Kriegsfilm | Norwegen/Dänemark/Deutschland 2008 | 117 Minuten

Regie: Joachim Rønning

Das auf einer Autobiografie basierende Porträt des in Norwegen sehr berühmten Widerstandskämpfers Max Manus. Der Film schlägt einen Bogen vom finnisch-sowjetischen Winterkrieg bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach der Besetzung Norwegens schließt sich Manus einer Widerstandsgruppe an und soll deutsche Versorgungsschiffe zerstören. Packende, aufwändig produzierte Mischung aus biografischem Film, Geschichtsdrama und Actionthriller, die Themen wie Patriotismus, Freundschaft, Schuld und Gewissen berührt und zugleich als sorgfältig choreografiertes Spannungskino unterhält. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MAX MANUS
Produktionsland
Norwegen/Dänemark/Deutschland
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
B&T Film/Rosenbergfilm/Filmkameratene/Miso Film
Regie
Joachim Rønning · Espen Sandberg
Buch
Thomas Nordseth-Tiller
Kamera
Geir Hartly Andreassen
Musik
Trond Bjerknæs
Schnitt
Anders Refn
Darsteller
Aksel Hennie (Max Manus) · Agnes Kittelsen (Ida Nikoline "Tikken" Lindebrække) · Nicolai Cleve Broch (Gregers Gram) · Ken Duken (Sigfried Fehmer) · Christian Rubeck (Kolbein Lauring)
Länge
117 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Kriegsfilm | Biopic | Thriller | Historienfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Die Extras der Standard Edition (DVD) umfassen u.a. einen deutschen Audiokommentar des Darstellers Ken Duken und des Produzenten Rudi Teichmann. Die Special Edition (2 DVDs) und die BD enthalten zudem u.a. ein Feature mit neun im Film nicht verwendeten Szenen (12 Min.) und bestechen durch eine ausführliche Dokumentation zum Film (70 Min.) und das Feature "Max Manus - Film und Realität" (45 Min.). Special Edition und BD sind mit dem Silberling 2010 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Capelight (16:9, 2.35:1, DD5.1 norw./dt.)
Verleih Blu-ray
Capelight (16:9, 2.35:1, dts-HDMA norw./dt.)
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Diskussion
In Deutschland ist er so gut wie unbekannt, in Norwegen kennt ihn hingegen fast jedes Kind: Max Manus (1914–1996), der wohl berühmteste Widerstandskämpfer des Landes. Ihm widmet das norwegische Regie-Duo Espen Landberg und Joachim Røenning, das bislang nur durch den Western „Bandidas“ (fd 37 775) hervorgetreten ist, einen Film, der auf Manus’ Autobiografie fußt. Das Drehbuch von Thomas Nordseth-Tiller konzentriert sich dabei auf die Zeit zwischen dem 9. April 1940, als die Deutschen Norwegen überfielen, und dem Ende der Besatzung am 8. Mai 1945. Manus schließt sich nach einer kurzen Rückblende, die ihn als freiwilligen Kämpfer im Winterkrieg der Finnen gegen die Sowjetunion zeigt, dem Widerstand an. Die so genannte Rognes-Organisation sammelt Waffen und druckt Flugblätter, um die norwegische Bevölkerung gegen die deutsche Besatzungsmacht zu mobilisieren. Manus ist kein Intellektueller, sondern ein furchtloser Haudegen, kaltblütig, spontan und unvorsichtig. Als die Gruppe auffliegt und die Gestapo Manus in seiner Wohnung verhaften will, springt er einfach aus dem Fenster im dritten Stock, um der Folter zu entgehen. Schwer verletzt kommt er ins Krankenhaus, und wieder gelingt ihm die Flucht. Da ist Manus längst zur Legende geworden. Auf abenteuerlichen Wegen gelangt er nach Schottland. Hier trifft er seinen Freund Gregers Gram wieder und absolviert bei den Alliierten eine paramilitärische Ausbildung. Zurück in Norwegen, werden die Freunde im März 1943 mit einer heiklen Mission betraut: Manus und Gram sollen im schwer bewachten Hafen von Oslo die Versorgungsschiffe der Deutschen versenken. Die spektakulären Erfolge der Untergrundkämpfer treiben den Gestapo-Chef Siegfried Fehmer, einen jungen, skrupellosen Karrieristen, zur Weißglut. Immer enger zieht er den Ring um Manus. Landberg und Røenning haben, ähnlich wie Paul Verhoeven mit „Black Book“ (fd 38 152, über den Widerstand in den Niederlanden) und Ole Christian Madsen mit „Tage des Zorns“ (fd 38 873, über den Widerstand in Dänemark), ein packendes Geschichtsdrama inszeniert, das sich an den historischen Fakten orientiert, zugleich aber auch als Parabel über Patriotismus und Freundschaft, Schuld und Gewissen lesen lässt. Max Manus ist unter der rauen Schale ein gebrochener, ambivalenter Held, der töten und zerstören muss, um seinem Vaterland zu helfen. Seine anfängliche Unbekümmertheit weicht Zweifeln und Schuldgefühlen, als er in Schweden erfährt, wie die Gestapo die Widerstandsgruppe erbarmungslos aufreibt. Fehmer kennt diese Bedenken nicht. Zielstrebig und gewissenlos verfolgt er die Auslöschung des Widerstands. Ein wenig zu plakativ stilisiert ihn die Inszenierung zum komplementären Antagonisten, der seinem Feind am Ende des Krieges mit einem Handschlag sogar Anerkennung zollt. Darüber hinaus ist „Max Manus“, oberflächlich betrachtet, ein abenteuerlicher Actionthriller, der spannend unterhält. Manus’ Flucht vor dem Zugriff der Gestapo mitsamt seinem Sprung durchs Fenster ist ein Meisterstück des Spannungskinos, das geschickt mit der Verknappung von Zeit und Raum spielt. Suspense, sogar im Hitchcockschen Sinn, kommt bei den nächtlichen, sorgfältig choreografierten Sabotageakten im Osloer Hafen auf, wenn durch Scheinwerfer und patrouillierende Soldaten immer wieder die Entdeckung droht. Mit dieser Mischung aus Heldenbiografie, Abenteuer und Anspruch trafen die Regisseure in Norwegen offensichtlich einen Nerv: „Max Manus“, der bislang teuerste Film des Landes, wurde von über einer Million Zuschauer gesehen – fast einem Viertel der Bevölkerung.
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