Abenteuer | Lettland 2019 | 75 Minuten

Regie: Gints Zilbalodis

Ein Junge ist über einer Wüste mit dem Fallschirm abgesprungen. Vor einem bedrohlichen dunklen Monster flüchtet er auf eine geheimnisvolle Insel, die voller Naturwunder steckt. Während er nach einem Ausweg sucht, erkundet er mit einem Motorrad die Insel, trifft aber immer wieder auf das Monster. Ausdrucksstarker lettischer Animationsfilm mit atmosphärischen Bildern und Tönen, der in seinem Einfallsreichtum eine geradezu magische Atmosphäre erzeugt. Obwohl er völlig ohne Worte auskommt und vieles unerklärt lässt, setzt er sich tiefgründig mit fundamentalen existenziellen Fragen auseinander. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
AWAY | PROJĀM
Produktionsland
Lettland
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
Bilibaba
Regie
Gints Zilbalodis
Buch
Gints Zilbalodis
Kamera
Gints Zilbalodis
Musik
Gints Zilbalodis
Schnitt
Gints Zilbalodis
Länge
75 Minuten
Kinostart
05.03.2020
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
Abenteuer | Animation | Fantasy
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Meteor (16:9, 2.35:1, DD5.1)
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Lettischer Animationsfilm um einen Jungen, der nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel strandet und das Eiland zusammen mit einem kleinen gelben Vogel erkundet, wobei ihnen eine drohende Erscheinung nachspioniert.

Diskussion

Ein Fallschirm hat sich in den Ästen eines toten Baumes verfangen. Der Wind rauscht und das trockene Holz knarrt. An den Schnüren baumelt ein Junge. Er öffnet langsam die Augen. Um sich herum sieht er nur die kahlen Berge und Dünen einer endlosen Wüste. Wie er dorthin gekommen ist, weiß man nicht und wird es auch nie erfahren. Aus dem dunstigen Sandnebel nähert sich ihm ein dunkles, halsloses Monster, größer als der Baum und mit Augen, die leuchten wie Scheinwerfer. Es greift nach ihm, und der Junge versinkt in seiner Schwärze. Dann aber kann er sich befreien und läuft in die Wüste hinein. Hinter ihm stapft langsam das Monster, das jetzt noch viel größer wirkt, langsamen Schrittes, unaufhaltsam, wie ein Schicksal, dem man einfach nicht ausweichen kann.

Der lettische Animationsfilm „Away – Vom Finden des Glücks“ lebt von seinen einfachen, aber ausdrucksstarken Bildern, den Landschaften, ihren verborgenen Pfaden und Abgründen und seinem Protagonisten, dem Jungen, der sich immer auf der Flucht oder auf der Suche befindet. Begleitet wird er von Tieren wie einem gelben Vogel und einem weißen Fuchs und verfolgt von dem ebenso bedrohlichen wie irgendwie auch hilflosen dunklen Monster.

Eine Entdeckungsreise auf einer mysteriösen Insel

Der Junge am Fallschirm könnte vom Aussehen her ein Held wie Tim von Hergé sein, der spannende Abenteuer in exotischen Landschaften erlebt, aber „Away – Vom Finden des Glücks“ erklärt wenig im herkömmlichen narrativen Sinn. Er nimmt den Zuschauer mit auf eine Entdeckungsreise über eine mysteriöse Insel mit üppiger Vegetation, glücklichen und magischen Momenten. Eine Traumlandschaft voller unerklärlicher Elemente: schwarze Stelen, Ruinen im Wald und unbekannte Pflanzen, schlafende Katzen, die durch eine sprudelnde Fontäne schlagartig munter werden. Brücken, Tunnel und Torbögen und in einer Grotte ein menschliches Skelett. Ein See, dessen Oberfläche hart wie ein Spiegel ist.

Der Film lebt von seiner geheimnisvollen Stimmung, aber auch von seiner Spannung, von der Unberechenbarkeit der Elemente und dem Monster, das hartnäckig immer wieder auftaucht. Die üppige und bunte Natur der Oase steht im Kontrast zu der umgebenden Wüste, und jede Entdeckung blühender Landschaft ist mit neuen Überraschungen verbunden.

Weit entfernt von einer konventionellen Abenteuergeschichte schafft Regisseur Gints Zilbalodis Anklänge an Robinson Crusoe, Alice im Wunderland und an Antoine de Saint-Exupérys ebenso neugierigen wie einsamen kleinen Prinzen.

Völlig ohne Worte

„Away – Vom Finden des Glücks“ erzeugt in Bild, Geräusch und Musik eine geradezu magische Atmosphäre, die dadurch verstärkt wird, dass der Film völlig ohne Worte auskommt. Seine Bilder sind einfach und mit einer ganz eigenen Handschrift, die wenig mit den Hochglanz-Animationen konventionellen Family-Entertainments zu tun hat.

Fast vier Jahre hat der 26-jährige Gints Zilbalodis an seinem ersten Spielfilm gearbeitet. 2015 begann er mit der Arbeit und stellte zunächst das erste Kapitel fertig, um hier seine visuellen und technischen Ideen umzusetzen. Unter dem Titel „Oasis“ lief es als Kurzfilm auch auf verschiedenen Festivals. Sein Debütfilm, eine poetische Reflektion über Einsamkeit, ist fast komplett in Eigenarbeit entstanden: Zibalodis hat das Buch allein geschrieben und zeichnet auch für die Animation, die Musik, den Schnitt, den Ton und die Produktion verantwortlich.

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