Diese Komödie verlässt sich, was den Humor angeht, auf die alte Mitleidsnummer, zumindest vorerst. Man lacht über die beiden Hauptfiguren, weil man nichts anderes machen kann; es ist aber kein Lachen, in dem Freude mitschwingt, nicht mal Schadenfreude. Dafür sind die beiden Männer, Lord und Schlumpfi, zu unbedarft. Der eine will möglichst exaltiert seine Coolness demonstrieren, der andere weiß nicht, was Coolness ist. Sie sind ein Poser und ein Depp; die Namen lassen sich entsprechend zuordnen.
Lord und Schlumpfi verstehen sich als Schwermetaller. Sie sind Heavy-Metal-Fans, die beschlossen haben, selbst aktiv zu werden. Zusammen gründeten sie eine Band und setzten die Stilrichtung „Black Bavarian Splatter Metal“ in die Welt. Musikalisch bedeutet das, dass der Lord brüllt und der Schlumpfi heimelig auf der Gitarre zupft. Die Songs sind dem bayrischen Volksgut entlehnt, „Rehragout“ und ähnliche Klassiker, nur etwas härter als gewöhnlich dargeboten. Der Kontrast ist dann tatsächlich lustig, auch wenn der Verdacht aufkommt, dass die Idee vielversprechender war, als es die Umsetzung hält.
Keine Drogen, keine Frauen, null Gewalt
Tradition und Popkultur, Bayern und die Welt. Lord und Schlumpfi kommen aus einem bayrischen Dorf; ihr Ziel aber ist Wacken in Schleswig-Holstein. Nicht wegen des Szenewechsels, jedenfalls nicht nur. Sie wollen beim weltgrößten Open-Air-Metal-Festival auftreten, wollen Ruhm oder einer Jugendbewegung angehören. Allzu genau wird der Wacken-Wunsch aber nicht erklärt. Stattdessen wird schnell deutlich, was Lord und Schlumpfi nicht anstreben: Drogen, Frauen, Gewalt oder Selbstbestimmung in irgendeiner Form. Dafür sind sie zu brav, und auch das dient dem Humor. Der Witz liegt im Kontrast von Ambition und Energie. Am Ende führt ihr Verhalten immerhin zur Selbsterkenntnis, wenn beide realisieren, dass ihre Abkürzungen womöglich Umwege waren.
Trotzdem haben die Abkürzungen von Lord und Schlumpfi einigen Unterhaltungswert. Sie wollen sich den Erfolg ihrer Band erkaufen, indem sie einen Pakt mit dem Teufel schließen. Von da an konfrontiert sie die Filmemacherin Sabine Schreiber mit allen Schrecken, die man in Bayern so kennt: Katholische Kirche, Volksmusik-Contest, Job im Getränkemarkt. Nach der Beschwörung des Höllenfürsts steigert sich auch sukzessive das Amüsement.
Wenn der Pfarrer den Mund aufmacht
Schreiber hat den dörflichen Alltag gut beobachtet, in ein paar glücklichen Momenten reichert sie dies mit einem Schub Irrsinn an. Man sieht, wie es in der esoterischen Buchhandlung zugeht, man hört, was der Bierfahrer daherredet, und sobald ein versoffener Pfarrer den Mund aufmacht, ahnt man, dass „Lord & Schlumpfi“ mehr bietet als bis dahin angenommen – und sei es nur der wiederkehrende Einsatz des Schauspielers Boris Schumm.
Die beiden Burschen Lord und Schlumpfi wurden von Tobias Öller ersonnen, mit immer neuen Abenteuern ausgestattet und ursprünglich als siebenminütige Videos auf Youtube veröffentlicht. Im Kino werden die bisherigen zwölf Episoden nacheinander vorgeführt; jede komplett mit Intro, Vorspann und Schlusstiteln. Man verfolgt die Band bei ihrem ersten Interview mit einer Szenemagazin-Tussi, beim Kontakt mit Luzifer, während einer Abzocke im Privatfernsehen oder ihrer Verwurstung als Werbewitz. Die Schwierigkeiten dieser Situationen sind grotesk übersteigert, haben aber durchaus didaktischen Anspruch. Man sieht an ihnen, was eine Komödie sichtbar machen soll – den Wert der Freundschaft, die Klugheit von Frauen, die Magie des Zufalls. Und die suggestive Kraft der beiden Hauptfiguren, denn eines hat man am Ende begriffen: ein Poser und ein Depp stecken in jedem von uns.