Drama | Rumänien/Deutschland 2013 | 81 Minuten

Regie: Bogdan Mustata

Ein stiller 16-Jähriger, der unter seiner kaltherzigen Mutter leidet und seinen toten Vater vermisst, sehnt sich nach Liebe und Zugehörigkeit. Eine unnahbare junge Frau verwirrt ihn, ein altes Paar regt seine Fantasie an, der neue Liebhaber der Mutter macht ihm zu schaffen. Bei seinen einsamen Erkundungen in einem rumänischen Mietshaus vermischen sich Wahn und Wirklichkeit. Ein kunstvoll verrätseltes, konsequent aus der Perspektive des Teenagers erzähltes Regiedebüt. Der metaphorisch inspirierte Film ist mit klugen Bildfindungen auf Leerstellen bedacht, verliert seine eigenwillige Dramaturgie aber zugunsten der traumhaften Grundstimmung mitunter aus dem Blick. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LUPU
Produktionsland
Rumänien/Deutschland
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Strada Film/Neue Road Movies
Regie
Bogdan Mustata
Buch
Bogdan Mustata
Kamera
Barbu Balasoiu
Schnitt
George Cragg
Darsteller
Mihai Vasilescu (Lupu) · Ada Condeescu (Clara) · Costel Cascaval (Vater) · Carmen Ungureanu (Mutter) · Sergiu Nicolaescu (Alter Mann)
Länge
81 Minuten
Kinostart
19.06.2014
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
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IMDb | TMDB

Diskussion
Wolf verlor vor einigen Jahren seinen Vater. Der Schock sitzt immer noch tief in dem wortkargen Teenager. Doch es ist nicht nur der Verlust, der ihm zu schaffen macht. Auch die neue Beziehung seiner Mutter zu einem Nachbarn beschäftigt den Jungen, und dann gibt es auch noch das unnahbare, aufreizende Mädchen Clara. Der Film wird aus Wolfs Perspektive erzählt, aus der Sicht eines Pubertierenden, der sich in eine Fantasiewelt flüchtet, in der der Vater lebt, aber bettlägerig und unbeweglich in Wolfs Zimmer haust und die Liebe seiner Frau anzweifelt. Die verschiedenen Wahrnehmungsebenen laufen unmerklich und fließend ineinander. Ein Stockwerk höher lebt ein altes Paar, bei dem Clara zu leben scheint. Doch der Junge hört im Treppenhaus Männer, die dem alten Mann erzählen, dass seine Frau gestorben sei; gleichzeitig sieht Wolf sie, wie sie die Treppe hinabfällt. Clara trifft sich mit Männern im Hotel, die vor ihr onanieren, während Wolf im Türrahmen steht und sie still beobachtet. Dann erzählt sie ihm von einem dieser Männer, in den sie sich verliebt hat und mit dem sie leben will. Auf Wolfs Liebesoffenbarung reagiert das selbstbewusste Mädchen mit einer Mischung aus Verführung und Verachtung, die der Junge über sich ergehen lässt, solange er nur in ihrer Nähe weilen darf. Währenddessen läuft in den Fernsehern an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten stets derselbe Ausschnitt einer Naturdokumentation, in dem Eingeborene ein eben erlegtes Tier ehren. „Lupu“ ist ein reizvolles Regiedebüt, das die (Wahn-)Vorstellungen von Wolf und dessen inneres Verlangen nach Liebe, Sex, Familie und Zugehörigkeit mit kleinem Budget, engagierten Schauspielern und geschickten Bildern metaphorisch in Szene setzt und zugleich reichlich Leerstellen zur Eigeninterpretation bietet. Das ist streckenweise vergnüglich und provoziert ein genaues Hinsehen, doch der Film verliert zugunsten dieser traumhaften Grundstimmung mitunter seine eigenwillige Dramaturgie aus dem Blick; so endet er recht abrupt; auch werden die zentralen Grundkonflikte, die Trauer um den Vater und das Begehren von Clara, derart plakativ und altbacken aufgelöst, dass es dem wunderbar verrätselten Film einiges an Wirkkraft raubt.
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