Daniel Schmid - Le chat qui pense

Dokumentarfilm | Schweiz 2009 | 83 Minuten

Regie: Pascal Hoffmann

Kaleidoskopisch angelegtes, intelligent strukturiertes Porträt des Schweizer Regisseurs Daniel Schmid (1941-2006), das mit großer Wärme und Anteilnahme sowohl der solitären künstlerischen Stellung seines Protagonisten gerecht wird als auch den emanzipatorischen Zeitgeist seiner Filme einfängt. Gleichsam wie in Trance spielt der Film mit den mysteriösen Oberflächen des Daseins, mit Erinnerung und Nostalgie und fängt damit adäquat das Anliegen von Daniel Schmid ein, durch eine stilisierte, artifizielle Wirklichkeit eine Wahrheit zum Vorschein zu bringen, die in der Realität verborgen bleibt. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
DANIEL SCHMID - LE CHAT QUI PENSE
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
T & C Film
Regie
Pascal Hoffmann · Benny Jaberg
Buch
Pascal Hoffmann · Benny Jaberg
Kamera
Filip Zumbrunn · Pascal Hoffmann · Benny Jaberg
Musik
Peter Scherer
Schnitt
Pascal Hoffmann · Benny Jaberg · Caterina Mona
Länge
83 Minuten
Kinostart
02.09.2010
Fsk
ab 12 (Video)
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Hätte Daniel Schmid sein Leben als Film inszeniert, er hätte den Zeitpunkt seines Abschieds nicht perfekter wählen können: Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf am 6.8.2006 die Nachricht vom Tod des großen Schweizer Filmemachers das Publikum des eben gestarteten Filmfestivals von Locarno. In trauter Gemeinsamkeit gedachte man just an dem Ort, an dem man ihm sieben Jahre zuvor anlässlich eines fürs Lebenswerk überreichten Ehrenleoparden zugejubelt hatte, eines der innovativsten und eigenwilligsten Filmregisseure der Schweiz. Obwohl sein Tod so ganz unerwartet nicht kam, wurde Schmid mitten aus seinem Schaffen gerissen. Wenige Monate vorher war die erste Klappe zu seinem Film „Portovero“ gefallen. Zudem hatte er den damals kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung stehenden Jungfilmern Pascal Hofmann und Benny Jaberg versprochen, an einem Film über sein Leben und Werk mitzuwirken. „Portovero“ ist nicht fertig geworden. Hofmann und Jaberg aber haben nach einigen Monaten, nicht zuletzt dank der regen Unterstützung des mit Schmid zusammen arbeitenden Zürcher Produzenten Marcel Höhn, ihr Projekt weiter verfolgt. Entstanden ist „Daniel Schmid – Le chat qui pense“, eine puzzleartige Annäherung an den Künstler in Bildern und Tönen. Der Film beginnt mit einer bei den Dreharbeiten zu „Violanta“ (1977) gemachten Aufnahme, die Schmid – dunkles Haar, dunkle Augen, gelöstes Lächeln – als Mann in den besten Jahren zeigt. Es sei dies die wohl glücklichste Zeit in Schmids Leben gewesen, heißt es dazu lapidar. In der Folge lehnt sich der Film, aus der Fülle eines gut dokumentierten Lebens schöpfend, lose an die Chronologie seines Leben an: Der Kindheit in den Schweizer Bergen folgen die Berliner Studentenzeit und die Zeit der ersten, in München gedrehten Filme, die Jahre in Paris, die Rückkehr in die Schweiz. Zum roten Faden wird Schmids autobiografisch eingefärbter Spielfilm „Zwischensaison“ (fd 30 543), doch finden sich auch Ausschnitte aus anderen Filmen: dem an der dffb entstandenen Horrorfilm „Miriam“ (1969), der herzerwärmenden Dokumentation „Der Kuss der Tosca“ (fd 24 956), der Fassbinder-Tragödie „Schatten der Engel“ (fd 19 950) sowie der gesellschaftskritischen Komödie „Beresina oder Die letzten Tage der Schweiz“ (fd 34 384). Ergänzt haben Hofmann und Jaberg die Archiv-Trouvaillen und Filmausschnitte mit selbst Gefilmtem, stillen Stimmungsbildern von (Stadt-)Landschaften sowie Interviews mit Schmids Freunden, Wegbegleitern und Musen: dem Kameramann Renato Berta, dem Filmemacher Werner Schroeter, den Schauspielerinnen Bulle Ogier und Ingrid Caven, dem japanischen Filmwissenschaftler Shiguhéhiko Hasumi. In ihrem informationsreichen und dichten Film gelingt es den beiden Jungfilmern tatsächlich, Schmids unverkennbare Magie phasenweise zum Leben zu erwecken. Dass sie dabei – ausgehend von Schmids Erläuterung, dass derjenige, der jemanden beschreibt, eigentlich immer mehr über sich selbst als den andern verrät – einem mitunter überheblichen Subjektivismus frönen, ist wohl ihrer Unerfahrenheit zuzuschreiben.
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