You'll Never Walk Alone (2017)

Dokumentarfilm | Deutschland 2017 | 100 Minuten

Regie: André Schäfer

Dokumentarfilm über die melancholische Ballade „You’ll Never Walk Alone“ aus dem Broadway-Musical „Carousel“ von Rodgers und Hammerstein (1945), die zur berühmtesten Fußball-Hymne der Welt wurde. Der Schauspieler Joachim Król führt als „Fremdenführer“ durch die ereignisreiche Geschichte des Liedes, das erstmals in den 1960er-Jahren als schnulzige Pop-Version beim FC Liverpool ins Fußballstadion einzog. Eine reizvolle, chronologisch erzählte Mischung aus kulturgeschichtlichem Essayfilm und Doku-Feature aus der Fußballwelt, angereichert durch beredte Zeitzeugen. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Florianfilm/Cine Plus Filmprod.
Regie
André Schäfer
Buch
Hartmut Kasper
Kamera
Andy Lehmann
Musik
Ritchie Staringer
Schnitt
Fritz Busse
Länge
100 Minuten
Kinostart
18.05.2017
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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Heimkino

Die Extras enthalten u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
Mindjazz/Al!ve (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Mindjazz/Al!ve (16:9, 1.78:1, dts-HDMA dt.)
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Kulturgeschichtliche Dokumentation über einen Musical-Song von Rodgers & Hammerstein, der sich in den Fußballstadien zur Hymne entwickelt hat

Diskussion
Eine Fußball-Hymne stellt man sich eher als schlichte, eingängige Melodie vor, mit einem Refrain, den man schon beim ersten Hören mitsingen kann, plus ein schmissiges Tempo. Doch die mit Abstand bekannteste Fußball-Hymne ist eine getragene Musical-Ballade voller Melancholie, geschrieben für eine schwangere Frau, die über den Tod ihres geliebten Gatten hinwegzukommen versucht. Von Fußball ist darin nicht die Rede. „You’ll never walk alone“ stammt von Richard Rodgers (Musik) und Oscar Hammerstein (Text) und wurde für das Finale des 1945 uraufgehörten Broadway-Musicals „Carousel“ komponiert. Wie konnte dieses Lied seinen erstaunlichen Siegeszug durch die Stadien antreten? Das ist eine durchaus spannende Frage, die in dem Dokumentarfilm von André Schäfer aber während der ersten 30 Minuten eine allenfalls untergeordnete Rolle spielt. Stattdessen trifft der Schauspieler Joachim Król, der hier als eine Art Fremdenführer durch die Geschichte des Liedes fungiert, in Wien seine Kollegin Mavie Hörbiger, die im Burgtheater gerade in „Liliom“ gespielt hat und über den zwiespältigen Charakter des Titelhelden räsoniert. Das berühmte Theaterstück von Ferenc Molnár diente Rodgers & Hammerstein als Vorlage für „Carousel“. Anschließend geht es nach Budapest, wo Król sich von Matyas Sarkozi, einem Enkel von Ferenc Molnár, die Flucht des jüdischen Dramatikers im Jahr 1939 in die USA schildern lässt. Und schließlich ist Król auch am Broadway in New York, wo das Erfolgsduo Rodgers & Hammerstein 1945 das Musical uraufführte. Diese Vorgeschichte, für die sich der Film über Gebühr Zeit nimmt, ist unter kulturellen Aspekten nicht uninteressant, hat aber mit der Frage, wie der Song zur Fußballhymne wurde, nur wenig zu tun. Die verbindet sich eher mit der Liverpooler Rockband Gerry & the Pacemakers, die mit einer ziemlich schnulzigen Version des Liedes 1963 einen Hit landeten, der wie andere Charts-Erfolge vor den Heimspielen des FC Liverpool von Schallplatte eingespielt und von den Fans mitgesungen wurde. Doch als der Song aus den Hitparaden verschwand und damit auch aus dem Stadion-Repertoire fiel, erhob sich lautstarker Protest. Weshalb „You´ll never walk alone“ dort bis heute gespielt und gesungen wird. Der Film verbindet diese Geschichte des Liedes mit einen historischen Porträt des FC Liverpool, wobei auch dessen Stadionsprecher zu Wort kommt und ein Interview mit dem derzeitigen Trainer Jürgen Klopp nicht fehlt. Weil der vorher Coach bei Borussia Dortmund war, vor dessen Heimspielen die Hymne ebenfalls zelebriert wird, und Joachim Król ein bekennender BVB-Fan ist, gerät der Film auch noch zur Hommage an den Fußballverein aus dem Ruhrgebiet. Da der weitgehend chronologisch montierte Film viele Umwege nimmt, in seinen Archivbildern geschickt Ereignisse und Stimmungen früherer Jahrzehnte lebendig werden lässt und eine Vielzahl von beredten Zeitzeugen aufbietet, ist er auch für Menschen sehenswert, die mit Fußball eher wenig am Hut haben.
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