- | Spanien 1999 | 101 Minuten

Regie: Benito Zambrano

Durch die Erkrankung ihres despotischen Vaters wird einer 35-jährigen Andalusierin, die sich mit ihrer Familie überworfen hat, ein Wiedersehen mit ihrer Mutter beschert. Trotz aller Gegensätze lässt sich Nähe aufbauen, und die Tochter wird durch die Wiederbegegnung in die Lage versetzt, ihr Schicksal jenseits des vorgesehenen Weges zu meistern. Ein dicht inszeniertes Melodram, das an Einzelschicksalen die kollektiven Spannungen zwischen Tradition und Moderne verdeutlicht. Hervorragend sind vor allem die eindrucksvoll gezeichneten und gespielten starken Frauenfiguren.(Kinotipp der katholischen Filmkritik; O.m.d.U.) - Sehenswert ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
SOLAS
Produktionsland
Spanien
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
Maestranza Films
Regie
Benito Zambrano
Buch
Benito Zambrano
Kamera
Tote Trenas
Musik
Antonio Meliveo
Schnitt
Fernando Pardo
Darsteller
Ana Fernández (Maria) · Maria Galiana (Mutter) · Carlos Álvarez-Novoa (Nachbar) · Paco de Osca (Vater) · Antonio Dechent (Doktor)
Länge
101 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Andalusien stand im spanischen Film jahrzehntelang für die abgegriffensten Folklore-Klischees: bunter Hintergrund für „Españoladas“, volkstümliche Dramen und Komödien um Stierkampf und Flamenco, Stereotypen, die dazu führten, dass Andalusien über lange Jahre keine Themen und Motive für spanische Filmemacher mehr her gab. Das hat sich in den letzten Jahren geändert, wozu u.a. die Produktionsfirma Maestranza beigetragen hat, die durch die Filme junger Regisseure ein neues Andalusien-Bild zeichnete. Unter ihrem Dach entstand auch „Solas“ von Benito Zambrano, der Sevilla jenseits aller Postkartenklischees zeigt. Maria lebt in einem Randbezirk der andalusischen Hauptstadt und schlägt sich als Putzfrau und mit anderen Gelegenheitsjobs durch. Die Widrigkeiten ihres Lebens betäubt sie immer häufiger im Alkohol. Die 35-Jährige hat sich vor Jahren mit ihrer Familie überworfen und ihr Dorf verlassen. Überraschenderweise steht eines Tages ihre Mutter vor der Tür. Der Vater wird in einer Klinik operiert, sie bittet die Tochter um Unterkunft. Maria nimmt sie auf, doch die Lebenswelten beider Frauen unterscheiden sich grundlegend. Maria kann die Duldsamkeit ihrer Mutter gegenüber ihrem despotischen Ehemann nicht verstehen; die Mutter hingegen hat der Lebenskrise ihrer Tochter nur uralte dörfliche Lebensweisheiten entgegensetzen. „Solas“ erzählt mehr vom Abgrund zwischen den Generationen als von einem Generationskonflikt. Im Mittelpunkt steht das mühsame Ringen um ein gegenseitiges Verständnis: die Mutter liebevoll, geduldig, sanft und bis zur Grenze belastungsfähig, auch fast bis zur Unerträglichkeit duldsam gegenüber dem „machismo“ und der grundlosen Eifersucht ihres todkranken Mannes; Maria hingegen jähzornig, energisch und vielleicht noch immer auf der Flucht vor dem patriarchalischen Andalusien. Sie ist schwanger von einem Lastwagenfahrer, der sie zur Abtreibung drängt. Die Mutter und ihre Art, mit dem Leben umzugehen, erscheinen ihr wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Auch Marias Nachbarn, einem einsamen Nordspanier, versucht die Mutter das Leben zu regeln. Sie macht ihm Essen, kümmert sich um seinen Haushalt, doch als sich eine zarte Beziehung zwischen ihnen andeutet, folgt sie ihrem lieblosen Ehemann zurück in ihr Dorf. Maria wird sie nicht wieder sehen, doch die letzten Momente mit ihrer Mutter haben ihr die Kraft gegeben, ihr Schicksal anders zu bewältigen. Über der Freundschaft mit dem alten Nachbarn findet der Film zu einem ungewöhnlichen, versöhnlichen Ende. Zambrano hatte ursprünglich einen bitteren Ausklang vorgesehen - die Protagonistin sollte bei einer Abtreibung sterben - , die Produzenten aber wollten es anders, wodurch der Film etwas von seiner dramatischen Kohärenz verliert, weil das Ende zu aufgesetzt wirkt. „Solas“ ist eine Geschichte, die auf den ersten Blick überall spielen könnte, wo sich soziale und psychologische Grundstrukturen radikal ändern oder gesellschaftliche Traditionen bröckeln. Zambrano schrieb den ersten Entwurf des Buchs während seines Regiestudiums an der internationalen Schule für Film und Fernsehen in San Antonio de los Baños auf Kuba. Er konzipierte die Geschichte zunächst für Lateinamerika, und vieles erinnert an die Tradition lateinamerikanischer Melodramen. Im Lauf von sieben Jahren formte der junge Regisseur die Geschichte für seine andalusische Heimat um. „Solas“ ist nicht nur durch seinen lokalen Bezug eine singuläre Erscheinung im spanischen Film, sondern auch durch seine dichte emotionale Schilderung des sozialen Milieus. Auf sehr subtile Weise zeichnet er die kollektive Spannung zwischen Tradition und Moderne nach, die so charakteristisch für Andalusien ist. Ein Melodram, das sich besonders über die beiden wunderbaren starken Frauenfiguren Maria Galiando und Ana Fernández vermittelt. Dabei hatte Zambrano besonders mit der Darstellerin der Maria großes Glück - erst nachdem die spanische Starschauspielerin Maria Barranco ausfiel, fand er die junge Theaterschauspielerin Ana Fernández.
Kommentar verfassen

Kommentieren