Der wunderbare Wiplala

Abenteuer | Niederlande 2014 | 97 Minuten

Regie: Tim Oliehoek

Ein neunjähriger Junge wünscht sich nach dem Tod der Mutter nichts sehnlicher als einen Freund. Der Vater ist ständig beschäftigt, die ältere Schwester zickt nur herum. Eines Abends entdeckt er in der Küche einen Winzling, der zwar zaubern kann, damit aber so seine Probleme hat, insbesondere wenn er jemanden in Stein verwandelt hat. Sein Unvermögen hat fatale Folgen, als er die Familie des Jungen in kleine Wesen seiner Größe verwandelt. Ebenso amüsanter wie aktions- und trickreicher Kinderabenteuerfilm, der gut unterhält, freilich ohne über die aus ähnlichen Handlungskonstellationen bekannten Erwartungshaltungen hinauszuweisen. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
WIPLALA
Produktionsland
Niederlande
Produktionsjahr
2014
Produktionsfirma
Bos Bros. Film & TV Prod./Mollywood/AVRO
Regie
Tim Oliehoek
Buch
Tamara Bos
Kamera
Rolf Dekens
Musik
André Dziezuk · Perquisite
Schnitt
Bert Jacobs
Darsteller
Geza Weisz (Wiplala) · Sasha Mylanus (Johannes Blom) · Peter Paul Muller (Herr Blom) · Kee Ketelaar (Nella Della Blom) · Hans Kesting (Atlas)
Länge
97 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Abenteuer | Kinderfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo
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Den Wiplala kennt in den Niederlanden vermutlich jeder: ein klitzekleiner Mann, der zaubern kann. Er nennt das „tinkeln“. Das Buch „Wiplala“ von Annie M. G. Schmidt ist einer ihrer vielen Bestseller. Und die Verfilmung dieses turbulenten Zauber-Abenteuers ist absolut sehenswert, weil sie das vereint, was Kinder in Filmen lieben: Humor, Spannung, Familie und rasante Action.

Diskussion
Den Wiplala kennt in den Niederlanden vermutlich jeder: ein klitzekleiner Mann, der zaubern kann. Er nennt das „tinkeln“. Das Buch „Wiplala“ von Annie M. G. Schmidt ist einer ihrer vielen Bestseller. Und die Verfilmung dieses turbulenten Zauber-Abenteuers ist absolut sehenswert, weil sie das vereint, was Kinder in Filmen lieben: Humor, Spannung, Familie und rasante Action. Die Geschichte ist einfach: Der neunjährige Johannes Blom, der nach dem Tod seiner Mutter mit seinem Vater und seiner Schwester eher nebeneinander als miteinander lebt, findet eines Abends den Wiplala. Leider vertinkelt dieser sogleich die Katze und kurz darauf auch den Nachbarn, einen erfolglosen Schriftsteller. Beide werden zu Stein, und mit dem Zurücktinkeln hat der Wiplala ein Problem. Deshalb hat er bei der Tinkel-Prüfung auch versagt und ist aus seinem Land geflohen. So bleibt der Nachbar vorerst ein riesiges Steindenkmal mitten auf der Straße. Aber als die Stadt die Statue abreißen will, durch die der Schriftsteller mit seinen Gedichten inzwischen berühmt wird, müssen Johannes und der Wiplala das verhindern. Es gibt nur ein Problem: Der Wiplala hat mittlerweile auch Johannes und seine Familie klitzeklein getinkelt, und der Weg nach Hause wird in Spielzeuggröße beinahe unmöglich und zu einem gefährlichen Abenteuer. Mit viel Liebe zum Detail erschafft der Film eine Realität, die sehr einladend zwischen Alltag und Fantasie angesiedelt ist. Obwohl bei Familie Blom gerade nichts so richtig funktioniert: Der alleinerziehende Vater ist heillos überfordert mit Haushalt, Job und Kindern. Die pubertierende Schwester hat es satt, immer den Babysitter für ihren jüngeren Bruder zu geben und meckert nur. Johannes bekommt weder die nötige Aufmerksamkeit noch die Liebe, die er benötigt, weil sein Vater viel zu sehr damit beschäftigt ist, alles aufrecht zu erhalten, und seine Schwester sich lieber um sich selbst kümmert. Erst das Abenteuer, das sie durch den Wiplala und seine magischen Fehlgriffe gemeinsam erleben, schweißt die drei wieder als Familie zusammen. Sie erkennen, was sie aneinander haben und wie sehr sie sich gegenseitig wirklich brauchen. Rührselig oder gar pathetisch jedoch wird das nicht erzählt. Mit wenigen, aber treffenden Sätzen wird das Familiendrama hinter dem Tod der Mutter nur angerissen, vermag zu berühren und wird neben der vordergründigen Abenteuergeschichte dennoch klar. Die Charaktere der Familie Blom und ihr Umgang miteinander sind genau beobachtet. Die Familie hat den Verlust der Mutter nicht gemeinsam verarbeitet, sondern sich in den Alltag geflüchtet. Sie müssen erst wieder zueinanderfinden, um als Familie zu funktionieren. Diese Art des filmischen Erzählens, die nicht jede Emotion verbalisiert, fordert auch Kinder heraus. Sie bekommen nicht alles präsentiert, sondern können die Lücken, das Unausgesprochene selbst erspüren und aus ihren Erfahrungen heraus füllen. Kinder erfahren im Alltag häufig, wie wichtig familiärer Zusammenhalt ist und wie schwer er manchmal herzustellen ist. Die niederländische Produktionsfirma Bos Bros hat sich seit mehr als 25 Jahren auf Kinderfilme spezialisiert und Filme wie „Die geheimnisvolle Minusch“ (2001), „Ein Pferd für Winky“ (2005) oder „Alfie, der kleine Werwolf“ (2011) produziert. Mit „Der wunderbare Wiplala“ hat sie das Kinderbuch aus dem Jahr 1957 entstaubt und gelungen in die moderne Welt übertragen. Tamara Bos als Drehbuchautorin, Regisseur Tom Oliehoek und Burny Bos als Produzent beweisen einmal mehr ihr Gespür für Filme, die Kinder mitreißen, begeistern, berühren und beeindrucken, ohne anbiedernd zu werden. Vor allem die Anarchie der Filmideen, die Lust am verrückten Abenteuer und die abgedrehten Stunts im Film begeistern Kinder und Erwachsene.
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