It might get loud

Musikfilm | USA 2008 | 97 Minuten

Regie: Davis Guggenheim

Dokumentarfilm über die Musiker Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (The White Stripes) und ihr jeweiliges Verhältnis zur E-Gitarre als prägendes Instrument der Rock-Musik. Die Künstler, die nicht nur drei unterschiedliche Generationen, sondern auch unterschiedliche stilistische Auffassungen repräsentieren, werden einzeln porträtiert und bei einer Jam-Session zusammengeführt. Die nostalgische Hommage an den Rock versammelt seltene Aufnahmen, persönliche Erinnerungen sowie mitreißende Konzertmitschnitte und gewährt interessante Einblicke in die Beziehung der Musiker zu ihrem Instrument und in die Entwicklung der verschiedenen musikalischen Tonfälle. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
IT MIGHT GET LOUD
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Thomas Tull Prod.
Regie
Davis Guggenheim
Kamera
Guillermo Navarro · Erich Roland
Musik
Jimmy Page · The Edge · Jack White
Schnitt
Greg Finton
Länge
97 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Musikfilm | Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Wenn derzeit von Rock-Musik die Rede ist, folgen nicht selten Begriffe wie „Dinosaurier“ oder „Renaissance“. Mal wird diese ehrwürdige Musikrichtung totgesagt, mal aus dem Totenreich zurückgeholt, nur quicklebendig erscheint sie nicht einmal mehr den Enthusiasten. Ein Hauch von Nostalgie liegt auch über Davis Guggenheims Dokumentarfilm, in dem sich drei berühmte Musiker über das stilprägende Instrument des Rock austauschen: die elektrische Gitarre. Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (The White Stripes) treffen sich in einem alten Lagerhaus, um zu reden, in Erinnerungen zu schwelgen und am Ende ganz klassisch miteinander zu jammen. Es ist eine kluge Auswahl, die drei Generationen und zugleich sehr unterschiedliche Auffassungen des Gitarrenspiels zusammenbringt. In einer Parallelmontage lässt Guggenheim jeden einzelnen sein musikalisches Glaubensbekenntnis ablegen und schürt dadurch die Erwartung, es würden widerstreitende Temperamente in der Arena aufeinandertreffen. Dass es dann anders kommt und es zwischen den eben noch erklärten Antagonisten gänzlich harmonisch zugeht, ist sicherlich dem gegenseitigen Respekt sowie dem geradezu weihevoll inszenierten Anlass geschuldet. Vielleicht liegt es auch ein bisschen daran, dass die große Zeit des Gitarren-Rock vorüber ist: Im Zeitalter der digitalen Musik verbindet musikalische Handwerker möglicherweise mehr, als sie trennen kann. Mit der Elektrifizierung der Gitarre begann der Aufstieg des Rock’n’Roll; in den 1960er- und 1970er-Jahren herrschte sie im Reich der Pop-Musik beinahe unumschränkt. Niemand verkörpert diese Epoche besser als Jimmy Page, sowohl was deren Brillanz wie auch ihre zunehmende Dekadenz angeht. Eine Generation später kam The Edge, ein besessener Soundtüftler, bei dem die Gitarre lediglich ein Fortsatz zahlloser Verstärker und Verfremder ist, und schließlich Jack White, der die Einfachheit predigt und im leidenschaftlichen Minimalismus des Blues-Sängers Willie McTell sein Ideal erkennt. Guggenheim begleitet sie alle an die Orte ihrer musikalischen Lehrjahre, folgt ihnen zu den Quellen und schneidet von dort zur geruhsamen Jam-Session zurück. Sein Film ist ein dreifaches Porträt und ein Dokument des schleichenden Bedeutungsverlusts, den die Gitarre in den letzten 40 Jahren erlitten hat. Für Jimmy Page und The Edge war es noch selbstverständlich, als Jugendliche zur Gitarre zu greifen, dagegen fühlte sich der 1975 geborene Jack White in der Musikszene seiner Heimatstadt Detroit wie ein Aussätziger. „It might get loud“ bietet allen Rock-Fans, was sie von einer Musikdokumentation erwarten: seltene Aufnahmen, persönliche Erinnerungen, mitreißende Konzertmitschnitte und natürlich Einblicke in die innige Beziehung zwischen Musiker und Instrument. Am interessantesten ist der Film immer dann, wenn es um die Entstehung eines neuen musikalischen Tonfalls geht. So sieht man Jimmy Page in jenen Räumen eines englischen Landsitzes stehen, die den Aufnahmen von Led Zeppelin ihren charakteristischen Nachhall gaben, man erlebt The Edge, wie er mit Unmengen von Elektronik am U2-Sound bastelt, und staunt, wie Jack White aus einfachsten Teilen eine funktionierende E-Gitarre baut. Solche Momente sind es, die einen an die Zukunft des Rock glauben lassen.
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