Frozen Angels

Dokumentarfilm | Deutschland/USA/Frankreich/Finnland 2005 | 94 Minuten

Regie: Eric Black

Blick hinter die Kulissen einer Agentur für Leihmütter und Ei-Spenderinnen, die den Wunsch nach Kindern zu einem profitablen Geschäft gemacht haben. Der aufschlussreiche Dokumentarfilm verteufelt seine Protagonisten nicht, sondern porträtiert sie als Zeitgenossen, die ihr Gewerbe als legitim begreifen. Der unbefangene Umgang mit dem ungewöhnlichen Thema sorgt für Irritationen, wirft aber auch ein erhellendes Licht auf eine Branche, die im Allgemeinen vorschnell als Geschäftemacherei abgetan wird. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
FROZEN ANGELS
Produktionsland
Deutschland/USA/Frankreich/Finnland
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Umbrella Films/ZDF (Das kleine Fernsehspiel)/ITVS/France 2 Cinéma/YLE
Regie
Eric Black · Frauke Sandig
Buch
Eric Black · Frauke Sandig
Kamera
Eric Black
Schnitt
Silke Botsch
Länge
94 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
"Eine Agentur für Leihmütter und Ei-Spenderinnen kann man heute in Kalifornien einfacher eröffnen als eine Pizzeria“, sagt Bill Handel, der in Los Angeles die weltweit größte Firma dieser Art betreibt. Überdies hat er eine eigene Radio-Show, in der er sich regelmäßig mit den Fortschritten der Reproduktionstechnologie beschäftigt. Bill Handel ist einer der Hauptprotagonisten von „Frozen Angels“, einem Dokumentarfilm, der sein Publikum mit auf eine Reise durch eine Welt nimmt, die aus europäischer Perspektive bisweilen unwirklich anmutet, aber überaus real ist. Denn in den letzten Jahrzehnten ist in Kalifornien nach Hollywood und Silicon Valley eine weitere Traumfabrik entstanden, deren Produkte atmen, pinkeln und lächeln und die ihren Kunden, Eltern genannt, höchste Glücksgefühle garantieren. Von gesetzlichen Restriktionen kaum behindert, floriert dort ein Markt, der die traditionelle Frage „War es ein Wunschkind?“ in einem neuen Licht erscheinen lässt. Völlig anachronistisch (wenn nicht verantwortungslos) empfindet Bill Handel die Vorstellung, Kinder durch Sex in die Welt zu setzen. Was Amy und ihr Mann Steve allerdings liebend gern getan hätten, aber leider nie geklappt hat. Da weitere Versuche (sie ist Ende 40) inzwischen aussichtslos erscheinen, haben sie beschlossen, die Dienste einer Leihmutter in Anspruch zu nehmen. Die heißt Kim, hat eigene Kinder und bereits mehreren Paaren zum ersehnten Nachwuchs verholfen. Ihr Mann, erzählt sie, sei ja anfangs dagegen gewesen, aber inzwischen habe er sich damit abgefunden, seine Frau immer mal wieder schwanger zu sehen. Natürlich macht Kim es auch des Geldes wegen, aber nicht nur, sagt sie. Für sie ist der lukrative Nebenjob zugleich auch ein sozialer Dienst an der Gemeinschaft. So wie andere in der Suppenküche arbeiten, bringt sie die Kinder von Eltern auf die Welt, denen dieses Glück selbst nicht vergönnt ist. Das klingt fadenscheinig, ist es aber womöglich nicht. Wenn Kim nach der Geburt der überglücklichen Amy ihr Baby überreicht und besorgt „Magst du es?“ fragt, muss man ihr ihre geradezu missionarischen Motive einfach abnehmen. Überhaupt besteht die Stärke dieses Film darin, seine Protagonisten nicht als gewissenlose Zombies oder Frankensteins Nachfahren vorzuführen. Es sind durchweg nicht unsympathische Zeitgenossen, die hier auftreten und sich über ihr Tun in Sachen Fortpflanzung äußern. Die Irritation resultiert für europäische Ohren vornehmlich daraus, dass sie über Reproduktionsmedizin so unbefangen reden, als ginge es um ein neues Waschmittel. Ethische Skrupel, dass, was machbar ist, womöglich nicht unbedingt auch gemacht werden sollte, plagen sie nicht. Selbst der junge Mann, der seine Existenz und seinen herausragenden IQ von 180 einer Samenbank mit den Spenden von Nobelpreisträgern verdankt, hat keine nennenswerten Probleme mit seiner Herkunft. Was seine Karriere betrifft, verspürt er allerdings weniger Ehrgeiz, sondern lebt eher als Aussteiger, spielt Sitar und beschäftigt sich mit indischer Mythologie. Jenseits dieser emotionalen, privaten Geschichten vermittelt der Film, der ohne jeden Off-Kommentar auskommt, aber auch sinnfällige Einblicke in das gänzlich profane Geschäft mit den Wunschkindern. So etwa das Kuriosum, dass die Eizellen-Spende für viele attraktive Schauspielerinnen in Wartestellung in Hollywood zur willkommenen Nebeneinnahmequelle geworden ist. Denn auch hier gilt der Grundsatz, dass Intelligenz zwar gern gesehen wird, aber am Ende Blondinen eindeutig bevorzugt werden.
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