Monika Hauser - Ein Porträt

Dokumentarfilm | Deutschland 2016 | 82 Minuten

Regie: Evi Oberkofler

Dokumentarfilm über die Schweizer Gynäkologin und Frauenrechtlerin Monika Hauser, die in den 1990er-Jahren die Organisation „medica mondiale“ gründete, welche vom Krieg traumatisierten Frauen medizinische und psychologische Hilfe bietet. Der klar strukturierte Film begleitet die Protagonistin zu Krisenherden nach Uganda, Afghanistan oder Liberia. Er porträtiert aber nicht nur eine kämpferische Frau und ihre persönliche Geschichte, sondern sensibilisiert generell für die verzweifelte Lage der Opfer. Dabei findet der Film vor allem für die Inszenierung des patriarchal grundierten Schreckens eine angemessene filmische Sprache. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Thali Medien
Regie
Evi Oberkofler · Edith Eisenstecken
Buch
Evi Oberkofler · Edith Eisenstecken
Kamera
Carla Muresan · Sanne Kurz · Judith Benedikt · Thomas Bresinsky · Jochen Unterhofer
Musik
Elena Kats-Chernin · Iva Bittová
Schnitt
Evi Oberkofler · Edith Eisenstecken
Länge
82 Minuten
Kinostart
03.05.2018
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Dokumentarfilm über die Schweizer Ärztin und Frauenrechtlerin Monika Hauser und ihre Organisation „medica mondiale“ zur Hilfe vom Krieg traumatisierter Frauen.

Diskussion
In „Monika Hauser – Ein Porträt“ packen die Filmemacherinnen Edith Eisenstecken und Evi Oberkofler ein heikles Tabuthema an. Es geht um Frauen, die (im Krieg) Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. Dreh- und Angelpunkt des Dokumentarfilms ist die titelgebende Ärztin, die schon vor 25 Jahren damit begonnen hat, im Bosnienkrieg vergewaltigten Frauen zu helfen. Inzwischen ist die von Hauser gegründete Organisation „medica mondiale“ weltweit tätig, unter anderem in Syrien, Afghanistan und im Irak. Hauser wurde für ihr Engagement unter anderem mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt. Die Dokumentaristinnen, die schon öfters zusammengearbeitet haben, etwa bei „Krista Posch“ (2009) oder „Stenzel – Als Filme noch ver-rückt sein durften“ (2011), strukturieren den Film in drei Teile. Im ersten Abschnitt begleiten sie Hauser auf einer Art Spurensuche. Die umtriebige Helferin reist noch einmal nach Bosnien, an jene Stätten, wo sie Anfang der 1990er-Jahre ihre Tätigkeit begann. Der zweite Teil rekapituliert Hausers Biografie. Sie stammt aus Südtirol und wuchs in der Ostschweiz auf, wo sie schon früh mit häuslicher Gewalt konfrontiert wurde; die Großmutter schüttete dem zwölfjährigen Mädchen ihr Herz aus, dass sie unter ihrem Mann zu leiden habe. Der dritte Teil beobachtet Hauser bei der Arbeit, bei Vorträgen und Diskussionsrunden, aber auch im Kontakt mit Politikern, die sich für ihr Anliegen interessieren. Sie besucht überdies eine Vorführung von Angelina Jolies Drama „In the Land of Blood and Honey“ (fd 40 939), das die Vergewaltigung von Frauen in Bosnien thematisiert. „Monika Hauser – Ein Porträt“ kommt ohne Off-Kommentar aus. Die Aussagen von Hauser sowie ihrer Mitstreiterinnen stehen für sich. Die Inszenierung setzt auf arrangierte Interviews, die Kamera ist aber auch im Alltag nahe dabei, wenn Hauser im Taxi zum nächsten Termin eilt, sich mit Weggefährtinnen trifft oder auf einem Kongress über ihre Arbeit spricht. Ihre Sätze werden mit Archivmaterial oder privaten Fotografien unterlegt. Zusätzlich werden scherenschnittartige Schwarz-weiß-Bilder eingestreut, auf denen schemenhaft eine Frau zu sehen ist. Kurze, als Schrifttafeln eingeblendete Statements von Vergewaltigungsopfern machen deutlich, dass es sich hier nicht nur um das Porträt einer kämpferischen Frau handelt, die Großes geleistet hat, sondern dass es vor allem um das Thema der traumatisierten Opfer geht. Die Regisseurinnen finden zu diesen Bildern eine passende Musik, eine Art Klagelied, das aus einem Film von Emir Kusturica stammen könnte und sich leitmotivisch durchzieht. „Monika Hauser – Ein Porträt“ ist eine Ehrerweisung für einen Menschen, der sich über ein Vierteljahrhundert für Frauenrechte eingesetzt hat. Zugleich aber schafft der Film viel mehr. Er will aufrütteln, und er legt den Finger in eine Wunde, die schmerzhaft deutlich macht, dass unsere patriarchal dominierte Welt so grausam und abscheulich ist wie vor Hunderten von Jahren.
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