Dokumentarfilm | Schweiz 2006 | 84 Minuten

Regie: Bernhard Weber

Langzeit-Beobachtung zweier extrem gewalttätiger Jugendlicher, die trotz diverser Therapien und Erziehungsmaßnahmen bislang immer wieder in ihre alten asozialen Verhaltensmuster zurückgefallen sind. Der interessante Film vermeidet zwar eilfertige Schuldzuweisungen, macht aber aus seiner Sympathie für die namenlosen Gewaltopfer keinen Hehl. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
FAUSTRECHT
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Zeitraumfilm
Regie
Bernhard Weber · Robi Müller
Kamera
Bernhard Weber
Musik
Fabian Römer
Schnitt
Rosa Albrecht
Länge
84 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm

Diskussion
Im Alter von 16 Jahren, zu einem Zeitpunkt, an dem andere Jugendliche die ersten eigenverantwortlichen Schritte ins Leben wagen, ist für Griban und Tim vieles bereits gelaufen. Seit Jahren sind sie durch ihre extreme Gewaltbereitschaft auffällig geworden, haben Jugendhaft und Heime, Therapien und Anti-Aggressionstrainings hinter sich. Zwei Jahre lang beobachteten die Schweizer Dokumentaristen die beiden jugendlichen Delinquenten, die meist bei ihren allein erziehenden Müttern leben und sich auf den ersten Blick kaum von ihren Altergenossen unterscheiden; doch in ihren Selbstaussagen wird schnell deutlich, dass es nur eines nichtigen Anlasses bedarf, damit bei ihnen die „Sicherungen durchbrennen“. Dabei zeichnen sich Karrieren und Teufelskreise ab, die nicht nur von Gewalt geprägt sind, sondern denen Motivationsmangel, Uneinsichtigkeit, Perspektivlosigkeit und der ständige Wechsel von Jobs immer wieder Vorschub leisten. Zwar zeigen hartes Training und eine an die Substanz gehende Therapie kleine Teilerfolge und Formen von Einsichtigkeit, doch dass diese von Dauer sind, muss bezweifelt werden. Da hängt Griban zum Ende des Films stolz sein Anti-Aggressionsdiplom auf, in einem kurzen Nachklapp aber erfährt der Zuschauer, dass sich Griban wenig später eine Pistole besorgt und im Spiel auf die Freundin angelegt hat. Scheinbar aus Versehen hat sich ein Schuss gelöst und die junge Frau in den Kopf getroffen. Die beiden Autoren erzählen dies mit Gespür für Distanz, verteufeln die Protagonisten nicht und klagen nicht an. Sie weisen aber auch die Rolle des filmischen Sozialarbeiters weit von sich, der für alles und jedes Verständnis hat und in der unglücklichen Kindheit und mangelhafter Sozialisation Umstände entdeckt, die Verständnis wecken oder zumindest mildernde Umstände einfordern könnten. Im Gegenteil: Sie schaffen den vielen namen- und gesichtslos bleibenden Prügelopfern ein Forum und machen auch aus der Tatsache keinen Hehl, dass es wohl glücklichen Umständen geschuldet ist, dass die beiden „Hauptdarsteller“ sich nicht schon wegen Totschlags verantworten müssen. Der Film geht vor allem auch unter die Haut, weil er keine Ursachenforschung betreibt, sondern Auswirkungen und Folgen zeigt.
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