Der Fischerkrieg am Bodensee

- | Deutschland 1996 | 95 Minuten

Regie: Klaus Gietinger

Zwei verfeindete Schwäger, ein Deutscher und ein Schweizer, liefern sich um die Fischgründe im Bodensee einen erbitterten Kleinkrieg. Als der deutsche Fischer einen Infarkt erleidet, wird sein Sohn, mit dem er in Dauerfehde lebt, in den Konflikt hineingezogen. Ein moderner Heimatfilm, der alle Stereotypen, Konstellationen und Mythen des Genres nutzt und durch Überhöhung zugleich ironisiert. Eine weitgehend vergnügliche Unterhaltung, die sich sympathischerweise nicht ganz so ernst nimmt. (Fernsehtitel: "Der Fischerkrieg".) - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1996
Produktionsfirma
SDR/arte
Regie
Klaus Gietinger
Buch
Felix Huby · Klaus Gietinger
Kamera
George Steinweh
Musik
Klaus Roggors
Schnitt
Jürgen Lenz
Darsteller
Hannes Thannheiser (Oskar Ladner) · Hans Heinz Moser (Franz Rupp) · Johannes Hermel (Frieder Ladner) · Linda-Sue Lüpke (Anna) · Dirk Martens (Heinz)
Länge
95 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
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Diskussion
Am einst idyllischen Bodensee tobt ein Krieg um Felchen und Egli. Die Kontrahenten, der alte Ladner und sein Schweizer Schwager Rupp, streiten sich seit Jahren um die Fischgründe, und das Alter läßt beide nicht weiser, sondern nur verbissener werden. AIs Ladner, der in einer frühmorgendlichen Aktion Rupps.Netze zerschneidet, ein Infarkl: ereilt und man täglich mit seinem Ableben rechnen muß, ist Frieder, der verstoßene Sohn gefragt. Der hat nach jahrelangem Dauerstreit mit dem dickköpfigen Vater das Weite gesucht, ist nun im holländischen Fischgeschäft tätig und leitet mit Trix, seiner Verlobten, das Geschäft des Schwiegervaters in spe. Nur widerwillig kehrt er heim an die alemannischen Fischgründe, findet den Vater starrsinnig und den Onkel unversöhnlich wie gewohnt vor. Einziger Lichtblick ist das Wiedersehen mit Heinz, dem Freund aus Kindertagen, und der feschen Anna, die sich vom Sandkastenschwarm zur hübschen Magd gemausert hat. Noch denkt Frieder, er wäre nur auf Stippvisite, zumal die nachgereiste Trix auf baldige Rückreise nach Holland drängt, doch als der Vater stirbt und der gesamte überschuldete Besitz an Rupp zu fallen droht, begreift der junge Mann, was und für wen die Stunde geschlagen hat. Er krempelt die Ärmel auf und packt die Netze aus, erkennt den wahren Charakter des einstigen Freundes Heinz, der sich das väterliche Anwesen unter den Nagel reißen wollte, obsiegt im traditionellen Fischerstechen gegen den Onkel, der fast Opfer einer Intrige wird, und findet immer wieder Zeit, mit Anna Erinnerungen auszutauschen und zu bemerken, daß sie eben nicht mehr das kleine Mädchen von einst ist. Trix beobachtet die Entwicklung argwöhnisch, doch wo die Liebe hinfällt.

Ursprünglich als bodenständiger "Tatort" geplant, dann von Krimi-Elementen, die später wieder hinzugefügt wurden, geglättet, hat sich der "Fischerkrieg" unter der Regie von Klaus Gietinger zu einem kapitalen Heimatfilm entwickelt, der keine Berührungsangst mit dem häufig gescholtenen Genre zeigt, sondern seine Klischees geradezu lustvoll aneinanderreiht. Bei aller Nähe und Liebe zum Genre und zu seinen Traditionen kann dies heutzutage natürlich nur mit einer gehörigen Portion ironischer Distanz gelingen, muß Bauern- und Heimattheater als solches ausgestellt werden. Da haben die Konflikte, deren Entstehung in nebulöser Vergangenheit liegt, archaischen Charakter, sind wie Urgewalten in das Leben der Menschen eingemeißelt. Der Schwäger-Streit folgt dem gleichen Urgesetz wie der Vater-Sohn-Konflikt, das Aufflammen der alten Liebe erkennt der Zuschauer lange vor seinem Helden, die Schurken verhalten sich ihren Rollen entsprechend schurkig, und wenn immer die Dramaturgie danach verlangt, springt das Wetter den Protagonisten bei, bietet Gewitter und Sturm bei Gefahr, Sonnenschein und linde Lüfte, wenn die Liebenden sich nahekommen. Ein bewußt altmodischer Film, der sich nicht um die derzeitigen deutschen Kinotrends schert und der auch nur so - als Solitär - funktionieren kann. Mit diesem kleinen Film, der sich bewußt an die Liebhaber des Genres richtet, setzt Klaus Gietinger die Tradition seiner Arbeiten fort, die er mit seinen beeindruckenden "Heimatfilmen" "Daheim sterben die Leut'" (fd 25 343) und "Schön war die Zeit" (fd 28 195) einleitete, zugleich ironisiert er jedoch auch die Topoi der Fernseh-Soap, und so entsteht der nachhaltige Eindruck, das "Die Fischerin vom Bodensee" (fd 5 115) sich mit den Intriganten der "Verbotenen Liebe" herumschlagen muß, während die bezopften Beaus aus "Gegen den Wind" ihre "Heiße Ernte" (fd 5 458) einfahren müssen. So wird Film zur Zeitmaschine und signalisiert zugleich, daß man ihn bitte ganz so ernst nicht nehmen soll.
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