Majestät brauchen Sonne - Wilhelm II.

Ob es ein Staatsoberhaupt zum Medienstar bringt, hängt offenbar von zwei Dingen ab: von seiner Eitelkeit und vom Stand der Technik. Hitler setzte vor allem auf seine Stimme und damit aufs Radio, Stalin und Mussolini ließen ihre Konterfeis gerne im bewegten Bild verbreiten. Aber auch weniger barbarische Staatslenker von heute nutzen die Medien ganz nach ihrer Persönlichkeitsstruktur. Als einer der Ersten, die ihre Eitelkeit mit den Mitteln des Kinos zu befriedigen versuchten, gilt Kaiser Wilhelm II. Der letzte deutsche Monarch ließ sich nicht nur hundertfach malen, er beschäftigte auch Kameraleute, die ihn auf Schritt und Tritt begleiteten. So entstanden zahllose Filmmeter, die Peter Schamoni in west- und ostdeutschen Archiven sowie in Wilhelms holländischem Privatarchiv fand und zusammen gesetzt hat - zu einem Film mit hohem Unterhaltungswert und einigen Tücken.

Die wichtigste Aufgabe der anonymen Kamerapioniere, denen Schamoni seinen Film widmet, war, Bilder kaiserlicher Macht- und Prachtentfaltung einzufangen. Hochzeiten, Trauerfälle, Jubiläen - kein