Only Murders in the Building

Komödie | USA 2021 | Minuten

Regie: Jamie Babbit

Drei Fremde mit einer Obsession für ein True-Crime-Podcast tun sich zum Ermittler-Team zusammen, als in dem noblen Apartmenthaus in Manhattan, in dem sie alle wohnen, ein Mord passiert. Zwar glaubt die Polizei zunächst an Selbstmord, doch die zwei Senioren und die junge Frau bezweifeln das und beginnen mit den Ermittlungen unter diversen anderen Mietern des Hauses, die in Verdacht kommen; ihre Detektivarbeit verarbeiten sie zu einem eigenen Podcast (Staffel 1). In Staffel 2 hält der Tod der Vorstandsvorsitzenden der Wohnungseigentümer des Apartmenthauses das Detektivteam auf Trab; es entspinnt sich ein neuer Fall, bei dem u.a. ein pikantes Gemälde, die Familiengeschichte eines der Senioren und das geheime Innenleben des Gebäudes eine Rolle spelen. Die Serie verbindet ein raffiniert aufgebautes "Murder Mystery" mit einer Satire auf den Podcast-Hype und einer warmherzigen Story um großstädtische Vereinzelung und deren Überwindung. Ein exzellentes Ensemble, ein Feuerwerk pointierter Diloge und reizvolle formale Spielereien sorgen für beste Unterhaltung. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
ONLY MURDERS IN THE BUILDING
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
20th Century Fox Television/20th Television/Rhode Island Ave. Prod.
Regie
Jamie Babbit · Cherien Dabis · Gillian Robespierre · Don Scardino · Don Scardino
Buch
John Hoffman · Steve Martin · Kirker Butler · Kristin Newman · Ben Smith
Kamera
Christ Teague
Musik
Siddhartha Khosla
Schnitt
Matthew Barbato · JoAnne Yarrow
Darsteller
Selena Gomez (Mabel) · Steve Martin (Charles) · Martin Short (Oliver) · Amy Ryan (Jan Bellows) · Aaron Dominguez (Oscar)
Länge
Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie | Krimi | Serie

Krimikomödien-Serie um drei Fremde mit einer Obsession für ein True-Crime-Podcast, die sich zum Ermittler-Team zusammentun, als in ihrem noblen Apartmenthaus in Manhattan ein Mord passiert.

Diskussion

Verbrechen verbindet! Und das gilt nicht nur für diejenigen, die gemeinsam etwas ausgefressen haben. Charles (Steve Martin), Oliver (Martin Short) und Mabel (Selena Gomez) haben nichts miteinander gemeinsam, außer dass sie zufällig im selben noblen Apartment-Block in der West Side von Manhattan leben – bis sie durch Zufall dahinterkommen, dass sie alle leidenschaftliche Zuhörer eines True-Crime-Podcasts sind: Die Basis für eine wunderbare Freundschaft, vor allem, als alsbald ein „True Crime“ direkt vor der Nase der drei stattfindet und sie gemeinschaftlich darangehen können, es mit Hilfe ihrer geballten Krimi-Kompetenz aufzuklären.

Drei Fremde vereint auf Mörderjagd

Der Auslöser dafür, dass die beiden Senioren und die junge Frau sich über ihre Krimi-Begeisterung austauschen, ist ein Feueralarm, der die Großstadt-Einzelgänger aus ihren Wohnungen in ein Restaurant treibt, wo sie am selben Tisch landen. Ein sinistrer Mörder wiederum nutzt die Evakuierung des Gebäudes dazu, einen Nachbarn des Trios, den Banker Tim Kono, abzumurksen. Die ermittelnde Polizistin geht zwar zunächst von einem Selbstmord aus; doch Charles, Oliver und Mabel zweifeln das an und beginnen mit Feuereifer zu ermitteln. An potenziellen Tätern mangelt es nicht, schließlich könnte theoretisch jeder im Haus der Killer sein – einschließlich des prominentesten Bewohners, Popstar Sting.

Und so machen sich die drei mehr oder weniger systematisch an die Eingrenzung der Tatverdächtigen, rücken ihren Nachbarn unter diversen Vorwänden mit ihren Fragen zu Leibe und entwickeln wilde Theorien – um das Ganze sogleich nach dem Vorbild des Podcasts, das sie zusammengeführt hat, in einem eigenen Podcast mit geneigten Zuhörern zu teilen. Wobei die zwei naseweisen Oldies Charles und Oliver allerdings lange nicht mitbekommen, dass ihre Juniorpartnerin ihnen wichtige Details vorenthält: Sie kennt, wie die Zuschauer schon früh erfahren, Tim Kono schon aus Kindertagen und war mit ihm und zwei anderen Kids lange ein Herz und eine Seele – bis eine Tragödie sie als junge Erwachsene brutal auseinanderriss. Hat Konos Tod nun etwas mit den Ereignissen von damals zu tun?

