Familie Lotzmann auf den Barrikaden

Komödie | Deutschland 2016 | 86 Minuten

Regie: Axel Ranisch

Ein mit einer Unterschriftenaktion beschäftigter Rentner vergisst den Geburtstag seiner Frau und zieht sich durch ein Missgeschick mit dem Staubsauger und ihrem Wellensittich ihren Zorn noch mehr zu. Beim Versuch, das Gerät reparieren zu lassen und den Vogel zu retten, gerät er in einen vor der Eröffnung stehenden Elektromarkt und sieht sich unvermittelt in eine Geiselnahme verwickelt. Währenddessen gerät auch die Geburtsfeier seiner Frau mit ihren Schwestern außer Kontrolle. Turbulente, außergewöhnlich einfallsreiche und brillant besetzte (Fernseh-)Komödie, die mit Klamauk und überzeichneten Situationen die Groteske immer weitertreibt. Dezent werden dabei auch leichte Spitzen gegen die Ausbeutung am Arbeitsplatz, Fremdenhass und Terrorhysterie untergebracht. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Kordes & Kordes Film
Regie
Axel Ranisch
Buch
Sönke Andresen
Kamera
Dennis Pauls
Musik
Martina Eisenreich
Schnitt
Milenka Nawka
Darsteller
Jörg Gudzuhn (Hubert Lotzmann) · Gisela Schneeberger (Annemarie Lotzmann) · Eva Löbau (Bille Lotzmann) · Gudrun Ritter (Margot Lewandowski) · Sigrid Schnegelsiepen-Sengül (Ingeborg Lewandowski)
Länge
86 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
Zu DDR-Zeiten war er Volkspolizist, als Rentner hat Hubert Lotzmann (Jörg Gudzuhn) hingegen nicht mehr viel zu sagen. Immerhin engagiert er sich mit einer Unterschriftenaktion für den Erhalt eines Hallenbads, was ihn aber so sehr in Beschlag nimmt, dass er darüber den 70. Geburtstag seiner Frau Annemarie (Gisela Schneeberger) vergisst. Deren wütendes Verhalten ist ihm trotz eindeutiger Hinweise – Nachmittagsgedeck, Besuch ihrer beiden Schwestern – unerklärlich, zumal er angesichts eines bösen Malheurs noch ein weiteres Problem bekommt: Beim Staubsaugen trifft es den geliebten Wellensittich seiner Frau, worauf auch das 40 Jahre alte Gerät den Geist aufgibt. Hubert erhält deshalb ein Ultimatum von seiner Frau: Entweder Staubsauger und Vogel sind in Kürze wieder unversehrt zurück oder er kann auch die Ehe vergessen. Der panische Gatte macht sich also auf den Weg, stößt aber auf zahllose weitere Hindernisse angesichts einer pannenerfüllten Eröffnung eines neuen Elektro-Discounters, gegen den zu allem Unglück seine eigene linksradikale Tochter mit radikalen Mitteln ankämpft. Es sind die klassischen Zutaten einer schrillen Familienkomödie, mit denen Axel Ranisch in seinem Fernsehfilm hantiert. Der für seine improvisierten Filme („Ich fühl mich Disco“) gelobte und für seine Impro-„Tatorts“ eher mit Kopfschütteln bedachte Regisseur hat bei „Familie Lotzmann auf den Barrikaden“ erstmals nach einer Drehbuch-Vorlage inszeniert. Dennoch ist auch in der temporeichen Komödie sein Gespür für originell gestaltete Settings gut bedient gewesen, ebenso wie die ziemlich grotesken, aber immer liebenswerten Figuren von seiner Handschrift künden, zumal durch die Gegenwart von Ranischs exzellenten Stammschauspielern Heiko Pinkowski, Peter Trabner, Christina Große und Frithjof Gawenda in Nebenrollen. Der wild in alle Richtungen strebende Plot beinhaltet unter anderem auch (dezente) Spitzen gegen kapitalistische Ausbeutung, Fremdenhass und Terrorhysterie, was zusammen mit der kompromisslos nach „handgemacht“ ausschauenden Ästhetik die lange Verzögerung vor der Ausstrahlung des Films (Premiere war bereits 2016 in Hof, das Drehbuch wurde gar schon 2009 in Emden ausgezeichnet) beeinflusst haben dürfte.
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