Blood in the Mobile

Dokumentarfilm | Dänemark/Deutschland 2010 | 82 Minuten

Regie: Frank Piasecki Poulsen

Eine reportageartige Dokumentation über die ausbeuterischen Bedingungen, unter denen im Kongo Koltan abgebaut wird, ein Metall, das für Mobiltelefone unentbehrlich ist. Das Geschäft mit dem Rohstoff ist ein Hauptgrund für den bewaffneten Konflikt im Kongo, der Millionen von Menschen das Leben gekostet hat. Sich als naiven Fragesteller in Szene setzend, spürt der Filmemacher beim Handyhersteller Nokia sowie im Kongo den Hintergründen nach und legt Unrechtsstrukturen in der globalisierten Weltwirtschaft offen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
BLOD I MOBILEN
Produktionsland
Dänemark/Deutschland
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Koncern TV-og Filmproduktion/Chili Film/Gebrueder Beetz Filmproduktion
Regie
Frank Piasecki Poulsen
Kamera
Frank Piasecki Poulsen · Lars Skree · Adam Wallensten
Musik
Kristian Eidnes Andersen
Schnitt
Mikael K. Ebbesen
Länge
82 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Der Film ist in zwei weiteren Schnittfassungen enthalten: die auf arte ausgestrahlte TV-Fassung (52 Min.) sowie eine Kurzfassung für den Schulunterricht (29 Min).

Verleih DVD
Neue Visionen (16:9, 1.78:1, DD2.0 engl.)
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Diskussion
Mehr als fünf Milliarden Menschen auf der Erde sind inzwischen im Besitz eines Mobiltelefons. Tendenz rasant steigend. Viele dieser Nutzer können über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Handy-Modelle vermutlich detailliert Auskunft geben. Über die materiellen Bestandteile dieser kleinen Kommunikations-Genies dürfte jedoch kaum einer Bescheid wissen. Und woher die Zutaten stammen und unter welchen Umständen sie produziert werden, interessiert allenfalls ein paar Spezialisten. Der dänische Journalist Frank Poulsen, nach eigenem Bekunden seit Jahren Nutzer eines Nokia-Handys, wollte es genau wissen, da er einem UN-Bericht entnommen hatte, dass die Handy-Produktion indirekt einen seit 15 Jahren wütenden Krieg im Kongo finanziert, der inzwischen mehr als fünf Millionen Tote gefordert hat. Denn der ostafrikanische Staat ist eines der wenigen Länder mit Koltan-Vorkommen. Ein Mineral, das unter anderem für die Produktion von Mobiltelefonen unverzichtbar ist. Poulsen gestaltet seine Spurensuche als klassische Presenter-Reportage, bei der er seine Recherchen stets transparent hält und sich, in seiner Pseudo-Naivität bisweilen an den frühen Michael Moore erinnernd, auch selbst immer wieder ins Bild setzt. Er beginnt seine Nachforschungen am Nokia-Stand auf einer Elektronikmesse in Barcelona, wo freundliche Hostessen ihm erklären, für seine speziellen Fragen nicht zuständig zu sein. Nachdem weitere Anfragen bei der Konzernzentrale ergebnislos verlaufen, macht sich der Filmemacher auf den Weg in den Kongo. Dort hört er von mehreren schwer bewaffneten, untereinander konkurrierenden Armeen, die mit äußerster Skrupellosigkeit die Minen des Landes kontrollieren und den begehrten Rohstoff auf dem Weltmarkt verkaufen. Auch die staatlichen Truppen, offiziell abkommandiert, um dieses Treiben zu unterbinden, sollen in die blühenden Geschäfte involviert sein. In den Afrika-Sequenzen mischen sich bisweilen Elemente eines Abenteuerfilms in die Reportage, wenn der Autor mit ein paar Helfern nachts durch den Dschungel zu einer Mine pirscht und im Off die drohenden Gefahren beschwört. Vor Ort kann er dann die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Bergleute, darunter viele Kinder, dokumentieren, doch wie die Geschäfte im Einzelnen laufen und wer im Kongo davon profitiert, bleibt weitgehend im Dunkeln. So gesehen, liefert der Trip nach Afrika zwar spektakuläre Bilder, aber wenig Erkenntnisgewinn. Zurück in Europa, sucht Poulsen einmal mehr die Nokia-Zentrale auf, um das Management mit seinen Recherche-Ergebnissen zu konfrontieren. Doch bekommt er nach einigem Hin und Her einen Termin beim Leiter der Abteilung „Soziale Verantwortung“, der ihm erklärt, das Unternehmen arbeite an dem Problem, doch die Sache sei nun mal ziemlich komplex. Kurzum: Wie alle anderen Mobilfunkunternehmen kann auch Nokia nicht garantieren, dass an ihren Handys kein Blut aus dem Kongo klebt. So reiht sich der Film in eine Vielzahl von Dokumentationen der letzten Jahre ein, die sinnfällig vor Augen führen, dass es in einer globalisierten Wirtschaft kaum noch „unschuldige“ Produkte gibt.
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