Der Fuchs und das Mädchen

Kinderfilm | Frankreich 2007 | 97 Minuten

Regie: Luc Jacquet

Ein elfjähriges Mädchen, das mit seinen Eltern auf einem Hof am Rand eines unberührten Naturgebiets lebt, beobachtet bei seinen Streifzügen einen scheuen Fuchs und fasst den Entschluss, dessen Vertrauen zu gewinnen. Der behutsame, sehr zurückgenommen inszenierte Film konzentriert sich ganz auf das Dreiecksverhältnis zwischen Natur, Fuchs und Mädchen, wobei der Erzählstimme aus dem Off eine wichtige dramaturgische Funktion zukommt. Ein Glücksfall in Sachen Natur-Annäherung in Form eines semidokumentarischen Spielfilms, in dem es um die Bedeutung von Freiheit für Mensch und Tier geht. (Kinotipp der katholischen Filmkritik) - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
LE RENARD ET L'ENFANT
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Bonne Pioche
Regie
Luc Jacquet
Buch
Luc Jacquet
Kamera
Eric Dumage · Gérard Simon
Musik
Evgueni Galperine · Alice Lewis · David Reyes
Schnitt
Sabine Emiliani
Darsteller
Bertille Noëlle-Bruno · Isabelle Carré · Thomas Laliberté
Länge
97 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Kinderfilm | Tierfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Standard Edition enthält keine außergewöhnlichen Extras. Die Special Edition (2 DVDs) besticht u.a. durch die wertige Aufmachung (DigiBook), das informative Booklet, die "Making of"-Beiträge "Der Ursprung des Films" (25 Min.) und "Im Herzen des Films" (26 Min.) sowie die Dokumentation "Auf den Spuren des Fuchses" (52 Min.). Die BD ist bezüglich der Extras mit der DVD vergleichbar, unterscheidet sich indes durch ihre schlichte Aufmachung. Die Special Edition ist mit dem Silberling 2008 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Kinowelt (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Kinowelt (16:9, 2.35:1, dts-HD7.1 dt.)
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Diskussion
Eine fliegende Kamera über wunderschönen Landschaften und eindrucksvolle Großaufnahmen, bei denen immer wieder die faszinierende Nähe der Filmemacher zu den oft scheuen Tieren imponiert: Natur- und Tierfilme ziehen ihre Stärke meist aus diesen besonderen Aufnahmen, aus dem Staunen des Zuschauers, der in eine völlig fremde Welt eintauchen darf. Mit unzähligen Naturdokumentationen – einer Sparte, die vor allem im Fernsehen omnipräsent ist – haben französische Filmemacher seit einigen Jahren dieses ehemals von Disney stark geprägte Genre für das Kino wiederentdeckt. Luc Jacquet, der mit seiner Dokumentation „Die Reise der Pinguine“ (fd 37 283) einen unerwartet großen Erfolg erzielte, wagt sich mit „Der Fuchs und das Mädchen“ in die Gefilde des Spielfilms vor. Die elfjährige Protagonistin, die mit ihren Eltern auf einem Hof am Rand eines großen, fast unberührten Naturgebietes lebt, trifft bei ihren spielerischen Streifzügen auf einen Fuchs und fasst den Entschluss, das Vertrauen des scheuen Tieres zu gewinnen. Ein wichtiger Stellenwert kommt hierbei der über dem Film liegenden Erzählerstimme zu, bedient sich Jacquet doch des Kniffs einer Generationengeschichte: Eine Mutter gibt die Erlebnisse ihrer Kindheit an ihr eigenes Kind weiter. Sehr zurückgenommen – hier schimmern dokumentarische Züge durch – konzentriert sich der Film einzig auf das Dreiecksverhältnis zwischen Natur, Fuchs und Mädchen. Nur in einer einzigen Szene tauchen, mit gedämpften Stimmen und in beträchtlicher Entfernung, die Eltern des Kindes auf, beobachtet aus der Perspektive des Fuchses. Der Fokus des Films liegt eindeutig auf den Naturerfahrungen des Mädchens, verkörpert von Bertille Noëlle-Bruno, die die schwierige Rolle nicht nur mit einer schauspielerischen Glanzleistung meistert – fast alle Gefühlsregungen, viele Entdeckungen und Geschehnisse muss sie mimisch kommentieren und artikulieren –, sondern ihr zusätzlich durch ihr niedliches und doch ausdrucksstarkes Gesicht Liebenswürdigkeit und Charisma zu schenken vermag. Die zunächst märchenhafte Annäherung zwischen ihr und dem Fuchs ist in wunderschön inszenierte Landschaftsaufnahmen eingebettet; das Spiel mit den Jahreszeiten und mit Sonne und Mond verstärkt die im ursprünglichen Wortsinn fabelhafte Symbolik des Films. An eben jenem Spiel mit den Naturelementen macht sich zudem noch ein weiteres wichtiges Charakteristikum fest: die Geduld. Ganz realistisch – und da tritt das Märchenhafte in den Hintergrund und macht dem Realismus Platz – stellt Jacquet die Annäherung zwischen Mädchen und Fuchs als Geduldsspiel dar; das Vertrauen eines Tieres zu gewinnen, ist schließlich keine Sache von wenigen Tagen; und so langsam wie das Vertrauen gewonnen wird, so schnell ist es oft auch wieder verloren. Wie schön der Film inszeniert ist, wie herausragend seine Darstellerin auch agiert, perfekt wird „Der Fuchs und das Mädchen“ erst durch seine pädagogische Botschaft: Eingesperrt sein will niemand – kein Tier und schon gar nicht ein freiheitsliebendes Mädchen. In der Vermittlung dieser Botschaft bekommt der Film, gerade im Gegensatz zur sonst märchenhaften Erzählweise, eine filmisch fast wilde Realität, welche die Botschaft stark akzentuiert und ihr einen gewichtigen Status verleiht. Dem Regisseur gelingt das mit eindrucksvoller Kompromisslosigkeit und immer im Bereich des Nachvollziehbaren. Was Kinder über Natur und Tiere, über Freiheit und Grenzerfahrungen lernen können und was sie dabei an Werten vermittelt bekommen, das ist in diesem gelungenen Natur-, Tier- und Kinderfilm eindrucksvoll gebündelt.
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