Hakkenden - Die Legende der acht Hundekrieger

Zeichentrick | Japan 1993 - 95 | 390 (13 Teile à 30 Min.) Minuten

Regie: Takashi Anno

In 28 Jahren schrieb der japanische Dichter Kyokutei Bakin (1767-1848) die längste Novelle seines Landes. Eine aus 180 Kapiteln bestehende Samurai-Fabel, deren Protagonisten zum Kampf gegen das allmächtige Böse antreten, wobei die acht Kämpfer sich erst noch finden müssen und die Identität des achten Kriegers lange Zeit unbekannt ist. Aus diesem, zur Zeit der mittelalterlichen Bürgerkriege angesiedelten Stoff (1457-1500), entstand in dreijähriger Arbeit ein 13teiliges Anime, das als bahnbrechend angesehen werden kann. Der Zuschauer wird von der ersten Minute an einem fantastischen Albtraum ausgeliefert, dem er sich kaum zu entziehen vermag. Die furiose Bild- und Farbdramaturgie, eindringliche (moderne) Musik und das hohe zeichnerische Niveau helfen, die komplexen philosophischen Strukturen des Werkes zu entschlüsseln. Allerdings wartet der Film, der sich an erwachsene Zuschauer richtet, mit zum Teil sehr drastischen Bildern auf. (O.m.d.U.)
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Filmdaten

Originaltitel
HAKKENDEN
Produktionsland
Japan
Produktionsjahr
1993 - 95
Produktionsfirma
AIC/Pioneer
Regie
Takashi Anno · Yukio Okamoto · Takeshi Aoki · Yusuke Takeda · Kenji Kamijama
Buch
Bakin Kyokutei
Musik
Takasi Kudo · The Tops
Länge
390 (13 Teile à 30 Min.) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Genre
Zeichentrick | Literaturverfilmung

