Tatort - Wer bin ich?

Krimi | Deutschland 2015 | 90 Minuten

Regie: Bastian Günther

Während den Dreharbeiten zu einem Kriminalfilm der "Tatort"-Reihe wird ein Aufnahmeleiter tot aufgefunden, unter Verdacht gerät Hauptdarsteller Ulrich Tukur. Prompt steht seine Rolle bei Redaktion und Regie zur Debatte, während sich seine Schauspiel-Kollegen als illoyale Intriganten erweisen. Ein selbstironisch flunkerndes Sein-Schein-Verwirrspiel als höchst ungewöhnlicher (Fernseh-)Beitrag zur "Tatort"-Krimireihe. Angereichert mit Insider-Jokes und Akteuren, die sich mit sichtlichem Vergnügen selbst in Szene setzen, verdichtet sich der Film zu einem vielschichtigen Theater der Eitelkeiten, mitunter sogar zu einer Reflexion über Imagination und Wirklichkeit. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2015
Produktionsfirma
Hessischer Rundfunk
Regie
Bastian Günther
Buch
Bastian Günther
Kamera
Michael Kotschi
Musik
Bertram Denzel
Schnitt
Stefan Blau
Darsteller
Ulrich Tukur (Felix Murot / Ulrich Tukur) · Barbara Philipp (Magda Wächter / Barbara Philipp) · Wolfram Koch (Paul Brix / Wolfram Koch) · Martin Wuttke (Andreas Keppler / Martin Wuttke) · Margarita Broich (Anna Janneke / Margarita Broich)
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Krimi

Diskussion
Manchmal haben erfundene Charaktere die Nase voll, nur Ausgeburten der Fantasie zu sein, und wollen wirklich werden. Wie zum Beispiel Kommissar Murot, der sagt: „Ich existiere doch nur, wenn die Kamera läuft, ich möchte auch mal real sein, einen Spaziergang machen!“ Wie bitte? Ein „Tatort“-Kommissar, der wirklich werden will? Wer kommt denn auf so eine verrückte Idee? Die Hessen natürlich, die schon mit ihrem grandiosen Zitate-Exzess-„Tatort“ „Im Schmerz geboren“ überrascht und begeistert haben. Zum Jahresende präsentieren sie mit Bastian Günthers „Wer bin ich?“ wieder einen „Tatort“ der Sonderklasse, ein herrlich verrücktes, selbstironisch flunkerndes Sein-Schein-Verwirrspiel. Film im Film. Wir sind Zeugen bei den Dreharbeiten zu einem Hessen-„Tatort“ mit Kommissar Murot (Ulrich Tukur), aber der Dreh muss unterbrochen werden, denn nach der wilden Bergfest-Party wird ein junger Aufnahmeleiter tot aufgefunden. Unfall? Mord? Schon gerät Tukur unter Mordverdacht. Redakteur und Regisseur beraten, ob man Tukur nicht aus der Geschichte hinausschreiben solle, die lieben Darsteller-Kollegen – darunter das neue Frankfurter Ermittlerteam Margarita Broich/Wolfram Koch und der aus dem Leipzig-„Tatort“ entfernte Martin Wuttke – versprechen dem armen Uli Beistand und lassen ihn dann doch allein. Hier wird die Geschichte zur tollen Blick-hinter-die-Kulissen-Komödie, zum Theater der Eitelkeiten mit jeder Menge Insider Jokes und hübschen Tarantino-Parodien. Das Vergnügen der Akteure, sich einmal derart augenzwinkernd als sie selbst in Szene setzen zu können, ist offenkundig und vermittelt sich prächtig. Die Glanzrolle aber gehört Tukur, der schließlich so verloren über Hotelzimmerflure schlurft wie in Bastian Günthers Kinofilm „Houston“. Das Gegenüber von Sein und Schein, von Imagination und Wirklichkeit ist innerstes Thema dieses hinreißend komödiantischen Spiels der Spiegelungen, das seinen finalen Clou themengerecht serviert, wenn Tukur plötzlich seinem leibhaftigen Murot-Alter Ego gegenübersitzt.
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