Memories to Go - Vergeben... und vergessen!

Tragikomödie | USA 2008 | 85 Minuten

Regie: Terry Kinney

Ein alter Mann macht sich mit seinem Neffen, dessen alter High-School-Liebe und deren kleinem Sohn zu einer Sammlerbörse auf, um dort eine wertvolle alte Baseball-Karte zu verkaufen. Mit dem Erlös will er dafür sorgen, dass er nicht ins Seniorenheim muss, sondern in seinem Haus wohnen bleiben kann. Tragikomischer Familienfilm, der ganz ohne rührselige Töne den Zusammenhalt zwischen den Generationen beschwört und sensibel vom Umgang mit eigenen und fremden Schwächen erzählt. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
DIMINISHED CAPACITY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Plum Pic.Hanson Allen Films/Hart-Lunsford Pic./Steppenwolf/Benedek Films
Regie
Terry Kinney
Buch
Sherwood Kiraly · Doug Bost
Kamera
Vanja Cernjul
Musik
Robert Burger
Schnitt
Tim Streeto
Darsteller
Matthew Broderick (Cooper) · Virginia Madsen (Charlotte) · Alan Alda (Onkel Rollie Zerbs) · Jimmy Bennett (Dillon) · Jim True-Frost (Donny Prine)
Länge
85 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Tragikomödie
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Koch Media (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Koch Media (16:9, 1.78:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
André Breton hätte die Idee der Fisch-Poesie wohl für gut befunden, die der alte Rollie auf seinem herunter gekommenen Grundstück umgesetzt hat: An dem kleinen See hat er eine Schreibmaschine installiert und ihre Tasten so mit ins Wasser führenden Angelschnüren verbunden, dass die daran ziehenden Fische ihm rätselhafte Dinge „schreiben“ können. Für seine Schwägerin ist diese Seltsamkeit sowie der baufällige Zustand von Rollies Haus eher ein Anlass, sich Sorgen um dessen Geisteszustand zu machen. Sie findet, dass der alte Mann in ein Seniorenheim gehört. Da sie bei dem Sturkopf allerdings auf taube Ohren stößt, holt sie ihren Sohn Cooper zu Hilfe, für den Rollie wie ein zweiter Vater war. Cooper kommt eine Auszeit von seinem Job als Journalist gerade ganz gelegen, weil er seit einem Unfall an zeitweiligen Gedächtnislücken leidet und mit Arbeit und Alltag kaum zu Rande kommt. In seinem provinziellen Heimatort erwarten ihn allerdings jede Menge Verwicklungen: Rollie lehnt es rigoros ab, sein Haus zu verlassen; stattdessen will eine alte Baseball-Sammelkarte verkaufen, um an Geld zu kommen und damit das Haus instand zu setzen. Cooper soll ihn zu der nächsten Sammlerbörse bringen. Begleitet wird das Onkel-Neffe-Gespann von Coopers alter Highschool-Liebe sowie deren kleinem Sohn. Das Quartett erwarten bei seinem Ausflug in die Stadt unerwartet viele Fallstricke, denn die Baseballkarte entpuppt sich als äußerst wertvoll, und Cooper hat alle Hände voll damit zu tun, Rollie davon abzuhalten, sich von Gaunern über den Tisch ziehen zu lassen. Der McGuffin, an dem Drehbuchautor Sherwood Kiraly und Regisseur Terry Kinney ihre Geschichte aufhängen, ist geschickt gewählt: Die alte Baseball-Karte ist nicht nur materiell so wertvoll, dass sie einen plausiblen Grund für allerlei Begehrlichkeiten und Scharmützel liefert, sondern sie ist auch mit einem ideelen, nostalgischen Wert aufgeladen. Für Rollie verbinden sich mit der Karte Erinnerungen an seine Kindheit und an seinen Großvater, womit das zentrale Thema des Films anklingt: Das Verhältnis der Generationen untereinander. „Memories to go“ plädiert für familiären Zusammenhalt und Solidarität vor allem mit denen, die, sei es wegen des Alters oder aus anderen Gründen, nicht (mehr) mithalten können: „Dimished Capacity“ ist der Originaltitel des Films, und tatsächlich sind seine Figuren alle irgendwie beeinträchtigt, müssen mit Schwächen und Scheitern zurecht kommen. Das gelingt ganz ohne rührselige Töne, weil das Thema humorvoll angegangen wird – ohne jedoch dessen schmerzhafte Seite auszublenden oder ins Lächerliche zu ziehen. Getragen wird die Inszenierung von hervorragenden Darstellern – Matthew Broderick und Alan Alda – und einer Regie, die ihnen neben turbulenten Szenen immer wieder Raum für stille Momente gibt. Vor allem Alan Alda glänzt mit dem feinfühligen Porträt des alten Mannes: Hinter dessen betonter Kauzigkeit und Dickköpfigkeit lässt er stets leise die Angst vor dem Alter und der eigenen Hinfälligkeit durchschimmern.
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