Bedürfnisse hat. Insofern ist Carell die ideale Besetzung für Nick, der auch nach der Trennung von Anne mit sich hadert und nach seinem Platz in der Welt sucht.

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