Magic Silver - Das Geheimnis des magischen Silbers

Abenteuer | Norwegen 2009 | 86 Minuten

Regie: Katarina Launing

Ein blaues Wichtelmädchen, Tochter des alten Königs im Blauen Berg, will die Gesundheit seines Vaters retten und verlässt die behütete Heimat. Es kommt mit roten Wichteln sowie mit Menschen in Kontakt, muss Rückschläge hin- und Verantwortung übernehmen, als sein Handeln zu Misstrauen, Fremdenfeindlichkeit und einem Diebstahl führt. Der märchenhafte Abenteuerfilm vermittelt glaubwürdig seine Botschaft von Mut und Verantwortlichkeit, wobei er charmant die mal spannende, mal lustige Fabel aus einer liebenswert-putzigen Wichtelwelt mit landschaftlicher Schönheit und wohltuend unaufdringlichen (Computer-) Tricks zu einem gelungenen Kinderfilmerlebnis verbindet. - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
JULENATT I BLÅFJELL
Produktionsland
Norwegen
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Storm Rosenberg/Film Fund FUZZ
Regie
Katarina Launing · Roar Uthaug
Buch
Gudny Hagen · Thomas Moldestad
Kamera
Gaute Gunnari
Musik
Magnus Beite
Schnitt
Vidar Flataukan
Darsteller
Ane Viola Semb (Prinzessin Blaurose) · Finn Schau (Bergkönig) · Johan Tinus Lindgren (Dreng) · Sigve Bøe (Reimpa) · Lillian Lydersen (Blavaerskona)
Länge
86 Minuten
Kinostart
03.02.2011
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Abenteuer | Kinderfilm | Fantasy
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 2.35:1, DD2.0 norw., DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
EuroVideo (16:9, 2.35:1, dts-HDMA2.0 norw., dts-HDMA dt.)
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Diskussion
Es ist ernüchternd, eigentlich sogar „skandalös“, aber leider eine längst eingespielte Mechanik in der Verwertung: Offenbar muss für den deutschen Kinomarkt ein englischer Filmtitel her, der nach Hollywood, „Mainstream“ und Family Entertainment klingt, weil man es dem Publikum offenbar nicht zumuten will, einen authentischen Kinderfilm aus Norwegen mit all seiner atmosphärischen Eigenständigkeit und persönlichen Erzählweise zu „ertragen“. Zwar geht es in dieser schönen Märchenfabel durchaus „magisch“ zu, und die stimmungsvolle, satte Orchestermusik sowie einige lyrische Szenen lassen mitunter auch „Herr der Ringe“-Assoziationen aufkommen; überwiegend aber verdeutlicht der Film die ganze Pracht der (nord-)europäischen Kinderfilmtradition und steht einer poetischen Astrid-Lindgren-Erzählung wie jener um den Wichtel Tomte Tummetott, der auf die Menschen achtet, viel näher als lärmiger US-Fantasy-Kost. Dabei ist die Fabel des ängstlichen blauen Wichtelmädchens Blaurose, der Tochter des Königs im Blauen Berg, reizvoll in die dänische und norwegische Tradition des Wichtels, auch Nisse genannt, eingebunden; der freilich trägt eine rote Mütze, und man findet ihn traditionell in Bauernhäusern und Ställen; er kümmert sich um die Haustiere, mopst ab und an Kleinigkeiten und spielt Streiche. Blaurose indes hat eine blaue Wichtelmütze, wie alle Mitbewohner des Blauen Bergs, in dem seit Anbeginn der Welt das magische Silber mit Blaubeersaft gemischt wird, um den Menschen Licht und den Wechsel von Tag und Nacht zu bringen. Nur zur „magischen Stunde“ öffnet sich dann den blauen Wichteln der Berg, sodass die Kinder außerhalb der Bergwelt im Schnee spielen können. Blaurose hat eigentlich Angst vor der Außenwelt, aber als sie mitbekommt, dass die Tage ihres alten Vaters gezählt sind und ihm wohl nur noch jenes seltsame Mittel helfen könne, dass die Menschen „Geld“ nennen, macht sie sich mit einer tollkühnen Schlittenfahrt zum nächsten Bauerhof auf. Dabei trifft sie Dreng, den Kronprinz der Rotwichtel, der seinem kleinen Volk soeben einen Antrittsbesuch macht, wird zur Diebin, ohne zu ahnen, was das eigentlich bedeutet, und verschuldet den Auszug der Rotwichtel; dass sie sie in den Blauen Berg einlädt, ist gut gemeint, kollidiert aber mit einem ehernen Gesetz: Hole keine Fremden in den Berg! Daraus erwachsen zahlreiche Turbulenzen, Abenteuer und Konflikte, die mit schweren Prüfungen und Entscheidungen für Blaurose verbunden sind; denn mit der Begegnung zweier sich misstrauisch beäugender Wichtelstämme kehren auch Fremdenfeindlichkeit, Missgunst, Intrigen und ein Diebstahl in die bislang heile Welt ein, was vorübergehend sogar die Dunkelheit archaischer Zeiten zurück bringt. Aber Blaurose wächst über sich hinaus und erkennt: Wer niemals Angst verspürt, der kann auch keinen Mut beweisen. Ähnlich wie sie mit dieser Einsicht und ihren einfallreichen Rettungsaktionen die Wichtel einander näher bringt, baut sie ebenso friedfertig wie einfallsreich eine Brücke zu den Menschen, von denen sogar der Wichtel noch etwas lernen kann; nämlich in Freundschaft beisammen zu sein und an die Liebe zu glauben. Das sind alles schöne und glaubwürdig vermittelte „Botschaften“, die sich charmant aus der mal spannenden, mal lustigen Fabel heraus entwickeln; geschickt verbindet die Inszenierung dabei die „putzige“ Wichtelwelt mit landschaftlicher Schönheit sowie einigen hübschen, wohltuend unaufdringlichen (Computer-)Tricks zu einem gelungenen Kinderfilmerlebnis, das für ganz kleine Zuschauer mitunter freilich fast schon zu anspruchsvoll unterhält. Immerhin geht es bei allem Spaß am abenteuerlichen Fabulieren stets auch darum, mit der eigenen Verantwortung auch die Tatsache der Sterblichkeit zu akzeptieren. Am Ende muss Blaurose Abschied vom alten Vater nehmen, der zu den Weisen des Blauen Berges zieht, was traurig, aber eben auch, so der Film, „der Lauf der Dinge“ ist. Solch schlichte, aber damit ja nicht falsche Weisheit bringt den Film wieder nah an Astrid Lindgrens „Tomte Tumetott“ heran: „Winter und Sommer kommen und gehen. Jahr folgt auf Jahr“, doch der Wichtel geht auf leisen Sohlen umher und wacht.
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