Drama | Grönland/Frankreich 2010 | 90 Minuten

Regie: Mike Magidson

Ein junger Inuit, eigentlich ein ganz normaler Teenager, wächst in der Hauptstadt Grönlands bei seiner lebensuntüchtigen Mutter auf. Vom Jugendamt wird er in ein Heim im Norden des Landes geschickt, doch auch hier fällt es ihm schwer, sich einzufügen. Dann begleitet der Jugendliche Robbenjäger auf einer Tour durchs ewige Eis, lernt die Traditionen seines Volks kennen und kann sich bewähren. Das packende Drama erzählt glaubwürdig eine Geschichte des Erwachsenwerdens und beschreibt die Inuit als Volk, dessen Traditionen in einer veränderten Welt verloren gehen. Dabei huldigt die Kamera der atemberaubenden Schönheit der Eis- und Schneelandschaften. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
INUK
Produktionsland
Grönland/Frankreich
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
C'est La Vie Films/Docside Prod./U.P.I FILMS-Meeqqat Angerlarsimaffiat
Regie
Mike Magidson
Buch
Mike Magidson
Kamera
Franck Rabel · Xavier Liberman
Musik
Stéphane Lopez
Schnitt
Cécile Coolen
Darsteller
Gaba Petersen (Inuk) · Ole Jørgen Hammeken (Ikuma) · Rebekka Jørgensen (Aviaaja) · Sara Lyberth (Naja) · Inunnguaq Jeremiassen (Minik)
Länge
90 Minuten
Kinostart
07.02.2013
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Neue Visionen (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl.)
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Diskussion
Eigentlich ist Inuk ein ganz normaler Teenager. Doch schon sein Wohnort verweist auf das Besondere seiner Lebensumstände: Er ist ein Inuit, der in Nuuk, der Hauptstadt Grönlands, lebt. Schäbige Häuser, nasse Straßen, schlichte Supermärkte, wolkenverhangener Himmel: Hier ist wirklich nichts los, und diese Tristesse legt sich auch aufs Inuks Gemüt. Er ist ein verschlossener, schweigsamer Junge, der sich mit einem Kopfhörer von der Außenwelt abschottet. Doch die Ursachen liegen noch tiefer. In einem Prolog erfährt man, wie Inuks Vater bei einer Wanderung – trotz sorgfältiger Prüfung des Eises – einbrach und ertrank. Als Inuk wieder einmal die Nacht auf der Straße verbringt, weil sich seine unglückliche, lebensuntüchtige Mutter und ihr trinkfreudiger Liebhaber streiten, wird das Jugendamt aufmerksam. Der Junge wird in ein Heim hoch oben im Norden, nach Ummannaq, geschickt. Doch auch hier mag er sich nicht einfügen und geht seiner Wege. Da kommt Aviaaja, die Leiterin des Heims, auf die Idee, gemeinsam mit den Jugendlichen die Robbenjäger des Ortes auf eine ihrer tagelangen Touren durch das ewige Eis zu begleiten. Die Männer sind zunächst gar nicht begeistert, doch Aviaaja ködert sie mit Geld, und schließlich geht es auf mehreren Schlitten, gezogen von Hunden, los. Inuk wird dabei Ikuma zugeteilt, einem wortkargen Jäger, der früher Eisbären erlegt hat. Langsam kommen sich der alte Mann und der Teenager näher, Inuk lernt die Hunde zu führen und sogar eine Robbe zu erschießen. Doch als sich Ikuma eines nachts betrinkt und auf den Jungen losgeht, flüchtet der aus dem Zelt und verschwindet spurlos. Es passiert höchst selten, dass in Grönland ein Film gedreht wird, der dann auch noch den Weg in internationale Kinos findet. Um so erfreulicher, dass mit „Inuk“ ein grönländisches Drama entstand, das eine glaubwürdige Geschichte des Erwachsenwerdens im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne erzählt. „Inuk“ ist zunächst einmal voll des Bedauerns. Durch den Klimawandel verändert sich der Lebensraum der Inuit nachhaltig, und mit ihm die Möglichkeit zu jagen und die Familie zu ernähren. Immer mehr Jäger müssen ihren Beruf aufgeben und sesshaft werden. Sie ziehen in die wenigen Städte, wo es für sie kaum Arbeit gibt. Die Anpassung an das arktische Milieu mit entsprechender Kleidung, Fortbewegungsmitteln und Behausungen hat ihre Bedeutung verloren. Mehr noch: Auf dem Jugendamt wird nur dänisch gesprochen, Aviaaja muss für Inuk und seine Mutter übersetzen – kein Wunder, dass sie sich im eigenen Land als Fremde fühlen. Regiedebütant Mike Magidson konstatiert die Probleme mit Nachdruck. Das mag mitunter etwas bemüht oder aufgesetzt wirken, zumal die Off-Erzählung, erst von Inuk, dann von Aviaaja, gelegentlich zu Worthülsen greift. Doch genau hier liegt Magidsons Anliegen: Er beschreibt die Inuit als Volk, dessen Traditionen unweigerlich verloren gehen. Die Geschichte von Inuk ist darum nicht nur eine „Erziehung des Herzens“, in der ein junger Mann Verantwortung für sich und andere übernimmt, sondern auch ein „Zurück zu den Wurzeln“. Erst durch Ikuma, eine Art Vaterersatz, lernt die Junge, wie sein eigener Vater früher einmal gelebt und gearbeitet hat. Dabei erlebt er die Arktis auch als abweisende, gefährliche Natur, an die man sich bedingungslos anpassen muss, wenn man überleben will, die aber trotzdem durch ihre atemberaubende Schönheit besticht. Immer wieder fängt die Kamera die weißen Eis- und Schneelandschaften in makellosen Bildern ein. Landschaften, in denen sich die Menschen wie kleine Punkte zu verlieren scheinen.
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