Historienfilm | Indien 2008 | 213 Minuten

Regie: Ashutosh Gowariker

Indien im 16. Jahrhundert: Der muslimische Mogul Jalaluddin Muhammad Akbar will sein auch durch religiöse Zwiste zersetztes Reich neu vereinen und heiratet deshalb eine Hindu-Prinzessin. Die Liaison stößt auf Widerstände, und auch politischen Intrigen muss sich das Paar stellen. An einer historischen Figur orientiertes Epos, das sich für ein harmonisches Miteinander von Hindus und Muslimen einsetzt, aber in der einseitigen Verklärung des Herrschers etwas schlicht und hölzern bleibt. Als opulenter Augenschmaus ist der Film gleichwohl höchst unterhaltsam. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
JODHAA AKBAR
Produktionsland
Indien
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Ashutosh Gowariker Prod./UTV Motion Pic.
Regie
Ashutosh Gowariker
Buch
Ashutosh Gowariker · Haidar Ali
Kamera
Kiran Deohans
Musik
A.R. Rahman
Schnitt
Ballu Saluja
Darsteller
Aishwarya Rai (Jodhaa Bai) · Hrithik Roshan (Jalaluddin Mohammad Akbar) · Sonu Sood (Sujamal) · Nikitin Dheer · Ila Arun (Maham Anga)
Länge
213 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12 (DVD)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Historienfilm

Heimkino

Verleih DVD
REM (1:2,35/16:9/Deutsch DD 5.1/Hindi)
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Diskussion
Ashutosh Gowariker hat sich mit zwei Filmen international einen Namen gemacht: „Lagaan“ (2001) mit Amir Khan spielt im Indien der Kolonialzeit und erzählt von einem Cricket-Match, mit dem sich die Bewohner eines Dorfs gegen die Besatzungsmacht behaupten; „Swades – Heimat“ (2004) mit Shahrukh Khan erzählt von einem in die USA ausgewanderten Inder, der in die Heimat zurückkehrt und dort mit den Schönheiten, aber auch den sozialen Missständen seiner Heimat konfrontiert wird: aufwändiges Star-Kino, aber mit politisch-sozial engagierten Themen. Dass Gowarikers Filme auch im Westen geschätzt werden, mag mit diesem Engagement zusammenhängen; vielleicht auch damit, dass er kein klassisches Masala-Kino liefert: Seine Arbeiten mäandern nicht zwischen den Genres; Song-and-Dance-Nummern sind flüssig in die Handlung integriert. Diese Merkmale treffen auch auf seinen neuen Film zu, ein gewaltiges Epos, das ins Indien des 16. Jahrhunderts, in die Zeit der Mogul-Herrschaft, führt, in die Zeit des legendären Herrschers Jalaluddin Muhammad Akbar. Diesem gelang es, die innere Krise seines zerfallenden Reichs zu überwinden, nicht zuletzt deshalb, weil er die Kluft zwischen Muslimen (die Mogul-Herrscher gehörten dem Islam an) und Hindus durch die Anerkennung der ihm fremden Religion, etwa durch die Abschaffung religiöser Steuern für Nicht-Muslime und die Tolerierung von Hindu-Riten am Königshof, überbrücken konnte, was er durch geschickte Eheschließungen mit hinduistischen Prinzessinnen besiegelte. Aus den vielen Frauen des Mogul macht Gowariker in seinem Film eine einzige große Liebe, die symbolisch für die Utopie des harmonischen Nebeneinanders beider Religionen steht: Jodhaa, Spross der stolzen hinduistischen Rajputen, stimmt trotz anfänglicher Ängste der von ihrem Vater arrangierten Heirat mit dem Mogul zu – unter der Bedingung, weiterhin ihren Glauben ausüben zu dürfen und in ihren Gemächern eine Kultstätte eingerichtet zu bekommen. Der Mogul akzeptiert dies; bei Hofe stößt die junge Hindu-Prinzessin indes auf Gegner, vor allem auf die Zieh-Mutter ihres Mannes, die versucht, den wachsenden Respekt und die Zuneigung, die das Paar füreinander entwickelt, zu untergraben. Zu diesen innerhöfischen Intrigen kommt als weitere Störung des Friedens eine politische Ränke diverser Provinzfürsten, die darauf abzielt, Akbar zu entthronen. Nur gemeinsam können der Mogul und seine Frau den Gefahren trotzen und ihren Glauben an ein geeintes Indien und ein harmonisches Miteinander von Indern aller Religionen verteidigen. Allein der Aufwand, der für diese in Indien erfolgreiche Großproduktion betrieben wurde, lässt einem die abenteuerlichen fast vier Stunden Laufzeit schnell vergehen: So viel gibt es in den diversen Schlachtengemälden (die wesentlich weniger martialisch inszeniert sind als entsprechende Szenen in US-Monumentalfilmen) und in der Darstellung des höfischen Lebens zu sehen, zu bewundern. Allerdings wirkt „Jodhaa-Akbar“, im Gegensatz zu Gowarikers früheren Arbeiten irgendwie auch seltsam unzeitgemäß: So gut gemeint und wichtig der Appell zum friedlichen Zusammenleben der Religionen auch sein mag, so einseitig ist doch auch diese schlichte Hagiografie eines Eroberers und geschickten Politikers: mehr Legende als Historienfilm. Dass Hrithik Roshan in dieser Rolle recht hölzern und gravitätisch daherkommt und in den schwächsten Momenten etwas an die Italo-Abenteuerhelden eines Steve Reeves erinnert, ist sicher nicht nur dem Darsteller, sondern vor allem dem Drehbuch geschuldet, das keine Charakternuancen jenseits des Heroischen vorsieht.
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