Schnitzelparadies

Komödie | Niederlande 2005 | 85 Minuten

Regie: Martin Koolhoven

Der Sohn marokkanischer Einwanderer übernimmt einen Hilfsjob in der Küche eines nicht gerade feinen niederländischen Restaurants, macht rasch im bescheidenen Rahmen Karriere und verliebt sich in die attraktive Nichte der Inhaberin, mit der er sich aber nur im Geheimen treffen kann. Die sympathische Komödie leidet zwar an einigen Redundanzen, was aber durch ein irrwitziges Tempo, pointierte Dialoge und die ansteckende Spielfreude des Ensembles jederzeit wettgemacht wird. - Ab 10 möglich.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
HET SCHNITZELPARADIJS
Produktionsland
Niederlande
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Lemming Film
Regie
Martin Koolhoven
Buch
Marco van Geffen
Kamera
Guido van Gennep
Musik
Melcher Meirmans · Merlijn Snitker · Chrisnanne Wiegel
Schnitt
Job ter Burg
Darsteller
Mounir Valentyn (Nordip Doenia) · Bracha van Doesburgh (Agnes) · Mimoun Oaissa (Amimoen) · Yahya Gaier (Mo) · Tygo Gernandt (Goran)
Länge
85 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10 möglich.
Genre
Komödie
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (12 Min.).

Verleih DVD
Kool (16:9, 1.78:1, DD2.0 niederl./dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Das Hotel-Restaurant „Der Blaue Geier“ ist nicht gerade das, was man einen Gourmet-Tempel nennen könnte. Eine architektonische Bausünde aus den 1970er-Jahren, liegt das seltsam überdimensionierte Lokal mit seiner Waschbeton-Ästhetik in einer holländischen Kleinstadt in unmittelbarer Nähe zur Autobahn; die Speisekarte ist vor allem auf die Gelüste von Kraftfahrern ausgerichtet. Und die lieben es bekanntlich eher deftig und vor allem reichhaltig. Weshalb der „Geier“ seit geraumer Zeit den Ehrentitel „Das Schnitzelparadies“ führt. Kein Ort also, an dem man als junger Koch von Michelin-Sternen träumen könnte. Aber die hat Nordip, Sohn marokkanischer Einwanderer, ohnehin nicht im Sinn, als er in der Küche einen Hilfsjob annimmt. Eigentlich möchte er sich nach glänzend bestandenem Abitur nur eine Auszeit nehmen, um über seine Zukunft nachzudenken. Nur eines ist für ihn klar: Medizin studieren, wie es sein strenger Vater wünscht, will er auf keinen Fall. Also heuert er heimlich im „Geier“ an. Doch die Küche des Paradieses entpuppt sich als veritable Hölle. Unter der Leitung des stets besoffenen Chefkochs Willem schnippelt und brutzelt da ein buntes Völkergemisch unter gröbster Missachtung sämtlicher Hygiene-Vorschriften zusammen, was den Gästen eine Etage höher als Kochkunst verkauft wird. Logisch, dass der Neue die mieseste Drecksarbeit machen muss und obendrein nach allen Regeln der Mobbing-Kunst schikaniert wird. Doch weil Nordip sich vergleichsweise geschickt anstellt, wird er bald vom Tellerwäscher zum Hilfskoch befördert. Doch was ihn täglich mit Freude an seinen Arbeitsplatz treibt, heißt Agnes und ist die attraktive Nichte der Hotel-Managerin. Da sie den Laden einmal übernehmen soll, muss sie ihre Ausbildung nach dem Willen ihrer gestrengen Tante ganz unten beginnen. Bald finden Nordip und Agnes einander mehr als sympathisch, doch sie weiß, dass die Familie ihre Beziehung zu einem marokkanischen Hilfskoch niemals akzeptieren wird. Also können sie sich nur heimlich treffen und leben in der ständigen Angst, dass ein Mitarbeiter ihr Techtelmechtel verraten könnte. Mit dieser Produktion sorgte Regisseur Martin Koolhoven für den erfolgreichsten Film, der im vergangenen Jahr über die niederländischen Leinwände flimmerte. Dabei besticht die Komödie mit Multi-Kulti-Touch vor allem durch ihr Arsenal an skurrilen Figuren. Ob da der martialische serbische Metzger mit dem Hackebeil herumfuchtelt oder die beiden gewitzten Marokkaner Amimoen und Mo dem Neuen erklären, wie man unbändigen Fleiß simuliert, ohne etwas zu tun – in der Küche ist stets mächtig was los. Und wie Regie und Montage hier in teils irrwitzigem Tempo die Aktionen der liebenswerten Chaos-Truppe virtuos choreografiert haben, ist über weite Strecken überaus vergnüglicher Slapstick. Zudem sorgen witzig pointierte Dialoge und ein mit ansteckender Spielfreude agierendes Ensemble dafür, dass der Film mit seiner Aufforderung zu mehr Toleranz im Miteinander der Kulturen nie zu einem Thesenpapier mit erhobenem Zeigefinger verkommt. Dennoch verliert das Ganze mit zunehmender Dauer an Unterhaltungswert, da sich das Geschehen zu rund 90 Prozent in der Küche abspielt und man irgendwann alle umherfliegenden Schnitzel schon einmal gesehen und sämtliche Sprüche bereits gehört hat. Diese Redundanzen vermag leider auch die Liebesgeschichte nach „Romeo & Julia“-Vorbild nicht aufzufangen. Unter dem Strich: kein Meisterwerk, aber eine sympathische, kleine Komödie. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Kommentar verfassen

Kommentieren