Dokumentarfilm | Frankreich 2015 | 86 Minuten

Regie: Pascal Plisson

Vier junge Menschen aus benachteiligten Regionen der Welt bereiten sich auf Aufnahmeprüfungen an Schulen vor, die ihnen und ihren Familien ein besseres Leben verheißen. Eine Jugendliche aus Benares möchte Ingenieurin werden, ein Kubaner Profiboxer; ein Mädchen aus Ulan-Bator träumt von sich als Schlangenfrau, ein 19-Jähriger hofft, Ranger zu werden. Letztlich muss jeder von ihnen die Prüfungen am folgenden Tag für sich allein bestehen. In den parallel erzählten Geschichten erfährt man viel über den beschwerlichen Alltag der Jugendlichen, aber auch über die ambivalente Rolle des Familienverbundes, der bestärkt, aber auch auf Unterstützung wartet. - Sehenswert ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
LE GRAND JOUR
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Ladybirds Cinéma/Pathé
Regie
Pascal Plisson
Buch
Pascal Plisson · Olivier Dazat
Kamera
Simon Watel
Musik
Krishna Levy
Schnitt
Perrine Bekaert
Länge
86 Minuten
Kinostart
10.12.2015
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein längeres Interview mit dem Regisseur (14 Min.).

Verleih DVD
Universum (16:9, 2.35:1 DD5.1 engl. & Hindi & span./dt.)
Verleih Blu-ray
Universum (16:9, 2.35:1 dts-HDMA engl. & Hindi & span./dt.)
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Dokumentarfilm über vier Jugendliche aus ärmeren Länder am Tag vor einer entscheidenden Schulprüfung.

Diskussion
Zukunft ist ein verheißungsvolles Wort für Nidhi, Albert, Deegi und Tom. Es birgt die Möglichkeit, dass das Leben für sie doch noch etwas bereithält. Die jungen Protagonisten von „Der große Tag“ sind in ganz unterschiedlichen Ecken der Welt zu Hause. Ihnen gemeinsam ist jedoch, dass sie nahezu mittellos aufwachsen und deshalb auf ihre besonderen Begabungen setzen, um die Fesseln der Armut abzuschütteln und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Nach „Auf dem Weg zu Schule“ (2013; (fd 42 096)), in dem der französische Filmemacher Pascal Plisson die Lebenswelten von Kindern aus anderen Ländern am Beispiel ihres Schulwegs dokumentiert hat, widmet er sich mit „Der große Tag“ wieder der alles entscheidenden Rolle von (Aus-)Bildung gerade in benachteiligten Milieus. In den parallel geschnittenen Geschichten der vier jungen Protagonisten beobachtet Plisson, wie sie auf ihren persönlichen großen Tag hinarbeiten, an dem die Weichen Richtung Zukunft gestellt werden sollen. Die mathematisch begabte 15-jährige Nidhi aus Benares in Indien ist Tochter eines Rikscha-Fahrers und lernt für die Aufnahme in eine Vorbereitungsklasse für die Universität. Sie will Ingenieurin werden. Der Kubaner Albert ist zwölf Jahre alt und träumt davon, als Profiboxer an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Zunächst muss er aber beweisen, dass er gut genug für die Sportschule von Havanna ist. Auch die elfjährige Deegi aus Ulan-Bator in der Mongolei trainiert hart für ihren Wunsch, als Schlangenfrau in einem Zirkus international erfolgreich zu werden. Tom hingegen hat es fast geschafft: Ihm fehlt eine letzte Prüfung, dann ist der 19-Jährige staatlich anerkannter Ranger in einem Nationalpark in Uganda. Obwohl Plisson diesen kreuzbrav linear inszenierten Dokumentarfilm mit manch nachgestellt wirkender Szene geglättet und mit dem positiven Blickwinkel eines Motivationstrainers versehen hat, liefert er dennoch eindrückliche Bilder aus dem notdürftig, aber findig zusammengezimmerten Alltag von Nidhi, Albert, Deegi und Tom. Das kasernenhafte Internat des Letzteren mag etwa karg erscheinen, wird aber durch die leidenschaftlichen tier- und naturverbundenen Studenten mit dem auffallend höflichen Umgangston genauso zum Leben erweckt wie die Dächer der halb verfallenen Häuser, die Nidhi oder Albert als Rückzugsort dienen. Da liegt in der tageslichtlosen Enge von Deegis Kontorsionsschule mehr von der Plackerei in der Luft, die hinter den faszinierenden Haltungen der Schlangenmädchen steht. Deutlich wird zudem, welche bedeutsame Rolle die Familie jeweils spielt und welche Last die vier Protagonisten tragen. In der Hoffnung, dass ein erfolgreiches Kind sich selbst finanzieren kann und vielleicht sogar Wohlstand für alle bringt, motivieren die Familien so gut sie können. Doch letztlich schaffen es alle vier aus eigenen Kräften, und das ist das Einnehmende an diesem Film.
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