Komödie | Deutschland/Israel 2013 | 100 Minuten

Regie: Julia von Heinz

Eine ehrgeizige BWL-Studentin reist nach Israel, um ihren Lebenslauf durch die ehrenamtliche Arbeit in einem Behindertendorf aufzuwerten. Der Umgang mit den Menschen und die vielfältigen Einflüsse zwingen sie zu einer intensiven Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Herkunft; doch auch in Liebesdingen entdeckt sie Neues. Die komödiantisch akzentuierte Liebesgeschichte lotet mit angenehmer Leichtigkeit das deutsch-israelische Verhältnis aus. Die Dialoge sind amüsant und lebensnah, die überwiegend jungen Darsteller spielen frisch und überzeugend. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland/Israel
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
2 Pilots Filmprod./Black Sheep Film/Kings & Queens Filmprod.
Regie
Julia von Heinz
Buch
John Quester · Julia von Heinz
Kamera
Daniela Knapp
Musik
Matthias Petsche
Schnitt
Florian Miosge
Darsteller
Karoline Schuch (Hanna) · Doron Amit (Itay) · Max Mauff (Carsten) · Lore Richter (Maja) · Trystan Pütter (Alex)
Länge
100 Minuten
Kinostart
23.01.2014
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie | Liebesfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Zorro (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt., DD2.0 hebrä.)
Verleih Blu-ray
Zorro (16:9, 2.35:1, dts-HD dt., dts-HD2.0 hebrä.)
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Diskussion
Die Dame auf dem Pezziball wippt zustimmend, als Hanna im Bewerbungsgespräch über ihr soziales Engagement referiert: ein Praktikum in Israel, Arbeit mit Behinderten. Eigentlich will Hanna dieses Praktikum gar nicht antreten, sondern Karriere machen. Aber ihre Mutter macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Diese weigert sich nämlich, der Tochter ein falsches Zeugnis auszustellen. Also muss sich die künftige Unternehmensberaterin tatsächlich auf die Reise machen. Wenn es in Julia von Heinz' „Hannas Reise“ Abziehbilder oder Klischees gibt, dann zu Beginn. Hannas Mutter (Suzanne von Borsody) ist eine 1968er-Friedensaktivistin wie aus dem Bilderbuch: ungeschminkt, in Hippie-Klamotten. Ihre Tochter im Business-Outfit zelebriert ihre Art der Abgrenzung: Karriere ohne Rücksicht auf Verluste, ein ebenso erfolgsorientierter Freund, mit dem sie gerade in ein aseptisches Loft zieht. Dieser – auch psychologisch – ein simple Rahmen wird allerdings nur skizzenhaft umrissen und durch vergnügliche Dialoge und Details aufgewertet. Hanna sitzt dann ohnehin sehr schnell im Flugzeug. Und in Israel gestalten sich die Dinge ungleich komplizierter. „Behinderte Juden“ zählten doppelt im Lebenslauf, proklamiert Hanna zynisch. Doch sie merkt recht schnell, dass sich die Arbeit mit den Behinderten nicht so durchkalkulieren lässt wie ein Assessment-Center. Ein Erzählstrang reflektiert ihre langsame Abkehr vom reinen Effizienzdenken und dreht sich um Hannas Verhältnis zu einer Frau namens Mira, die ständig nach der Uhrzeit fragt. Hanna verspricht ihr eine eigene Uhr, wenn sie gelernt habe, diese auch zu lesen. Sie müsse mit Mira doch „nichts erreichen“, merkt ihr Betreuer Itay an. Der gut aussehende Israeli kann Hanna in jeder Hinsicht das Wasser reichen; er begegnet ihrem abweisenden Zynismus mit menschlicher Wärme und amüsiertem Sarkasmus – inklusive Witzen über den Holocaust. Im weiteren Verlauf ist er maßgeblich an der Erschütterung von Hannas zielstrebigen Plänen beteiligt. Nach ihrem Debüt „Was am Ende zählt“ (38 682) ist „Hannas Reise“ der zweite Film von Julia von Heinz, bei dem sie für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnet; dazwischen hat sie „Hanni & Nanni 2“ (41 061) als Regisseurin inszeniert. Schon in ihrem Dokumentarfilm „Standesgemäß“ (2008) deutete sich ihr außerordentliches Gespür für Komik an. Das von ihr mitverfasste Drehbuch von „Hannas Reise“ orientiert sich lose an Motiven des Romans „Das war der gute Teil des Tages“; wie dieser pflegt es einen unverkrampften Umgang mit dem sensiblen deutsch-israelischen Verhältnis. Der Fokus liegt auf der dritten Generation: Hanna steht für die deutschen Tweens, für die der Holocaust Teil des Geschichtsunterrichts ist und die keine Ahnung haben, was „ihre Großeltern im Krieg gemacht“ haben. In Israel wird sie jedoch zur Auseinandersetzung gezwungen – nicht zuletzt durch den Teil ihrer „Mission“, bei dem sie eine „Überlebende“ trifft. Die Dialoge sind politisch inkorrekt und lebensnah; die Figuren sind bis in die zahlreichen Nebenfiguren aufmerksam austariert; alltägliche Beobachtungen und scheinbar Nebensächliches spielen eine wichtige Rolle. Die Abziehbilder des Beginns wandeln sich so in vielschichtige, lernfähige Menschen. Neben dem guten Drehbuch und der sensiblen Regie ist dies auch den Schauspielern zu verdanken. Der Nachwuchsdarstellerin Karoline Schuch gelingt der Spagat, aus der anfangs unsympatischen Hanna eine Identifikationsfigur herauszuschälen. Zwischen ihr und ihrem Gegenüber Doron Amit, der in Israel ein Star ist, stimmt die Chemie.
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