Mitgefühl, Weisheit und Humor

Dokumentarfilm | Deutschland/Niederlande 2009 | 89 Minuten

Regie: Boris Penth

Dokumentarfilm über den Buchautor und Lehrer Sogyal Rinpoche, der einem westlichen Publikum den Buddhismus zu vermitteln versucht. Das Porträt krankt an der allzu kritiklosen Verehrung Rinpoches, wie die Dokumentation überhaupt eher wie eine "Light"-Variante der östlichen Religion wirkt. Von der Tiefendimension des Buddhismus ist so wenig zu spüren wie von Spannungen, die mit der Übertragung buddhistischer Ansätze auf westliche Lebenswelten einhergehen. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland/Niederlande
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Seeworld/Boeddhistische Omroep Stichtimg (BOS)/VJS
Regie
Boris Penth
Buch
Boris Penth · Janine Schulz
Kamera
Meinolf Schmitz · Holly Fink
Musik
Jens Fischer
Schnitt
Jürgen Schnetzer
Länge
89 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
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Diskussion
Liebe, Mitgefühl und Weisheit ist eigentlich das Mantra dieses Films, jene Formel, die am häufigsten auftaucht. Dass „Liebe“ im Titel von „Humor“ ersetzt wurde, verdankt sich vermutlich dem prominenten Interviewpartner John Cleese; vielleicht aber verkauft sich Humor im Westen einfach nur besser. Nichts für Anfänger ist „Mitgefühl, Weisheit und Humor“ von Boris Penth, auch wenn der Titel kompatibler kaum klingen könnte. Der Film richtet sich an Eingeweihte und Interessierte, mehr noch: er wirbt um sie, um Buddhisten und solche, die es werden wollen in Deutschland – und nach einer internationalen Auswertung womöglich auch anderswo. Um Sogyal Rinpoche dreht sich der Film, den Autor von „Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben“, der insbesondere im Westen als Lehrer des tibetischen Buddhismus sehr populär ist. Sein Buch war ein Bestseller – warum sollte ein Film über ihn nicht auch Erfolg beschieden sein? Zunächst wird seine Biografie referiert; aus Off-Kommentar, Archivbildern, Interviews und Zitaten setzt sich das Porträt des Schülers an der Seite seines Meisters Jamyang Khyentse zusammen. Zu Beginn der 1970er-Jahre geht Sogyal Rinpoche nach England und studiert dort Vergleichende Religionswissenschaften. Er bereitet den ersten Besuch des Dalai Lama in Europa vor und versteht sich fortan als Vermittler zwischen westlicher und östlicher Kultur – auch durch seine Tätigkeit als Übersetzer der buddhistischen Lehren. Die Intelligenz und die außergewöhnlichen Fähigkeiten Rinpoches werden durchweg gelobt, kritische Frage jedoch nicht gestellt, die weltlichen Brüche in seiner Biografie finden keine Erwähnung. So wird sein Auftritt in Bernardo Bertoluccis „Little Buddha“ (fd 30649) ebenso wenig thematisiert wie eine Schadensersatzklage in den USA wegen „physischen, geistigen und sexuellen Missbrauchs“ – die Klage wurde 1996 abgewiesen und eine außergerichtliche Vereinbarung getroffen. Leider blieben auch die Ausführungen zum Buddhismus oft formelhaft und werden seiner philosophischen Dimension nicht gerecht; vieles wird angetippt, nur wenig vertieft. Im letzten Drittel des Films bestätigt sich der Eindruck, dass hier Buddhismus „light“ für westlich Gestresste nach Art eines Imagefilm verkauft werden soll: Der von Rinpoche gegründete Tempel Lerab Ling in Südfrankreich steht nun im Mittelpunkt; buddhistische Schüler aus aller Welt berichten begeistert, die Kamera gleitet an reich gestalteten Dächern entlang und fängt das in den Blättern der umstehenden Bäume flirrende Licht ein. Es gibt einen neuen, dreijährigen Lehrgang im Tempel. Der Buddhismus als spirituelle Alternative wird in der westlichen Welt immer populärer. Mit Rinpoches Buch wird in Deutschland beispielsweise in der Sterbebegleitung gearbeitet, eine Schülerin im Tempel erwähnt das kurz. Die Vermittlung und Übersetzung der Lehren des Buddhismus, ihre Anpassung an moderne Bedürfnisse und an westliche Eigenheiten wären ein interessantes Spannungsfeld – das hier leider viel zu kurz kommt.
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