The Elephant King

- | USA/Thailand 2006 | 92 Minuten

Regie: Seth Grossman

Ein unter Depressionen leidender Schüler folgt der Einladung seines älteren Bruders, der sich nach einer Unterschlagung nach Thailand abgesetzt hat. Dort lernt er ein scheinbar sorgenfreies Leben und die große Liebe kennen, doch der Traum vom "Laissez faire" zerplatzt wie eine Seifenblase. Notwendig wird die Umkehr in allen Belangen, um ein bewusst gelebtes Dasein beginnen zu können. Das sorgfältig gezeichnete Psychogramm eines nur oberflächlich betrachtet gegensätzlichen Bruderpaars, das von der Überwindung eines Stillstands erzählt, indem es jeder Art von Eskapismus eine Absage erteilt. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE ELEPHANT KING
Produktionsland
USA/Thailand
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
De Warrenne Pic./Unison Films
Regie
Seth Grossman
Buch
Seth Grossman
Kamera
Diego Quemada-Díez
Musik
Adam Balasz
Schnitt
Lee Chatametikool · Inbal B. Lessner
Darsteller
Tate Ellington (Oliver Hunt) · Jonno Roberts (Jake Hunt) · Florence Faivre (Lek) · Ellen Burstyn (Diana Hunt) · Josef Sommer (Bill Hunt)
Länge
92 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
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Diskussion
Oliver geht es schlecht: Der Schüler leidet an Depressionen und hegt Selbstmordgedanken. Seine alten Eltern sind hilflos und wissen nicht, wie sie der Lage Herr werden sollen. Doch Olivers älterer Bruder Jake bietet ihm eine Ausflucht: Er lädt ihn nach Thailand ein, wo Jake derzeit einer Anklage wegen Veruntreuung von Universitätsmitteln entgeht – schließlich sollte der Anthropologie-Student dort Forschung betreiben und sich nicht einem lockeren Leben mit Alkohol und Mädchen hingeben. Doch genau diese Art von Leben ist es, die Oliver reizt, als er seinem Bruder sein Kommen zusagt. In Thailand wird der junge Mann förmlich von den neuen Eindrücken erschlagen. Fremdartige Speisen auf exotischen Märkten, ein reges Treiben von Menschen, deren Sprache er nicht versteht, und eine Gruppe Prostituierter, die hinter einem Fenster zur Auswahl sitzt. „Sie benehmen sich wie Zombies“, bemerkt Oliver. „Sie schauen fern“, erwidert Jake und weist auf die kleine Kiste, die von den Frauen so gebannt angestarrt wird. Dieses unwirkliche Szenario wird später einmal Teil eines Albtraums, in dem sich Jake gefangen sieht und sich von seinem jüngeren Bruder Befreiung erhofft. Doch vorerst ist die brüderliche Zusammenkunft positiv: Jake und Oliver feiern und trinken sich durch die heiß-schwülen Nächte, und Jake stellt seinem Bruder eine thailändische Schönheit vor; Lek, in die er sich auch bald verliebt. In einer dieser durchzechten Nächte kauft Jake einen der kleinen Elefanten, die das Straßenbild bestimmen, und nimmt ihn mit zu der Unterkunft der Brüder. Der Elefant wird zum Symbol des „Laissez faire“: Er stirbt, weil sich keiner der beiden um ihn kümmert. Zum Bruch kommt es, als Oliver erfahren muss, dass die liebevolle Lek für ihre Zuwendungen von Jake bezahlt wurde und darüber hinaus nur wenig mit ihm anfangen kann. Nur oberflächlich wirken die Brüder gegensätzlich, denn auch wenn Oliver der sensiblere und feinfühligere ist, so sind doch beide gekennzeichnet von einer Perspektivlosigkeit, letztlich einer Angst vor der Zukunft und dem Leben, die sie mit ihren nächtlichen Exkursionen zu überdecken versuchen. Entsprechend ist die Flucht in das exotische Land letztlich keine Lösung. Oliver ist der Erste, der des Lebens in Thailand überdrüssig wird, nicht zuletzt, weil das Versprechen, die wahre Liebe zu finden, sich als falsch herausstellte. Gekränkt und verletzt, versucht er, Jake davon zu überzeugen mit ihm in die USA zurückzukehren, um sich dort den Behörden zu stellen, doch noch nicht einmal die besorgte Mutter (Ellen Burstyn in einer Nebenrolle) kann ihn zur Heimkehr bewegen. Tatsächlich ist es die Beziehung zu Lek, die den Stillstand des Lebens der Brüder beendet. Es ist die Genauigkeit mit der Regisseur Seth Grossmann in seinem ersten abendfüllenden Spielfilm von der Lebensflucht der Brüder erzählt, die den Film so interessant macht. Er zeichnet sorgfältig die Psychogramme eines Bruderpaars, das nicht weiß, wie man ein gutes Leben lebt. Dass Thailand selbst dabei kaum mehr ist als austauschbare Kulisse für exotische Tagträume fernab des Vertrauten, stört ebenso wenig wie der Umstand, dass das Land nur mit den Augen eines westlichen Touristen geschildert wird – im Gegenteil: Es steigert noch die Fremdheit und Verlassenheit von Jake und Oliver, die mehr und mehr auf sich angewiesen sind. So ist der Film letztlich voller Hoffnung: Denn auch wenn sich Jake nun den Konsequenzen seiner Taten stellen muss, so endet doch der lethargische Lebenswandel – abrupt und unfreiwillig. Das wirkliche Leben kann beginnen.
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