Rendezvous mit einem Engel (1996)

Komödie | USA 1996 | 124 Minuten

Regie: Penny Marshall

Ein gestreßter Reverend erbittet göttlichen Beistand, um die Gemeindearbeit bewältigen zu können. Als tatsächlich ein Engel vor seiner Tür steht, begegnet er ihm voller Unglauben und muß außerdem feststellen, daß sich der himmlische Gesandte ein wenig zu erfolgreich um seine vernachlässigte Ehefrau kümmert. Eine fantasievoll inszenierte und gut gespielte romantische Komödie, die sich bewußt einer naiven Perspektive verschrieben hat. Dabei büßt sie zwar durch dramaturgische Mängel und starke Gefühlsbetontheit etwas an Reiz ein, bietet insgesamt aber dennoch ausgesprochen sympathische Unterhaltung. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
THE PREACHER'S WIFE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1996
Produktionsfirma
The Samuel Goldwyn Company
Regie
Penny Marshall
Buch
Nat Mauldin · Allan Scott
Kamera
Miroslav Ondrícek
Musik
Hans Zimmer
Schnitt
Stephen A. Rotter · George Bowers
Darsteller
Courtney B. Vance (Henry Biggs) · Whitney Houston (Julia Biggs) · Denzel Washington (Dudley) · Gregory Hines (Joe Hamilton) · Jenifer Lewis (Marguerite Coleman)
Länge
124 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Buena Vista (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Verspätet kommt ein Weihnachtsfilm in die deutschen Kinos, der zumindest in einer Hinsicht bemerkenswert ist: fast sämtliche Rollen sind mit Afro-Amerikanern besetzt. Erst in den letzten Jahren ist es möglich geworden, daß schwarze Schauspieler einen großen Hollywood-Film derart dominieren. Verglichen mit "Waiting to Exhale" (fd 31 745) stellt "Rendezvous mit einem Engel" einen Fortschritt für das schwarze Mainstream-Kino dar, obwohl auch er letztlich nicht ganz überzeugen kann.

Es ist die Zeit kurz vor Weihnachten. Reverend Henry Biggs ist von der Arbeit in seiner Gemeinde überfordert. Obwohl sein Glaube an den Sinn seines Tuns zunehmend schwindet, nimmt er immer wieder neue Lasten auf sich. Selbst seine Predigten haben an Kraft verloren. Um seine Zuhörer wachzurütteln, bedarf es des Beistands seiner Frau Julia, die den Kirchenchor leitet. In seiner Verzweiflung sendet Henry ein Stoßgebet gen Himmel und erbittet göttliche Hilfe. Um so größer ist sein Unglaube, als sie ihm in Form des Engels Dudley tatsächlich gewährt wird. Henry glaubt eher an einen geistig Verwirrten als an ein himmlisches Wesen. Dudley läßt sich jedoch bei der Erfüllung seiner Mission nicht beirren. Er will Henry aus der Krise führen. Schon bald macht er sich nicht nur in der Gemeindearbeit nützlich, sondern gewinnt auch das Vertrauen von Julia und ihrem kleinen Sohn Jeremiah. Trotz aller Skepsis ist es Henry zunächst recht, daß Dudley sich um seine Ehefrau kümmert, da er auf Grund seiner vielfältigen Aufgaben ohnehin kaum noch Zeit für sie hatte. Bis er feststellen muß, daß Julia mehr als nur Sympathie für den freundlichen Fremden empfindet.

Zu Beginn des Films durchstößt die Kamera die Wolkendecke, nähert sich verschiedenen Kirchen, entfernt sich aber jeweils wieder, um schließlich auf der von Henry zu verweilen: Dudley hat seinen Bestimmungsort gefunden. Engel kommen aus dem Himmel, und der Himmel befindet sich irgendwo über den Wolken - die Eröffnung führt den Zuschauer in eine naive Vorstellungswelt ein, die ihren Ursprung in der Erzählperspektive hat. Der Film schildert die Ereignisse nämlich aus der Sicht des kleinen Jeremiah. Auch wenn er nur am Anfang und am Ende die Geschehnisse aus dem Off kommentiert, ist doch dem gesamten Film die Unschuld seines Blicks zu eigen. Das führt dazu, daß die Romantik zwischen Dudley und Julia besonders behutsam inszeniert wird. Allein ihre strahlenden Augen sind Ausdruck ihrer Verliebtheit. Kleine Gesten verraten, daß ihre Gefühlswelt außer Kontrolle zu geraten droht. Doch die arglose Betrachtungsweise kollidiert mit den konkreten Problemen, die Henry als sozial engagierter Geistlicher zu bewältigen hat. In Seitensträngen soll die Realität eines Schwarzenviertels in die Handlung einbezogen werden. Henry muß sowohl einen schuldlosen, aber vorbestraften Jungen vor der Verurteilung wegen bewaffneten Raubüberfalls bewahren als auch den Abriß der Kirche durch einen Grundstücksspekulanten verhindern. Allerdings können aktuelle Mißstände in der amerikanischen Gesellschaft, wie etwa die Jugendkriminalität, nicht dargestellt werden, ohne daß der Betrachter an die Wirklichkeit außerhalb des Kinos erinnert wird. Die märchenhaft einfachen Lösungen, die der Film für jedes Problem bereithält, erscheinen zwangsläufig geschönt.

Zudem entwickeln sich die kleinen Geschichten am Rande und der zentrale Plot zwar parallel, aber ohne einander zu ergänzen. Es entsteht keine homogene Einheit. Daher ist der Erzählfluß manchmal zu sprunghaft, meistens aber zu zäh. Der Dramaturgie mangelt es an Dynamik, da die zentralen Konflikte so harmlos dargestellt werden, daß die allgemeine Idylle nie ernsthaft gefährdet erscheint. Besonders gegen Ende strapaziert Penny Marshall den Kunstgriff der bewußt naiven Perspektive zu sehr - zugunsten ungetrübter Harmonie und zu Lasten des Unterhaltungswerts. Dementsprechend ist der Schmuse-Soul von Whitney Houston in der zweiten Hälfte des Films immer häufiger zu hören. Die äußerst süßlichen Lieder der Pop-Diva dominieren schließlich den Soundtrack in einer Weise, daß man glauben könnte, bei dem Film handele es sich um eine Promotion-Aktion für ihr neues Album. Daß der Film trotz aller Mängel selten langweilig wird, ist vor allem den Schauspielern zu verdanken. Courtney B. Vance stellt äußerst facettenreich dar, wie der aufopferungsvolle Geistliche dem Gesandten Gottes mit einer wechselhaften Mischung aus Skepsis, Trotz und Eifersucht begegnet. Denzel Washingtons Engel reagiert darauf mit unerschütterlichem Gleichmut und konstanter Fröhlichkeit. Sein strahlendes Lächeln verschwindet immer nur für kurze Zeit; etwa wenn er im Übereifer der Hilfsbereitschaft Jeremiahs Spielzeug-Ambulanz auf wundersame Weise repariert und sie nachher nicht nur wieder fährt, sondern auch eine Sirene ertönt - eine Funktion die das Modellauto zuvor überhaupt nicht hatte.
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