Steve Martin tobt sich als Showrunner aus

Steve Martin, der in den 1970er-Jahren als Stand-up-Comedian anfing und sich seitdem zu einer Art Institution des amerikanischen Humors gemausert hat („Er hat die Comedy unserer Generation beeinflusst wie es Charlie Chaplin, die Marx Brothers und Laurel und Hardy in ihrer Zeit getan haben“, formulierte es Kollege Tom Hanks enthusiastisch in einer Laudatio zu Martins Ehrung mit dem „Mark-Twain-Preis“ 2005) verkörpert in „Only Murders in the Building“ nicht nur eine der drei Hauptfiguren, sondern fungiert gemeinsam mit John Hoffman auch als Showrunner und Serienschöpfer. Auf der Kinoleinwand ist man dem 1945 geborenen Star in den letzten zehn Jahren nur noch selten begegnet; in den Ruhestand hat er sich indes keineswegs begeben, sondern sich unter anderem als Autor am Broadway getummelt, mit dem preisgekrönten Musical „Bright Star“ und der Komödie „Meteor Shower“.

In „Only Murders in the Building“ arbeitet er sich nun nicht nur satirisch am Hype um Podcasts ab, sondern auch die Verbundenheit zur Bühne schlägt durch, vor allem in Form der von Martin Short herrlich kapriziös gespielten Figur Oliver, eines einstigen Broadway-Regisseurs, der zwar nach einem fatalen Flop dem Inszenieren den Rücken kehren musste, aber immer noch im Kopf in der Welt des Theaters lebt – seine Suche nach dem Mörder wird in einer der Folgen zu einem imaginierten Vorsprechen, bei dem sich die tatverdächtigen Nachbar:innen vor ihm auf der Bühne versammeln und für die Rolle des Killers bewerben.

Das Konzept der Serie ist schlicht, aber exzellent umgesetzt: Die Szenen spielen nicht nur, aber vorwiegend in wechselnden Innenräumen, wobei die liebevoll ausgestatteten Apartments des fiktiven „Arconia Buildings“ kleine Bühnen für ihre Bewohner abgeben; die Handlung wird primär durch die pointierten Wortwechsel der Figuren vorangetrieben. Für zusätzlichen Pfiff sorgen formale Spielereien wie etwa eine surreale Episode, in der Steve Martins Figur von zwei lebensgroßen Looney-Tunes-Figuren verfolgt wird, oder eine „stumme“ Folge, in der aus hintersinnigen Gründen immer wieder der Ton ausfällt.

Detektivarbeit gegen großstädtische Vereinzelung

Herz und Seele bekommt die Serie dadurch, dass sie nicht nur ein clever aufgebautes, zunächst schwarzhumorig erzähltes, später dann sich spannend zuspitzendes Murder Mystery entfaltet, sondern obendrein auf warmherzig-satirische Weise um großstädtische Vereinzelung und deren Überwindung kreist. Wobei sie auf umwerfend charmante Figuren und ein großartiges Ensemble bauen kann, in dem zu den Hauptdarstellern prominente Namen wie Nathan Lane oder Amy Ryan kommen. Das teure Apartmenthaus, in dem fast die komplette Handlung spielt, scheint bevölkert von mehr oder minder schrulligen Singles, die kaum Kontakt miteinander haben – bis der Feueralarm und der Tod von Tim Kono sie aus der Reserve locken.

Charles, der früher Schauspieler war und für einen Columbo-mäßigen Part als Ermittler in einer Krimiserie in den 1990er-Jahren noch immer gelegentlich von Passanten auf der Straße erkannt wird, hat schon lange niemand mehr näher an sich herangelassen und scheint sich für seine Einsamkeit ein bisschen zu schämen; im Zuge seiner Zusammenarbeit mit Mabel und Oliver taut er aber schließlich sogar soweit auf, dass er anfängt, romantische Bande zu einer Nachbarin (Amy Ryan) zu knüpfen – eingeleitet in einer reizenden kleinen Szene, in der er bei geöffnetem Fenster über den Innenhof des Arconia hinweg mit seinem Mini-Akkordeon in einen Musik-Dialog mit deren Fagott-Übungen tritt. Natürlich stehen ihm, Mabel und Oliver zunächst noch allerlei Geheimnisse im Weg – Mabel schweigt sich hartnäckig gegenüber den beiden älteren Männern über ihre Vergangenheit aus, und Oliver wahrt zwar eine sorglos-leutselige Fassade, verheimlicht aber tunlichst seine finanziellen Nöte, die ihn demnächst seine Wohnung kosten könnten. Dabei zuzusehen, wie die drei trotzdem als Team zusammenwachsen, hält einen mindestens so gut bei der Stange wie die Frage, wer denn nun Tim Kono auf dem Gewissen hat.

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