A Letter to the Future

Dokumentarfilm | Brasilien/Portugal/Deutschland 2011 | 87 Minuten

Regie: Renato Martins

Mit historischen Archivbildern aus Revolutionstagen, privaten Fotos, Super8-Filmen und aktuellen DV-Aufnahmen angereicherte Langzeitstudie über den Alltag einer kubanischen Großfamilie, die mehrere Generationen und ihre jeweilige Haltung zum Castro-Sozialismus auf der Insel porträtiert. Dank der unterschiedlichen Perspektiven, die darüber in den dokumentarischen Film einfließen, entsteht ein vielschichtig-differenzierter Einblick in die kubanische Lebenswelt, der von liebenswert-humorvollen Protagonisten getragen wird. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
CARTA PARA O FUTURO
Produktionsland
Brasilien/Portugal/Deutschland
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Urca Filmes/Ukbar Filmes/Lichtmeer Film
Regie
Renato Martins
Buch
Renato Martins
Kamera
Lula Carvalho · Pedro Von Kruger
Musik
Leo Gandelman
Schnitt
Pedro Asberg
Länge
87 Minuten
Kinostart
29.12.2011
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm

Diskussion
Es ist Abend und dem Wasserhahn kein Tropfen zu entlocken. Mutter Torres, die Chefin der Großfamilie, nimmt es gelassen. Sie vollführt eine abenteuerliche Klettertour über wacklige Stühle und Podeste und hantiert dabei mit einem Gartenschlauch. Wenig später gibt es Entwarnung: Alles klar, das Wasser läuft. Die resolute Dame hat kurzerhand die Leitung des Nachbarhauses angezapft, mit dem Einverständnis von dessen Bewohnern. Nachbarschaftshilfe wird groß geschrieben auf Kuba. Notgedrungen, denn auch 50 Jahre nach der Revolution besitzt der Alltag auf der Insel noch allerlei Tücken. Der Dokumentarfilmer Renato Martins begleitete den Alltag der vielköpfigen Familie Torres, mal einzeln, mal in unterschiedlichen Zusammensetzungen, sieben Jahre lang mit der Kamera. Herausgekommen ist das ebenso vielschichtige wie kurzweilige Porträt einer Großfamilie, deren Mitglieder aus unterschiedlichen Perspektiven die Errungenschaften und Tücken des Sozialismus schildern. Während der Opa nach wie vor nichts auf den Genossen Castro kommen lässt, die kostenlose Gesundheitsversorgung und das Bildungssystem preist, hadern die Kinder mit ihrem Schicksal. Sie haben keine Arbeit und müssen sich auf der Straße mit kleinen Geschäften durchschlagen, um über die Runden zu kommen. Ein Sohn hat es in die USA geschafft. Er lebt jetzt in Miami und schickt bunte Postkarten und Briefe, in denen er vom süßen Leben im Kapitalismus schwärmt – was seine Mutter partout nicht verstehen kann. Denn wie viele andere Familienmitglieder liebt sie ihr Land, auch wenn sie nicht versteht, warum es noch immer unmöglich ist, schmackhaftes Brot zu kaufen. Wie – Embargo hin, Embargo her – die Versorgung mit Lebensmittel nach wie vor ein Problem auf der Insel ist. „Ich weiß heute nicht, was ich morgen auf den Tisch bringen soll“, sagt sie einmal. Alle Familienmitglieder vom Opa bis zum Urenkel erzählen von ihren Wunschträumen und Ängsten, erfreuen sich an brasilianischen Telenovelas und klammern sich an die Hoffnung, dass es irgendwann aufwärts geht. Irgendwann, irgendwie. In der Tat, gegen Ende des Films funktioniert die Wasserversorgung halbwegs zufrieden stellend. Die Dokumentation fängt all diese Begebenheiten ein, ohne sie (etwa durch einen Kommentar) einer Wertung zu unterziehen. Zugleich ist der Film von deutlicher Sympathie für seine liebenswürdigen Protagonisten durchdrungen, die mit ihrem Humor entschieden zum Unterhaltswert beitragen. Darüber hinaus überzeugt die Langzeitstudie durch eine Vielzahl filmischer Mittel, die von historischen Archivbildern aus Revolutionstagen, über private Fotos und Super8-Filme bis zu aktuellen DV-Aufnahmen reichen.
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