In den 1830er-Jahren segelt der Engländer James Brooke (Jonathan Rhys Meyers) nach Asien, bereist die Küstengebiete Borneos und dringt tief in den Dschungel ein. Er lernt die Natur und die Menschen kennen, mischt sich in ihre Konflikte ein, hilft dem Sultan von Brunei bei der Niederschlagung eines Aufstandes und wird von ihm zum Herrscher über das Gebiet von Sarawak gemacht. Die Geschichte des englischen Abenteurers, der zum ersten weißen Raja wurde und ein Dschungelreich beherrschte, das größer als England war, inspirierte bereits Joseph Conrad zu seinem Roman „Lord Jim“, der in den 1960er-Jahren mit Peter O’Toole in der Titelrolle verfilmt wurde.
Mit „Im Herzen des Dschungels“ erzählt Regisseur Martin Haussman Brookes Geschichte jetzt explizit als biografischen Film, ohne diese postkolonial gegen den Strich zu bürsten. Die weiße Heldenfigur fungiert als Zentrum der Erzählung, ihre Perspektive prägt den Film; dennoch findet Haussman einen interessanten Zugriff auf den Stoff.
Das Porträt eines Aussteigers und Idealisten
Der Film beginnt damit, wie Brooke mit seiner Mannschaft den Dschungel erkundet. Sie segeln einen Fluss entlang, legen an und bahnen sich einen Weg durch die hohen Bäume, als plötzlich Pfeile gegen sie gerichtet werden. Die Einwohner haben die Engländer überrascht, die ihrerseits ihre Waffen ablegen und sich friedlich ergeben. Brooke lernt im Folgenden nicht nur die Bewohner der südasiatischen Region, sondern auch den Sultan kennen und erfährt von rivalisierenden Stämmen und Piraten, die in den Flüssen lauern. Er bietet seine Hilfe an und schafft es schließlich, die Aufständischen zu befrieden – wofür er reich belohnt wird.
„Im Herzen des Dschungels“ ist weniger klassisches Abenteuerkino, als vielmehr das Porträt eines Mannes voller Ideale, der sich von der englischen Krone und der westlich geprägten Gesellschaft abzuwenden und auf der Suche nach einer Alternative dem Leben der indigenen Völker zu verschreiben beginnt. Er träumt von einem „Utopia in freier Natur“ und meint in Borneo das Rohmaterial für dessen Verwirklichung zu finden. Die Natur, die Menschen und die Einfachheit des Lebens faszinieren Brooke, der von seinem Traum wie beseelt erscheint. Immer wieder sieht man ihn gedankenverloren in seiner eigenen Welt. „Ich bin nicht verrückt“, sagt er einmal. Und doch wirkt es stellenweise so, weil ihm die Realitäten der anderen zunehmend aus dem Blickfeld geraten.
Seine Anliegen bringen denn auch Konflikte mit sich. Vor allem bei seinem Begleiter Arthur Crookshank (Dominic Monaghan) stößt der Plan, als Herrscher in Borneo zu bleiben und nicht nach England zurückzukehren, auf Unverständnis. Doch auch mit Mitgliedern der Familie des Sultans oder Vertretern des British Empires kommt es zu Unstimmigkeiten und Spannungen.
Holprige Erzählung, ausdrucksstarke Bilder
James Brooke wird dabei als schwieriger Mensch gezeichnet. Einmal heißt es, er sei unehrlich. Welche Absichten er wirklich verfolgt, bleibt lange unklar. Vor allem diese Charakterisierung Brookes als zutiefst ambivalenter Figur macht den Film, nicht zuletzt auch dank des facettenreichen Spiels von Jonathan Rhys Meyers, interessant.
Abgesehen von einigen wenigen Actionszenen ist die Inszenierung recht ruhig gehalten. „Im Herzen des Dschungels“ lässt sich Zeit, um den Protagonisten und seine Welt näher zu bringen. Weniger Geduld wird hingegen für manche Entwicklungen und Handlungen der Nebenfiguren aufgebracht. Diese ereignen sich mitunter recht unvorbereitet, was sie wenig plausibel erscheinen lässt.
Im Unterschied zur holprigen Dramaturgie ist die visuelle Umsetzung durch den Kameramann Jaime Feliu-Torres durchweg gelungen. Gedreht wurde an Originalschauplätzen auf Borneo; die wunderschönen Landschafts- und Dschungelaufnahmen atmen dann doch den Flair des klassischen Abenteuerkinos.