Buddhas verlorene Kinder

Dokumentarfilm | Niederlande 2006 | 96 Minuten

Regie: Mark Verkerk

Ein Wandermönch nimmt sich im nordthailändischen Grenzgebiet drogengefährdeter Kinder und Jugendlicher an und versucht, sie zu (Selbst-)Verantwortung zu erziehen bzw. sie gegebenenfalls selbst zu Mönchen zu machen. Ein visuell beeindruckender Dokumentarfilm mit meditativen Zügen, der freilich durch die eigenwilligen Erziehungsmethoden seines Protagonisten, eine Mischung aus Zuwendung und Härte, bisweilen befremdlich wirkt, auch weil die Motive des Mönches kaum hinterfragt werden. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
BUDDHA'S LOST CHILDREN
Produktionsland
Niederlande
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
EMS Films
Regie
Mark Verkerk
Kamera
Rene Heynen
Musik
Bernard Joosten · Somtow Sucharitkul
Schnitt
Helen Delachaux · Jos Driessen · Mark Verkerk
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Im Dezember 1990 bestritt der Thaiboxer Khru Bah seinen letzten Kampf, danach zog er sich in die Wälder seiner nordthailändischen Heimat zur Meditation zurück, die von einem Erweckungserlebnis überstrahlt wurde. Seitdem klappert er als Wandermönch auf dem Pferd unermüdlich die Bergdörfer an der Nordgrenze des „Goldenen Dreiecks“ ab, deren (männliche) Erwachsene sich mehrheitlich dem Opiumkonsum hingeben, und schart verwahrloste, drogengefährdete Kinder und Jugendliche um sich: Waisen, die kaum eine Chance haben; Hilfsbedürftige aus zerrütteten Familien; kleine Menschen, um die sich niemand mehr kümmert. Mit seinem Tross von 15 Kindern auf kleinwüchsigen Pferden zieht Khru Bah durchs Land und versucht, die Not zu lindern, wobei die Methoden des tätowierten Mönches durchaus gewöhnungsbedürftig sind. In einer Mischung aus Liebe, Zuwendung, Strenge und einer gewissen Härte versucht Khru Bah, seine Zöglinge auf ihr neues Leben vorzubereiten, wobei Glaube im christlichen Sinne hier keine Rolle spielt, da der Buddhismus keine übergeordnete Wesenheit kennt, sondern seine Kraft und Überzeugung aus der alltäglichen Übung schöpft, in diesem Falle in die Pflege der 120 Pferde, die im Kloster „Zum Goldenen Pferd“ eine Bleibe gefunden haben. Der preisgekrönte Dokumentarfilm von Mark Verkerk beobachtet die Entwicklung der Novizen über den Zeitraum eines Jahres, zeigt kleine Streitereien unter den Kindern, beschäftigt sich mit ihren Ängsten und ihrem Heimweh und rückt immer wieder Khru Bah in den Mittelpunkt, der für jedes Problem ein probates Mittel zu haben scheint. Westlich orientierte Erziehungsberechtigte werden die Methoden des Mönches vielleicht befremdlich finden, wenn Thai-Boxen und Tätowierungsschmerzen als Wege angepriesen werden, um Körper und Geist zu trennen, oder einfache Formeln wie „Das Leben ist eine Kunst, die gelernt werden will“ oder „Die Entfernung formt das Pferd, die Zeit den Menschen“ als Maxime empfohlen werden. Freilich sind dies durchaus Erziehungsmethoden, die auch bei uns in der Arbeit mit schwer erziehbaren oder kriminellen Jugendlichen zur Anwendung kommen. Der beeindruckende Film setzt mit seinen überwältigenden Landschaftsaufnahmen visuelle, aber auch meditative Ausrufezeichen. Allerdings hinterfragt er die Motivation seines Protagonisten kaum, sondern stellt ihn als den guten Menschen von Nordthailand vor, der sein Lebenswerk der Zukunft der Kinder verschrieben hat, die nicht als „lebende Tote“ durchs Leben wanken sollen. Die wirklichen Motive des Mönchs werden nicht diskutiert. Ist seine Hinwendung wirklich Ausdruck selbstloser Nächstenliebe, oder dient sie nicht auch der Rekrutierung des Klosternachwuchses? Die „Bekehrung“ des Kindes Yee gibt beredte Auskunft: Von Khru Bah befragt, sieht der Junge zunächst nichts vor seinem geistige Auge, weder seine Gedanken noch die Sonne oder den Mond. Nach einiger Zeit als Novize, in der er gelernt hat, seine Angst zu überwinden, und in der er einen neuen Namen erhielt, kann der Junge endlich alle diese inneren Bilder sehen. Das bringt die Methoden des Mönches für den kritischen Betrachter durchaus in die Nähe einer Gehirnwäsche. An den Zweifeln, die einen angesichts solcher Szenen beschleichen, ändert auch die Einsicht nichts, dass man bekanntlich nur mit dem Herzen wirklich sieht.
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