Sturz ins Leere

Dietrich Wolff | 20.03.2018

Ein Alptraum: Aufstieg in einer Rinne links des Buckels; oben angekommen, liegt Richtung Gipfel noch ein sehr schmaler horizontaler Grat - für den Nichtschwindelfreien unüberwindbar. Die auf den Gipfel Vorausgekletterten sind nicht zu erblicken. Also Abstieg zunächst in der Rinne, immer schnelleres Rutschen; verzweifelte Versuche, auf die Buckelseite zu gelangen. Aufwachen. Jetzt musste dieser Film gesehen werden. Aufstieg über die steile, bisher nicht bezwungene Westwand eines Sechstausenders der peruanischen Anden, gekennzeichnet durch Eisrinnen und festgebackten trockenen Pulverschnee, der auch bei Gefälle von mehr als 40° nicht rutscht (anders als in den Alpen), aber auch keinen sicheren Halt ermöglicht. Durch einen Beinbruch beim Abstieg gerät die Zweierseilschaft in tödliche Bedrängnis. Semidoku mit großartigen Bergaufnahmen an den Originalschauplätzen, wegen der Gefahren Nachdreh der Spielszenen im Eis der Alpen, dazwischen Interviewteile mit den involvierten Bergsteigern. Der Geist der Besteigung entspricht den jugendlichen Bocksprüngen aus Thomas Wolfes "Von Zeit und Fluss", doch während des quälenden Kriechens mit dem verletzten Bein geschieht etwas, das sich kaum in Worte fassen lässt.