Komödie | USA 1999 | 82 Minuten

Regie: Valerie Breiman

Eine Journalistin lässt sich nach vielen im Chaos endenden Beziehungen auf das Zusammenleben mit einem Maler ein, der nach Jahren trauten Glücks meint, ihren Vorsprung an Liebschaften aufholen zu müssen, und sich von ihr trennt. Beide bleiben freundschaftlich verbunden, machen sich gegenseitig eifersüchtig und erkennen, dass sie doch füreinander bestimmt sind. Flott geschriebene, präzise inszenierte Komödie, die bei aller Frivolität nie ins Zotenhafte abgleitet und vor allem von der Spielfreude der beiden Hauptdarsteller lebt, die ein Stück identifikationsreicher Alltäglichkeit in die Independent-Produktion bringen. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LOVE & SEX
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
Behaviour Worldwide
Regie
Valerie Breiman
Buch
Valerie Breiman
Kamera
Adam Kane
Musik
Billy White Acre · Pierpaolo Tiano
Schnitt
Martin Apelbaum
Darsteller
Famke Janssen (Kate Welles) · Jon Favreau (Adam Levy) · Noah Emmerich (Eric) · Cheri Oteri (Mary) · Ann Magnuson (Monique Steinbacher)
Länge
82 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Komödie | Liebesfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Kinowelt (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Sie gibt es also doch noch: die Hollywood-Komödie, die nicht auf den (schlechten) Geschmack eins von Fäkal-Humor verdorbenen Teenie-Publikums zwischen 14 und 24 zielt, sondern der guten, alten Screwball Comedy ihre Referenz erweist. Und so „spritzen“ diesmal nicht diverse Körpersäfte, sondern frech-frivole Dialoge zwischen den Hauptdarstellern Kate und Adam über die Leinwand, die trotz mancher Deutlichkeit nie die Grenze zur Zote überschreiten. Bis es soweit ist, konfrontiert die Inszenierung in einer Rückblende mit Kates seit Pubertätstagen unbefriedigtem Liebesleben: Ließ sie sich damals von ihrem Angebeteten öffentlich verleugnen, um ihn dann hinter dem Schulhof-Baum heimlich zu küssen, so teilt sie nun als emanzipierte Journalistin das Bett mit einem verheirateten Mann – bis dessen Frau auftaucht. Aber da Einsamkeit weh tut, lässt sich Kate lieber immer wieder von zerbrechenden Lieben verletzen. Erst als sie wegen eines allzu freizügigen Artikels über Oral-Sex Schwierigkeiten mit ihrem Arbeitgeber bekommt, beginnt sie über ihr Liebesleben nachzudenken. Als sie auf einer Vernissage von dem Maler Adam angesprochen wird, lässt sie sich auf dessen charmant-unverschämtes Werben ein und zieht wenig später mit ihm zusammen. Nach Jahren trauten Glücks kommt Adam auf die Idee, er müsse Kates Vorsprung an Liebschaften aufholen und trennt sich von ihr. Dennoch bleibt man freundschaftlich verbunden. Aber als Kate mit dem narzisstischen Schauspieler Joey, der selbst im Kino seine Sonnenbrille nicht abnimmt, zusammenlebt und Adam sich in das „blonde Dummchen“ Mary, das nur Sex im Kopf hat, verguckt, regt sich bei Beiden die Eifersucht, und sie erkennen, dass sie doch zueinander gehören. Erstaunlich, dass einer Regisseurin, die bisher nur mit Klamauk-Komödien („Babe Watch – Die Nichtschwimmer von Malibu“, 1993) und als Schauspielerin dadurch auffiel, dass sie unter ihrem verkehrt herum geschriebenen Namen (Eirelav Namierb) in unbedeutenden Filmen (u.a. „Das Serum des Grauens“, 1990) auftrat, ein dermassen flott geschriebenes, präzise inszeniertes Kinodebüt gelingt. Aber vielleicht sind es ja gerade das „Pferdegesicht“ von Famke Janssen und der „Großkopf“ von Jon Favreau, um es mit den Worten des sich ständig neckenden Paares auszudrücken, die einen Schuss Alltäglichkeit und somit Identifikationsmöglichkeiten in die „Szenen einer Ehe“ bringen, in denen man nicht immer gestylt, sondern auch schon einmal in lustfeindlichen gestreiften Schlafanzughosen herumläuft. Vor allem räumt Valerie Breimans präzise Schauspielführung mit dem Vorurteil auf, dass Mannequins sich nur auf dem Laufsteg bewegen können. Die Ausstrahlung, die das ehemalige Model und Bond-Girl Famke Janssen auf der Leinwand verströmt, kann manchen hochgehandelten Star vor Neid erblassen lassen. Die Spielfreude, mit der sie und Jon Favreau – der schon in „High Fidelity“ (fd 34 344) sein Talent als Komiker bewies – ein Stück identifikationsreichen Alltag in diese Independent-Produktion einbringen, macht sie jedem derzeitigen Mainstream-Lustspiel haushoch überlegen. Zu guter Letzt beantwortet Adam mit einer Frage jene Frage, die man sich immer schon stellte, aber nie zu beantworten traute: „Warum wirken Männer im Alter oft attraktiver als gleichaltrige Frauen?“ – „Wer sieht besser aus: Sean Connery oder Shelley Winters?!“
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