D@bbe: Vom Teufel besessen

Horror | Türkei 2012 | 124 Minuten

Regie: Hasan Karacadag

Die Mutter einer türkischen Familie scheint von einem Dämon besessen. Ein Hodja soll das Böse vertreiben, kann aber nicht verhindern, dass der Schrecken weiter um sich greift. Türkische "Paranormal Activity"-Variante, deren Film-"Material" aus den häuslichen Beobachtungskameras stammt. Ein schlichter, durchaus solide erzählter Horrorfilm mit einfach gezeichneten Figuren und redundanter Dramaturgie. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
D@BBE: BIR CIN VAKASI | D@BBE 2
Produktionsland
Türkei
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
J Plan
Regie
Hasan Karacadag
Buch
Hasan Karacadag
Kamera
Murat Kiliç
Musik
Serhat Seyis
Schnitt
Aytekin Birkon
Darsteller
Nihan Aypolat · Koray Kadiraga · Pervin Bagdat · Elif Erdal · Mete Sahinoglu
Länge
124 Minuten
Kinostart
06.09.2012
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Horror
Externe Links
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Diskussion
Regisseur Hasan Karacadag, der sein filmisches Handwerk in Japan (wo er auch lebt) erlernt hat, gehört zu den Ausnahmeerscheinungen des aktuellen türkischen Kinos: Abseits religiöser und ethnischer Stellungnahmen oder politisch geprägter Historienduselei widmet er sich konsequent dem Horrorgenre. „D@bbe: Vom Teufel besessen“, eine türkische „Parnormal Activity“-Variante, ist nach „D@bbe – Die Dämonischen“ (2006) und „D@bbe 2“ (2009) bereits der dritte „D@bbe“-Film. „Dabbe“ ist ein dem Wortschatz mystischer Islam-Deuter entnommenes Synonym für den „jüngsten Tag“. Damit manifestiert sich bereits im Titel eine ähnliche Melange aus religiös überformtem Aberglauben und rustikalem Budenzauber, wie sie auch für Horrorfilme aus christlich geprägten Kulturkreisen typisch ist. So dient auch bei Karacadag das Buch Gottes, in diesem Fall der Koran, als Quelle vulgär-philosophischer Deutungen seltsamer Vorfälle im Haus der Oberschichtsfamilie T. Die Hausfrau und Mutter Ceyda wird als Schlafwandlerin therapiert, bis sich herausstellt, dass sich körperlose Dämonen ihrer Seele bemächtigt haben. Der böse Zauber springt auf ihre Tochter Bursu über. Ein spät zur Teufelsaustreibung herbeigerufener Hodja erklärt die paranormalen Ereignisse mit allerlei arabisch geprägter Mystik. Er kommt der Quelle des Geisterzaubers auf die Schliche, fällt ihm aber zum Opfer – wie am Ende auch die Tochter, der Ehemann und ein Freund, der bei den Recherchen nach den Hintergründen für die mystischen Vorfälle geholfen hat. „D@bbe – vom Teufel besessen“ knüpft an reale Ereignissen an, die als „Fall Ceyda T.“ in die Geschichte der türkischen Psychiatrie eingegangen sind; im Vorspann und Abspann zitiert Karacadag die Verhörprotokolle. Der Plot dazwischen wird, ähnlich wie in „Paranormal Activity“ (fd 39 589), über Aufzeichnungen durch die im Haus installierten Beobachtungskameras und Amateuraufnahmen erzählt. Ein interessanter inszenatorischer Winkelzug, der freilich über das mäßige Schauspiel, die schematische Nullsummen-Psychologie und die redundante Dramaturgie nicht hinwegtäuscht. Um die Genese des Dämonenspiels bis zum bitteren Ende auszuerzählen, legt Karacadag, durchaus voraussehbar, immer noch eine Schaufel Grusel drauf: vom unsichtbaren schwarzen Mann über einen nächtlichen Besuch im Geisterdorf und Selbstverstümmelungsszenen bis zur blutgetränkten Voodoo-Puppe. Daneben gibt es die sakralmythischen und abergläubischen Teufelsaustreibereien, die alles noch schlimmer machen. Ein erfolgreiches kommerzielles Konzept, mit dem Karacadag, der neben der „D@bbe“-Trilogie mit „Semum“ (2008) einen weiteren Horrorfilm inszenierte, zur (Nischen-)Konstante im türkischen Kino wurde. „D@bbe“ steht in einer Linie mit Filmen wie „Cehennem 3D“ (fd 40 146) und „Destere“ (fd 39 125), die Vorbilder des internationalen Kinos solide auf türkische Verhältnisse adaptieren, sich dabei aber nicht mehr vornehmen, als ihr Zielpublikum genregerecht zu unterhalten.
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