In der idyllischen US-Kleinstadt geht die Unsicherheit um: Der zwölfjährige Justin verschwindet spurlos, als er tagsüber auf seinem Fahrrad nach Hause fährt. Es ist bereits der zweite Junge, der innerhalb kurzer Zeit in dem Ort wie vom Erdboden verschluckt scheint. Detective Greg Harper (Jon Tenney) leitet die Ermittlungen in dem Fall und versucht, diesen gemeinsam mit seinem Partner Spitzky (Gregory Alan Williams) aufzuklären. Der Druck auf die Ermittler ist groß. Harper hat daneben noch mit weiteren Problemen zu kämpfen. Nach einem Seitensprung seiner Frau Jackie (Helen Hunt) ist das Verhältnis zwischen ihnen angespannt. Ihr gemeinsamer Sohn Connor (Judah Lewis) leidet darunter. Doch damit nicht genug: In dem Haus der Familie passieren plötzlich unerklärliche und mysteriöse Dinge.
„I See You“ erweist sich schnell als Genre-Hybrid. Da ist auf der einen Seite die Ermittlung in einem Kriminalfall. Die beiden Detectives entdecken schon bald Parallelen zu einem früheren Fall, der nach einer Verhaftung und einem Urteil jedoch aufgeklärt schien. Der Verdächtige sitzt immer noch im Gefängnis. Wie häufig bei Kriminalfällen in einer Kleinstadt stellt sich auch hier die Frage, inwieweit die scheinbare Idylle nicht doch nur Fassade ist. Auf der anderen Seite springt im Haus der Harpers plötzlich der Fernseher an, Tassen fallen wie von Geisterhand zu Boden, Türen schließen sich hinter den Familienmitgliedern – typische Elemente des Haunted-House-Horrors, die hier geschickt und effektvoll eingesetzt werden.
Übernatürliches oder das ganz normale Böse
Regisseur Adam Randall wechselt mühelos und immer wieder zwischen den verschiedenen Genres hin und her und spielt lustvoll mit der Frage, was hinter dem Ganzen steckt – etwas Übernatürliches oder das ganz normale Böse, zu dem Menschen fähig sind. Das lässt er auch seine Figuren untereinander aushandeln – und weitet sich in diesen Momenten auch noch zum Familiendrama. Die Mutter versucht mehr schlecht als recht, die Situation nach dem Seitensprung wieder in Ordnung zu bringen. Der Sohn im Teenager-Alter macht ihr wegen der Untreue jedoch das Leben schwer, sie beschuldigt ihn daraufhin, für die unerklärlichen Dinge im Haus verantwortlich zu sein; der Vater hält seine Frau für verrückt. Die Beziehung zwischen den Protagonisten, ohnehin schon brüchig, wird im Lauf der Handlung immer stärker auf die Probe gestellt.
Randall führt die Zuschauer immer wieder auf falsche Fährten; die Handlung wird immer wieder durch neue und wechselnde Perspektiven sowie (meist überzeugende) Wendungen in eine andere Richtung gelenkt. So entwickelt sich der Film zum cleveren, mit gezielten Schockmomenten durchsetzten Vexierspiel, das seine Spannung bis zum Ende hält.