In den 1970er-Jahren gibt die sowjetische Regierung ein zwölf Kilometer tiefes Bohrloch auf der nordwestlichen Halbinsel Kola in Auftrag. Neben Erkenntnissen über den Aufbau der Erdkruste soll es auch Metall-Lagerstätten freilegen. Doch als aus dem Erdinneren schreckliche Schreie nach oben dringen, wird das Bohrprojekt schnell unter die höchste Geheimhaltungsstufe gestellt. Eine Wissenschaftlerin und ihr Team sollen dem Ursprung der Vorkommnisse auf den Grund gehen, ahnen jedoch nicht, welches Grauen sich in der Tiefe verbirgt.
Eine „Urban Legend“ um Stimmen aus der Hölle
Mit der sogenannten Kola-Bohrung setzte die Sowjetunion nicht nur eine bis heute unerreichte Bohrmarke, sondern legte auch den Grundstein für eine neuzeitliche „Urban Legend“. Selbst nach der Stilllegung der Bohranlage Anfang der 2010er-Jahre machten Gerüchte über aufsteigende Stimmen aus der Hölle weiterhin die Runde und verbreiteten sich über das Internet in rasend schnellem Tempo um den Erdball. Der russische Debütregisseur Arseni Sjuhin bedient sich für „Superdeep“ eben dieses modernen Mythos – mit einem durchwachsenen Ergebnis.
Die Handlung orientiert sich an Science-Fiction-Vorreitern wie „The Thing“ oder „Alien“ und schickt einen Trupp ahnungsloser Wissenschaftler in die lebensfeindlichen Untiefen, um den merkwürdigen Geschehnissen um verschwundene Forscher und Arbeiter auf den Grund zu gehen. Hierbei erforscht Sjuhin jedoch kaum eigene oder neue Wege, sondern vertraut auf Althergebrachtes, was Anhängern fantastischer Filme uninspiriert und schematisch aufstoßen wird. Die serbische Schauspielerin Milena Radulovic sticht immerhin als knallharte Wissenschaftlerin mit empathischem Kern aus der Masse an stereotypen Figuren heraus und drückt dank zahlreicher Großaufnahmen dem Film ihren Stempel auf.
Das Creature Design überzeugt, Story und Figuren weniger
Einen großen Pluspunkt landet die russische Produktion mit ihrem Set-Design: Die unterirdischen Labortrakte entfalten durch die massiven Sicherheitstüren sowie das schummrige Licht der Warnleuchten ihre klaustrophobische Wirkung und lassen vieles im Dunkeln, was die Fantasie des Zuschauers anregt. Und spätestens, wenn die erste Kreatur aus dem Schatten ins Licht tritt und die Kamera über den entstellten Körper streift, wird die faszinierende wie abstoßende Detailverliebtheit der Creature Designer erkennbar. Der Schauwert reicht jedoch nicht aus, um die platte und schlauchförmige Geschichte sowie die klischeehaften Figuren und ihre oberflächlichen Motivationen zu übertünchen. So bleibt „Superdeep“ am Ende nur ein weiteres „Creature Feature“, das mehr auf bereits Erdachtes anderer Science-Fiction-Wegbereiter als die eigene Kreativität setzt.