Thilda & die beste Bande der Welt

Abenteuer | Norwegen/Schweden 2018 | 94 Minuten

Regie: Christian Lo

Zwei norwegische Freunde wollen mit ihrer Band Musikgeschichte schreiben. Als sie zu einem Rockwettbewerb eingeladen werden, scheinen ihre kühnsten Träume wahr zu werden. Sie schließen sich mit einer 9-jährigen Cellistin und einem coolen Teenager zusammen, der über ein Auto verfügt, und machen sich auf den Weg ans andere Ende von Norwegen. Ihre kuriose Kombination bedingt ein abenteuerlich wildes Durcheinander, bei dem sie sich selbst und einander besser kennenlernen. Das Road Movie ist nahe bei den Figuren, dreht mitunter aber zu sehr auf und überzeichnet die Erwachsenen ins Groteske. Ein unterhaltsamer Film über Träume, Freundschaft und den langen Weg zu sich selbst. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
LOS BANDO
Produktionsland
Norwegen/Schweden
Produktionsjahr
2018
Produktionsfirma
Filmbin/Original Film/Snowcloud Films
Regie
Christian Lo
Buch
Arild Tryggestad
Kamera
Bjørn Ståle Bratberg
Musik
Eirik Myhr
Schnitt
Arild Tryggestad
Darsteller
Tage Johansen Hogness (Grim) · Jakob Dyrud (Aksel) · Tiril Marie Høistad Berger (Thilda) · Jonas Hoff Oftebro (Martin) · Nils Ole Oftebro (Aslak)
Länge
94 Minuten
Kinostart
20.09.2018
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Abenteuer | Jugendfilm | Komödie
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Turbulentes Road Movie um vier unterschiedliche Jugendliche, die gemeinsam quer durch Norwegen reisen, um bei einem Rockkonzert aufzutreten.

Diskussion
Im Kino kämpfen die Menschen oft für ihre Träume. Erst recht, wenn sie jung sind. Dann mündet dieses Ringen oft in eine grundlegende und lebensnotwendige Selbstbehauptung: Sei wer du bist! Versteck dich nicht! Egal wie normal, verschroben, mollig oder schüchtern du bist. „Follow your dreams!“ Das steht auch auf dem Foto, auf dem Grim als 8-Jähriger neben seinem Idol, dem Rockstar „The Hammer“, zu sehen ist. Nur wegen „The Hammer“ hat er mit dem Schlagzeugspielen angefangen. Seitdem träumt er davon, dass er eines Tages mit seiner Musik groß rauskommen wird. „Los Bando Immortale“ heißt seine Band, und sie besteht neben Grim aus seinem Kumpel Aksel, der Gitarrist und begnadet schlechter Sänger der Band ist. „Er hat eine Stimme wie eine Makrele“, findet Grim, doch er hat nicht den Mut, seinem Freund die Wahrheit zu sagen. Es würde vielleicht die Freundschaft zerstören, aber fast noch schlimmer Aksels Herz, ist er doch davon überzeugt, dass er als Frontmann einer Rockband die schöne Linda für sich gewinnen wird. Der 15-jährige Aksel hört förmlich die Hochzeitsglocken läuten, als „Los Bando Immortale“ zu einem Rockwettbewerb eingeladen wird. Heimlich hat er ein Demo-Band eingereicht, nicht ahnend, dass Grim seinen Gesang am Computer bearbeitet hat. Bald gesellen sich die 9-jährige Cellistin Thilda, die ebenso einsam wie dickschädelig ist, und der coole Martin zu den beiden Teenies; Martin soll die kleine Truppe zum Wettbewerb ins ferne Tromsø kutschieren. Wer unterwegs ist, erlebt viel, und so ist es auch in „Thilda und die beste Band der Welt“. Bei drei Jungs und einem Mädchen zwischen 9 und 17 Jahren geht es naturgemäß drunter und drüber. Es kommt zu allerlei kuriosen Begegnungen, etwa mit einer hysterischen Braut, deren Auto kurz vor der Trauung streikt, oder mit einem desillusionierten Musiker, der sich in die Provinz zurückgezogen hat. Die Fahrt wird zu einem Rennen gegen die Zeit und oft genug auch zur Verfolgungsjagd. Denn da Thildas Eltern ihrer Tochter keineswegs eine Erlaubnis zur Reise erteilt haben, bekommt es die wilde Konstellation bald auch mit der Polizei zu tun. Zudem heften sich Martins Vater und Bruder, ein durchgeknallter Jesus-Freak, an ihre Fersen, da Martin den Van des Bruders zum Tourbus umgewandelt hat. Ein ums andere Mal müssen Thilda und die Jungs sich aus seltsamen, brenzligen, komischen, aber nie wirklich bedrohlichen Situationen befreien. Das klappt nur, weil sie trotz mancher Reibereien oder auch Enttäuschungen zusammenwachsen und füreinander einstehen. „Thilda & die beste Band der Welt“ ist in jeder Hinsicht ein klassisches Road Movie. So haben die Vier auch jeweils eigene Gründe, sich auf den Weg zu machen: Grim will seinen ewig streitenden Eltern entfliehen, Aksel seine Angebetete erobern, Thilda endlich Anschluss und Anerkennung; Martin, der eigentlich von einem Musikstudium träumt, versucht seinem Vater zu entkommen, der aus ihm einen Ralley-Fahrer und Kfz-Mechaniker machen will und ihn ständig für Arbeiten in der Werkstatt einspannt. Dass sie sich „on the road“ alle ein wenig besser kennenlernen und auch die eine oder andere bittere Wahrheit verkraften müssen, liegt in der Natur des Genres, in dem die Wege meist mit viel Selbsterkenntnis gepflastert sind. Als erwachsener Zuschauer ahnt man schnell, wohin die Fahrt geht. Dagegen ist nichts einzuwenden. „Thilda und die beste Band der Welt“ ist ein unterhaltsamer, zuweilen auch etwas pädagogischer Film, der in seinen leisen Momenten nahe bei den jungen Protagonisten (und seinem ebenso jungen Publikum) ist, aber in der Charakterzeichnung doch etwas zu sehr aufdreht. Wie oft in Kinderfilmen sind die erwachsenen Figuren mitunter bis ins Groteske überzeichnet und damit als glaubhafte Figuren schwer annehmbar. Dass der deutsche Titel des Films, der im Original schlicht „Los Bando“ heißt, das Mädchen in den Mittelpunkt stellt, wird der Geschichte nicht ganz gerecht. Sicherlich steht sie als einziges Mädchen im Mittelpunkt, aber eigentlich hat das Abenteuer mit zwei Jungs angefangen, die davon träumen, eines Tages die „beste Band der Welt“ zu sein.
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