Musikfilm | USA 2007 | 84 Minuten

Regie: Catherine Owens

Aufwändiger Konzertfilm, kompiliert aus Live-Mitschnitten der "Vertigo"-Tour 2006 der irischen Pop-Formation "U2". Er folgt dabei einer soliden Spannungsdramaturgie, ist vor allem aber interessant und durchaus bahnbrechend durch den referenzwürdigen Einsatz der 3-D-Technik, die (ein geeignetes Kino vorausgesetzt) ein fast naturalistisches dreidimensionales Erlebnis beschert. Die mitreißende Bühnen- und Musikshow mit 15 in 5.1-Surround-Sound abgemischten Songs sowie das charismatische Auftreten der Band vermitteln sich auf diese Weise umso beeindruckender. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
U2 3D
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
3ality Digital Ent.
Regie
Catherine Owens · Mark Pellington
Kamera
Peter Anderson · Tom Krueger
Schnitt
Olivier Wicki
Länge
84 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Musikfilm | Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Die Phase des Experiments scheint allmählich ein Ende zu finden: Endlich wird im Kino in Sachen dritte Dimension ernst gemacht. Waren es bislang „nur“ kürzere Real-/Animationshybriden, zumeist aus dem Infotainment-Bereich, oder aufwändig in digital und 3-D produzierte Animationsfilme, wendet man sich nun verstärkt dem naturalistischen, menschlichen „Material“ zu, ergänzt am lebenden Objekt die Flächigkeit durch eine räumliche Komponente und öffnet so ein Stück weit das Tor zum plastischen Unterhaltungskino. Ganz so weit scheint es vorerst noch nicht, denn auch „U2 3D“ bewegt sich noch im Randgruppenbereich der „Special Interest“-Formate. Bono, The Edge, Adam Clayton und Larry Mullen gehören zu den bekanntesten Musik-Stars, ihre Band „U2“ wird unter den derzeit noch praktizierenden Gruppen allenfalls noch von den „Rolling Stones“ getoppt. 20 Jahre ist es her, dass Phil Joanou mit ihnen den Konzertfilm „U2: Rattle and Hum“ (fd 27 219) drehte; ein Ereignis, das dem raren Subgenre einen Referenzfilm bescherte, der womöglich erst wieder von Martin Scorseses „Shine a Light“ (2008) ein ähnlich gewichtiges Werk an die Seite gestellt bekommt. Inszenatorisch kann „U2 3D“ mit der mitreißenden Dynamik von „U2: Rattle and Hum“ oder der ausgeklügelten Schnittdramaturgie von „Shine a Light“ nicht mithalten; zu konventionell ist im Vergleich die Kameraführung unter der soliden, aber einer eher unspektakulären Regie. Mitreißend ist der Film, kompiliert aus mehreren in Südamerika abgehaltenen Bühnenshows der „Vertigo“-Tour des Jahres 2006, trotzdem: Das Setting wirkt minimalistisch, aber allein durch seine schiere Größe überwältigend. Vier Musiker verlieren sich fast auf der mindestens 50 Meter breiten Bühne, die sich in Tentakeln weit ins Auditorium schlängelt und nach hinten von einer Multimediawand, so hoch wie ein Mehrfamilienhaus, begrenzt wird. Die Technik macht die irische Megaband omnipräsent – ebenso wie die Songs, die durch den 5.1-Surround-Sound direkt in den Magen und dann in den Kopf gelangen. Es sind 15 Klassiker aus 30 Jahren Bühnenpräsenz, zumeist aus dem Album „The Joshua Tree“, von „New Year’s Day“ über „Pride“, „With or Without you“ bis zu „One“ und „Beautiful Day“. Im ersten Teil transportiert Bono Politik und Message, im zweiten Teil ein wenig Unbeschwertheit. Das Erfolgsgeheimnis der Musik von „U2“ ist ihre Mitsingbarkeit. Jeder Song hat etwas Chorales, das die Fans auf den Konzerten zum Teil der Show macht. Nicht zuletzt deshalb sind die Konzerte von „U2“ legendär, die Mitschnitte so intensiv. Mit der Eingängigkeit der politisch brisanten Texte erklärt sich auch ein Stück weit das Charisma von Sänger Bono, der auf der Bühne wie der berühmte Rattenfänger agiert, dem die Massen folgen. All das vermittelt „U2 3D“ auf eindrückliche Weise. Wäre die für ein 3-D-Erlebnis unerlässliche Shutterbrille auf der Nase nicht so gewichtig, man würde vergessen, dass man im Spezial-Kino sitzt und nur einen Film schaut. Die 3-D-Optik ist präsent, aber nicht aufdringlich; die Bilder sind kaum auf Effekte getrimmt, sondern vermitteln Normalität. Und gerade diese „Normalität“ beeindruckt: Man bekommt ein Gefühl für die Dimensionen des Settings und erfährt zusätzlich und fast selbstverständlich die dritte Dimension, und dazu braucht es keinen künstlich in den Kinosaal stechenden Gitarrenhals. Lange kann man auf die klassischen, auch hier nicht fehlenden 3-D-Gimmicks warten, die im zweiten, im „Disco“-Teil des Konzerts die Multimedia-Spielereien von der Wand in den Zuschauerraum tragen. Eine kurze Abwechslung, nicht mehr – und das ist gut so. Die Technik hinter dem 3-D-Apparat ist immens, teuer und kann vor allem in noch viel zu wenigen Kinos zum Einsatz gebracht werden. Schon allein deshalb wird es diese Art von Eventfilmen (noch) nicht allzu häufig geben. Ähnlich wie „U2: Rattle and Hum“ ist nun auch „U2 3D“ Referenz, die es zu schlagen gilt. Bleibt zu hoffen, dass sich die Produzenten nicht ganz so lange Zeit lassen, bis die technische Pionierleistung dieses Werks Geschichte ist.
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