Buddhistische Stille

Dokumentarfilm | Deutschland 2008 | 82 Minuten

Regie: Marita Grimke

Dokumentarfilm über Buddhisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In ruhigen Einstellungen gibt die Filmemacherin den Protagonisten Raum, um über ihre spirituelle Praxis zu berichten, und begleitet sie bei Meditationsübungen. In der Zusammenschau der Interview-Sequenzen vermittelt sich ein facettenreiches Bild dessen, was die Anziehungskraft des Buddhismus für seine deutschsprachigen Anhänger ausmacht und wie sie ihn in ihrem Alltag leben. Zugleich öffnen sowohl die konzentrierte Form des Films als auch die Haltung der Interviewten einen Zugang zu deren spiritueller Erfahrung. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
MyWay
Regie
Marita Grimke
Buch
Marita Grimke
Kamera
Mario Müller
Schnitt
Steffen Kayser · Eva Rolinec
Länge
82 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
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IMDb

Diskussion
Der Dokumentarfilm macht ernst mit seinem Titel: Keine Filmmusik ist den Bildern unterlegt. An den wenigen Stellen, an denen doch einmal ein Gong, ein Glöckchen oder die Mönchsgesänge ertönen, mit denen Filme über den Dalai Lama oder den Buddhismus ihren Soundtrack gerne folkloristisch füttern, sind dies sich aus der jeweiligen Situation ergebende Geräusche aus dem On. Darüber hinaus vermeidet die Filmemacherin allen Exotismus: Es gibt keine Himalaya-Landschaften, keine Tempelanlagen. Nur einen schlichten Innenraum im indischen Dharamsala, eingefangen in einem schwarz umrandeten, leicht verwaschen wirkenden Videobild: Hier lässt der Dalai Lama die Kamera zu Beginn an einer Meditation teilnehmen; später kehrt der Film immer wieder kurz dorthin zurück, um Äußerungen „seiner Heiligkeit“ zu lauschen. Das Besondere aber ist, dass das allzu oft als Medienstar einer Art Wohlfühl-Spiritualität vermarktete Oberhaupt der Tibeter nur eine Nebenrolle spielt. Vielmehr geht es um ganz normale Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich aus unterschiedlichsten Motiven und Lebenskontexten heraus dem Buddhismus und speziell der buddhistischen Meditation zugewandt haben. Dabei werden ganz simpel Interview-Sequenzen aneinander gereiht, die die Protagonisten in ihren privaten Wohnräumen, in einem Meditationszentrum oder im Garten zeigen, und ihnen in weitgehend statischen Einstellungen viel Zeit lassen, sich dazu zu äußern, was sie am Buddhismus fasziniert, zu Lehrern und Vorbildern, zu positiven Erfahrungen wie auch zu Krisen, darüber, wie sie die Religion leben. Abstrakte Glaubensinhalte, etwa Fragen nach dem Gottesbild, nach Jenseitsvorstellungen etc., spielen dabei keine Rolle, vielmehr ist es die konkrete spirituelle Praxis, die Grimke interessiert – in den (unkommentiert bleibenden) Erklärungen der Interviewten wie auch beim ruhigen Beobachten ihrer Meditationsübungen. In der Zusammenschau der neun Gesprächspartner – von der lebhaften Kölnerin bis zum kühl-sachlichen Hamburger – ergibt sich ein facettenreiches Bild: War der Buddhismus für den einen „eine Herzenssache“, sprach andere an, ihn als besonders philosophisch-rationale Glaubensrichtung zu erfahren; hat die eine als buddhistische, im Zölibat lebende Nonne radikal ihr Leben umgekrempelt, integrieren andere die Religion in ihren Alltag zwischen Beruf und Familie; für die einen war sie als geistige Heimat eine klare Alternative zum Christentum, eine andere erzählt, dass sie gerade durch ihre Erfahrungen mit dem Buddhismus einen neuen Blick auf christliche Glaubensinhalte gewonnen hat. Gemeinsam ist allen Protagonisten jedoch eine gewisse Grundhaltung: Sie machen ernst mit ihrer religiösen Praxis – im Gegensatz zu der Vorstellung, Meditation sei lediglich eine Art Entspannungstherapie für Gestresste, wird diese hier als durchaus steiniger (Selbst-)Erkenntnisprozess sichtbar – und vermitteln trotzdem eine Gelassenheit, die zusammen mit der Erzählweise des Films diesem eine bemerkenswerte Atmosphäre der Ruhe und Sammlung verleiht. Auch wenn es befremdlich anmuten mag, wie da stellenweise vom Dharma geredet und an mit bunten Bildern verzierten Hausaltärchen Kerzen angezündet werden: Wie Philipp Grönings „Die große Stille“ (fd 37 344) – vielleicht stilistisch sogar noch etwas konsequenter – gelingt es Grimkes Film auf fesselnde Weise, etwas von der spirituellen Erfahrung zu vermitteln, um die es ihm geht.
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