Zwei in einem Boot

- | Deutschland 1999 | 70 Minuten

Regie: Cornelia Grünberg

Während einer Kanutour über die unberührten Wasserwege der Mecklenburger Seenplatte sind ein elfjähriger Junge, sein drei Jahre älterer Bruder sowie ein ebenfalls 14-jähriges Mädchen auf sich selbst gestellt, als der sie führende Großvater der Jungen einen Herzanfall erleidet. Spannender Abenteuerfilm für Kinder, der die inszenatorisch geschickt verdichtete Fabel um Bewährung und Selbstüberwindung auf das notwendige Minimum von psychologischen und handlungstechnischen Informationen reduziert und sie bildwirksam in Naturbilder von nahezu archaischer Schönheit einbindet. - Sehenswert ab 10.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
Ottokar Runze Filmprod./HFF Potsdam-Babelsberg/Grünberg Film/EuroArts/Marina Müller Prod./SFB/HR/WDR/NDR
Regie
Cornelia Grünberg
Buch
Andreas Grünberg · Cornelia Grünberg
Kamera
Heiko Merten
Musik
Andreas Grünberg
Schnitt
Johannes Weuther
Darsteller
Günter Naumann (Opa Knut) · Marie Kliefert (Nadia) · Alexander Grünberg (Hans) · Fabian Oscar Wien (Fabian) · Dieter Wien (Vater Trebbin)
Länge
70 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Restaurierte Fassung plus “Making of”

Verleih DVD
Basis
DVD kaufen

Diskussion
Der elfjährige Hans ist außer sich vor Freude: Endlich beginnt für ihn und seinen drei Jahre älteren Bruder Fabian die Kanufahrt, bei der ihr Großvater Knut ihnen in menschenleerer Wildnis das Nest eines Seeadlers zeigen will. Alles ist vorbereitet, doch wenige Minuten vor Start drängen die Eltern ihnen eine weitere Mitreisende auf: Nadja, ebenso alt wie Fabian und diesem bestens vertraut, weil er einmal bei ihr abgeblitzt ist, soll mit in den Kanuurlaub, weil ihre Mutter ganz plötzlich erkrankt ist. Unter dem Protest der Jungen startet man zu viert über Seen und Flüsse in immer unwegsameres Gebiet, wobei die betörend schöne Landschaft vorerst gegenüber den Zankereien der Kinder zurücktreten muß. Schließlich aber, als man im unwegsamen Sumpfgebiet eines für die Öffentlichkeit gesperrten Naturschutzgebietes nach dem Adler sucht, erleidet Opa Knut einen Herzanfall. Nun sind die drei Kinder auf sich selbst gestellt, müssen zusammenhalten und gegen Sumpf und Schilf, Gewitter und Sturm kämpfen, um das Leben von Opa Knut zu retten.

Unaufdringlich, fast beiläufig bahnt sich die Entwicklungsgeschichte der Kinder ihren Weg, die ihre (altersbedingten) Zwistigkeiten angesichts einer extremen Situation aufgeben und zugunsten wichtigerer Wertmaßstäbe und -vorstellungen relativieren müssen. Diese „Innensicht“ des Themas spiegelt sich facettenreich in der visuell faszinierenden, ausgesprochen spannend erzählten Abenteuerhandlung, die an attraktive Naturschauplätze führt: Unweit von Berlin erweisen sich die Wasserwege der Mecklenburger Seenplatte als ein wahres Dschungelgebiet, das eine geradezu archaische Kulisse für die inneren wie äußeren Erlebnisse der Kinder abgibt. Fast ins Mythische steigert sich die Erzählung durch das (Sinn-)Bild des majestätisch über diese Landschaft kreisenden Seeadlers, was der Film aber souverän verkraftet und als ein Segment in die auch technisch bravourös gelöste Geschichte um Bewährung und Selbstüberwindung einbettet. Wenn die (Steadycam-)Kamera über die Wasseroberfläche schwebt und das Dahingleiten der beiden Kanus auch sinnlich erfahrbar macht, dann fesselt die Fabel als handfeste Spannungsgeschichte, die stets aber auch als ein Reflex über den Verlust von Natur und natürlichen Lebensräumen zu lesen ist: Auf den großen Seen wird das Quartett von touristischen Rowdys auf Wassermotorrädern drangsaliert, auf den vermeintlich ruhigen Seitenarmen drängt sie ein Ausflugsboot rücksichtslos beiseite, der tatsächlich noch unberührte Rest der Landschaft muß von Naturschützern rigoros von den Menschen ferngehalten werden. Das alles wird nicht groß thematisiert, fließt vielmehr in die ebenfalls nur knapp, aber präzise umrissene Spielhandlung ein, die nur das Notwendigste zum Verständnis einbezieht und in erster Linie auf die stimmungsvollen, atmosphärischen Naturbilder setzt. In jedem dieser gelegentlich sogar von poetischer Schönheit erfüllten Bilder vermittelt sich zudem auch der Respekt vor dem kindlichen Publikum, das als Zielgruppe ernster genommen wird, als es so mancher Erwachsenenfilm angesichts seiner Zuschauer tut.
Kommentar verfassen

Kommentieren