Diskussion
In einem Zeitraum von 28 Jahren schrieb der japanische Schriftsteller Kyokutei Bakin (1767-1848) die bislang längste Novelle in der Geschichte seines Landes. „Hakkenden“, die aus 180 Kapiteln bestehende Fabel von acht Samurai, die durch Kraft einer unmöglichen Liebe sowie eines Zaubers zusammengeschweißt werden, um dem allmächtigen Bösen einen würdigen Gegner abzugeben, ist in einem drei Jahre währenden Projekt als 13teiliges Anime verfilmt worden. Aus dem in den Bürgerkriegen des Mittelalters zwischen 1457 und 1500 angesiedelten Klassiker wurde ein Epos von einer fantastischen Wucht, wie sie kaum eine andere Saga zu bieten hat. Der äußerst verschachtelte Mehrteiler thematisiert den durch das überhebliche Böse tolerierte Zusammenschluß der acht fremden Krieger bis zur finalen Schlacht und ist derart komplex, daß er sich nur als Ganzes und in chronologischer Reihenfolge gesehen erschließt. Ein für Anime-Serien, gerade auch in der zeitlich ausgedehnten Veröffentlichungsweise, außergewöhnliches Konzept. Die stark geraffte inhaltliche Zusammenfassung nach Teilen kann nur einen groben Überblick geben. Teil 1 - „Kaleidoskop“: Japan zur Zeit der großen Kriege Mitte des 14. Jahrhunderts. Um den Kopf seines Erzfeindes zu bekommen, bietet der Herr des Hauses Satomi als Lohn seine Tochter, die Prinzessin Fuse. Als der Hund Yatsufusa eben diesen Kopf von Kagetsura Anzai bringt, findet die Vermählung zwischen beiden statt. Durch einen tragischen Zwischenfall wird nicht nur der Hund, sondern auch die Prinzessin getötet. Doch im Augenblick ihres Todes entschwinden von ihrem Körper acht Perlen ihrer Gebetskette, die acht Kriegern den mit übersinnlichen Kräften versehenen Nimbus eines Hunde-Samurai verleihen werden. Die Kugeln tragen die Schriftzeichen der acht konfuzianischen Tugenden, die den Kriegern als Haupteigenschaft zugewiesen werden: Jin (Edelmut), Gi (Gerechtigkeit), Rei (Höflichkeit), Chi (Weisheit), Chu (Treue), Shin (Glaube), Ko (Respekt), Tei (Gehorsam). Die Krieger erkennt man nicht nur an der Gebetsperle, sondern auch an einem Muttermal in der Form einer Pfingstrose. Teil 2 - „Die düstere Musik der Götter“: Der erste Krieger ist Shino Inuzuka (Ko), der von seinem Vater kurz vor dessen Tod den Auftrag bekommt, das magische Schwert „Murasame“ dem rechtmäßigen Besitzer Ashikaga zu überbringen. Für den Tod des Vaters ist Samojiro Aboshi (Der Gemeine), das personifizierte Böse, verantwortlich, der auch das Schwert an sich reißen will, was ihm durch eine List gelingt. Auf seiner Mission trifft Shino die schöne Hamaji, in die er sich verliebt, und ihren Spielgefährten Gakuzo (Gi), den zweiten Krieger. Teil 3 - „Tanz der Verstrickungen“: Hamaji wird von Aboshi entführt. Ihr Halbbruder Dosetsu (Chu, der dritte Krieger) spürt sie auf, kämpft mit Aboshi, tötet dabei aber seine Schwester. Shino sieht in ihm daher zunächst einen Feind. Teil 4 - „Der Turm Horyu der Burg Koga“: Während Shino auf dem Weg nach Koga ist und das Schwert „Murasame“ bei sich wähnt, bieten die geldgierigen Eltern von Hamaji das Schwert zur selben Zeit dem Edelmann Jinda an. Aber auch ihr Schwert ist falsch – Aboshi hat sie betrogen. Als der Schwindel auffliegt, kommt es im Hause der Eltern zur Katastrophe: Alle werden von einem Dämon getötet. Gazuko, der den Dämon aufspürt und tötet, wird fälschlicherweise für das Massaker verantwortlich gemacht und fortan gejagt. Shino präsentiert das falsche Schwert in Koga, muß flüchten und kämpft gegen Genpachi Inukai (Shin, der vierte Krieger), wobei der Turm der Burg zerstört wird. Beide erkennen sich als Krieger. Teil 5 - „Der Dämonenreigen“: Der Gastwirt Kobungo (Tei, der fünfte Krieger) rettet die beiden vor der Burggarde. Mit viel Glück können sie zu dritt fliehen und schwören sich ewige Treue. Teil 6 - „Das Klagelied der Zikaden“: Die vier Krieger ziehen nach Otsuko, um dort Gazuko zu retten, der zum Tode verurteilt wurde. Das Unternehmen gelingt, der grausame Aboshi verflucht sie und schwört allen Hundekriegern einen qualvollen Tod. Teil 7 - „Geister“: Dosetsu rächt mit Hilfe des von ihm erbeuteten Schwertes „Murasame“ den Tod seines Vaters. Die fünf Hundkrieger vereinigen sich für den Kampf gegen das Böse. Teil 8 - „Die Taigyuro-Halle“: Kobungo erliegt einer List von Aboshi, kann sich aber zusammen mit Keno Inuzaka (Chi, der sechste Krieger) dem Bösen erwehren. Kenos Charakter wird an Hand der Geschichte seines Vaters und dessen zwei magischen Flöten eingeführt. Teil 9 - „Die Legende des Katzenmonsters“: Genpachi findet bei dem Einsiedler Kakutaro Inumura Unterschlupf und erkennt ihn als den siebten Hundekrieger (Rei). Dessen Geschichte wird an Hand seines Vaters erzählt, der von einem Katzendämon besessen ist. Teil 10 - „Hamajis Auferstehung“: Shino findet verletzt Zuflucht bei einer Bauernfamilie. Das dort lebende geheimnisvolle Findelkind Hamaji ähnelt seiner damals getöteten Liebe mit demselben Namen. Das Mädchen entfacht längst verdrängte Rivalitäten zwischen Gazuko und Shino. Hamaji wird derweil erneut von Aboshi entführt. Teil 11 - „Die Auferstehung der 8 Hundekrieger“: Ein weiterer Bürgerkrieg entbrennt. Ein kleiner Junge namens Daihachi Shinbei (Jin, der achte Hundekrieger) erscheint bei den Hundekriegern in Awa. Eine Rückblende erklärt Aboshis Vergangenheit und die seiner „Obergöttin“ Tamazusa. Der große Kampf – auch um das Leben von Hamaji – steht kurz bevor. Teil 12 - „Das Streben nach dem Paradies“: Der junge Shinbei wird Anführer der acht Krieger, beschwört allerdings durch seine Rachsucht große Probleme für die „Hunde“-Gemeinschaft herauf und bringt das Leben Hamajis in Gefahr. Teil 13 - „Abschied von der sündigen Welt“: Wahnsinn breitet sich allerorten aus. Die Macht von Aboshi und Tamazusa scheint übergroß. Auch Shinbei scheint die eigenen Brüder opfern zu wollen. Dennoch weisen die Macht der Perlen und die Erscheinung der „Hunde-Mutter“ Prinzessin Fuse den Weg aus dem Chaos. Takashi Anno, dem die Gesamtregie der ersten sechs Teile oblag, stand vor dem Problem, in relativ kurzen Einheiten (jede Folge dauert 30 Minuten) in das unübersehbare Konzept der Geschichte einzuführen. Dabei hinterlassen die ersten beiden Teile mehr Unverständnis und Irritation als Klarheit. Der lange Atem des Abenteuers wird schon hier durch Rückblenden, Visionen und schlaglichthafte Andeutungen zementiert. Rätselhafte Kinder mit roten Windrädern und eine geheimnisvolle Geisha mit rotem Regenschirm in einer unwirklichen Szenerie durchbrechen immer wieder die Handlung. Man befindet sich von der ersten Minute an im einem fantastischen Albtraum voller Fabelwesen, aus dem man erst im letzten Teil (und auch da nicht vollends) erwacht. Die furiose Bild- und Farbgestaltung, die eindringliche moderne Pop-Musik und das hohe zeichnerische Niveau bleiben mit Ausnahme des mißglückten zehnten Teils bestehen und helfen, die komplizierte philosophische Dimension des Werkes zu entschlüsseln - wobei man freilich auch vor zum Teil sehr drastischen Bildern nicht zurückschrecken darf. Doch der Erwachsene, der Interesse an Fantasy-Stoffen hat, wird in „Hakkenden - Die Legende der acht Hundekrieger“ einen idealen Einstieg in eine oft zu Unrecht als kindlich apostrophierte (Zeichen-)Filmkultur finden.
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